Mediatipps (Teil 41): „Stadtwildpflanzen“ von Jonas Frei
Stadtwildpflanzen: 52 Ausflüge in die urbane Pflanzenwelt. Mit Hintergrundwissen zur Stadtvegetation. Biodiversität in der Stadt entdecken – unterwegs zu Vogelmiere, Götterbaum und wilder Karde – das wäre der vollständige Titel, wollte man genau sein.
Und wer will das nicht?
Wer mit offenen Augen durch unsere Städte läuft, sieht sie überall: Wildpflanzen. Oft frage ich mich, ob sie ein Zeichen der Hoffnung sind, dass die Natur immer einen Weg findet, sich immer Lebensräume erschließt, oder ob sie eher im Gegenteil ein Zeichen der Verzweiflung sind: Dem Zurückdrängen, der Zerstörung, in dem Pflanzen um die letzten Nischen des Überlebens kämpfen.
Vermutlich liegt die Wahrheit, wenn es denn überhaupt eine gibt, dazwischen.
Stadtwildpflanzen sind in den Augen vieler Zeitgenoss:innen allerdings vor allem Eines: Unkraut. Und das muss bekämpft werden, sei es durch Herausreißen, sei es durch Vergiften, sei es durch Wegflämmen. Und doch kommen sie immer wieder. Also doch ein Zeichen der Hoffnung.
Als ich auf Spektrum der Wissenschaft einen Beitrag über bewachsene Fugen in den Innenstädten lese und welche Wirkung dies gegen den Hitzestress in den Großstädten haben kann, nehme ich Jonas Freis Buch wieder aus dem Regal. 52 Ausflüge in die urbane Pflanzenwelt verspricht er, das ist nicht zufällig so strukturiert und ich nehme mir vor, nach den allgemeinen Texten jetzt ein Jahr lang, mir Woche für Woche eine Pflanze vorzunehmen und ihr Portrait zu lesen, vom einfachen Gras bis zum Baum, vom Farn bis zu den Blühpflanzen. Es wird dringend Zeit, sich intensiver mit dieser Thematik zu beschäftigen.
Was sind das für Pflanzen? Welche Rolle spielen sie im Ökosystem, wer lebt von ihnen?
Damit gebe ich unumwunden zu, hier ein Buch zu vorzustellen, dass ich noch nicht gelesen habe. Jedenfalls nicht in Gänze. Aber schon in vielen Teilen. Ohnehin ist Stadtwildpflanzen kein Buch, um es von vorne nach hinten durchzuschmökern, auch kein Bestimmbuch, um es mitzunehmen und vor Ort in einer Fuge, einer Mauer oder einer Brachfläche zu eruieren, was hier gerade wächst. Da sind einschlägige Werke oder heutzutage Apps sicher besser, praktikabler und leichter, denn die gebundene Ausgabe bringt einiges an Gewicht mit – weil hochwertig hergestellt.
Es ist eher eine Art Erkundungsbuch, ein Buch, dass ich vielleicht gar nicht mehr ins Regal stelle sondern es griffbereit auf dem Nachttisch zum Durchblättern hinlege. Und dann mal hier und mal da ein Pflanzenportrait lese, entweder auf Erkundung, oder weil mir die App Flora Incognita gerade eine Art identifiziert hat, die ich gesehen, vielleicht sogar fotografiert und wieder mal nicht erkannt habe.
Es ist aber auch ein Kreuz mit dem Grünzeugs… mit Götterbaum, Reseden, Wildquinoa, Teeblumen und Stachelnüsschen. Da sind einfach zu viele Unbekannte beteiligt. Noch. Noch Unbekannte.
Dass sie ersten Kapitel enorm viele Informationen über die globalisierte Natur, die sich wandelnde Stadtflora und das Ökosystem Stadtbereithalten, ist dem geschuldet, dass der Autor Jonas Frei als Landschaftsarchitekt, Stadtökologe, Fotograf und Dokumentarfilmer vom Fach ist. Fast schon unnötig zu erwähnen, dass das Buch auch reichhaltig bebildert ist, nicht nur mit Fotos sondern auch mit Herbarbelegen, Zeichnungen und Skizzen der portraitierten Arten. Und so kann man sich Art für Art von jeder einzelnen ein eigenes Bild machen.
Wer sich für das interessiert, was zu unseren Füßen in den Fugen wächst, was auf Ruderalflächen empor sprießt, was sich „einfach so“ in Parks und Gärten, auf Grünstreifen und in Mauerritzen aussäht und gedeiht, der ist mit Stadtwildpflanzen bestens bedient. Und ganz vielleicht helfen Bücher wie diese, ein wenig mehr Gelassenheit an den Tag zu legen, nicht mit Flammenwerfer und Unkrautgift sofort jedem Kräutlein auf den Leib zu rücken, sobald es sich da zeigt, wo es nach Auffassung mancher Zeitgenossen nicht hingehört.
Ohnehin wird es allerhöchste Zeit, hier umzudenken und wieder mehr Stadtwildpflanzen zuzulassen.
Jetzt hier kaufen (Das Buch gibt es aber auch über die ISBN bei Ihrem Buchhändler):
Gebundene Ausgabe / 352 Seiten / AT Verlag / 31. Januar 2023/ Sprache: Deutsch
ISBN-13 978-3039021338
Preis: 22,00 €
Auch als Kindle-eBook erhältlich
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