Statt ins Wasser ab in die Botanik
Irgendwann kommt der Punkt, an dem ich einfach gar keine Lust mehr habe, schwimmen zu gehen. Schon allein der Gedanke daran lässt die Oberarme schmerzen. Es hilft nichts. Pause ist angesagt. Und einfach mal was anderes zu tun. Es ist ja nicht so, als gäbe es nichts, was mich nicht begeistern kann…
Grünzeug zum Beispiel.
Und Blühendes.
Blaublühender Enzian zum Beispiel.
Und schöne Gärten.
Also fahren meine Frau und ich am Pfingstsonntag ab in die botnik. Oder um es genauer zu sagen: In den Botanischen Garten Nymphenburg in München.
Wir waren seit Jahren nicht mehr dort.
Es ist kühl und regnerisch, ich rechne nicht mit immensen Besuchermassen… was natürlich ein Irrtum an einem Feiertag ist. Die eine Hälfte der Münchner steht im Stau auf dem Brenner oder der Tauernautobahn. Die andere Hälfte dackelt durch den Tierpark, den Nymphenburger Schlosspark, den Englischen oder eben den Botanischen Garten. Dabei erzählt man sich Rabatten entlang schlendernd lautstark allerlei dummes Zeug über Pflanzen, Tiere oder ihre lästige Verwandtschaft.
Kinder, denen langweilig ist, nörgeln, Mütter donnern einem Buggys in die Haxen, alte Frauen beschweren sich über undankbare Enkel, die sich nie melden. Väter fotografieren, Orchideen- und Rosenzüchter fachsimpeln in ergriffenem Ernst, kugelige Kakteen zählen, wie oft heute schon der Witz gemacht wurde – „bitte nimm Platz, hier Dein Stuhl!“ Zu allem Überfluss schleichen Männergesangsvereine rudelweise durch den Garten und veranstalten spontane Platz- und Gewächshauskonzerte. Nur die asiatisch anmutenden Statuen inmitten der südafrikanischen Pflanzen (welch ein Clash of culture) lächeln stumm, unergründlich und erhaben über dem ganzen Zirkus in sich hinein.
Jeder lässt jeden wissen, wer welche Pflanzen auch daheim hat, wie er sie pflegt, warum die Standortwahl und der richtige Dünger so wichtig sind und wie unverschämt es doch eigentlich ist, dass hier im Botanischen Garten auf vielen Schildern nur die lateinischen, botanischen Artnamen angegeben sind. Da kann man sich doch gar nicht richtig informieren…
Besonders grotesk geht es in einem Gewächshaus zu – dort, wo auch die Schildkröten daheim sind, wovon in meinem anderen Blog zu lesen ist. Daher muss ich das Gesagte hier nicht wiederholen.
Sobald wir aber die Gewächshäuser und die properen Beete im Eingangsbereich verlassen und uns Richtung Laub- und Nadelbäume verdrückt haben, wird es deutlich leerer, deutlich ruhiger und entspannter. Von unerschütterlicher Strenge schauen die Büsten die Erbauer des Gartens, die Forscher und Botaniker, denen man Denkmäler errichtet hat, den wenigen Vorbeigehenden hinterher. Und wohltuend schweigsam.
Um mir ein Beispiel daran zu nehmen, hier noch einige weitere unkommentierte Impressionen von unserem Rundgang durch diesen wunderbaren Garten. Vorbei am großen Teich, an zahlreichen Iris-Zuchtformen und durch die Farmschlucht.
So schön der botanische Garten auch ist – als Ort der Ruhe und Muße ist er eher ungeeignet. Aber die finde ich ja dann auch wieder beim nächsten Schwimmen in einem der Seen.
Man kann eben nicht alles haben…
Vielen Dank fürs Lesen.
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Eine ebenso eindrückliche wie grausige Schilderung (PS: Ich liebe botanische Gärten). Da möcht‘ man ja inmitten Gottes schönster Botanik zum Menschenfeind werden!
Die Schilderungen machen ja wenig Hoffnung … da lohnt also auch keine längere Anfahrt in einen anderen botanischen Garten. Das Schlimmste daran ist: ich bin ja auch ein Mensch, so ein normaler, der bestimmt auch nervige Eigenarten zutage treten lässt. Ich hoffe nur, das dann zu merken! Eeeeeeemmmaaaaa! Oh mein Gott …