Nymphomanie – ein Bekenntnis
Nymphomanie, so lese ich auf Wikipedia, dem stets über alles Bescheid wissenden Onlinelexikon, das noch immer nicht zitierfähig ist im wissenschaftlichen Kontext, ist „die Bezeichnung für gesteigertes Verlangen von Frauen nach Geschlechtsverkehr“. Soweit nichts Neues, spätestens, seit Lars von Trier 2013 seinen Spielfilm-Doppel Nymphomaniac auf der Berlinale vorstellte, wissen auch die 125.000 Deutschen, die im Anschluss an das Festival die Filme im Kino gesehen haben, worum es dabei geht.
Aber hier nicht. Hier geht es nicht um das gesteigerte Verlangen von Frauen, hier geht es um Nymphen, aber auch nicht um jene mythischen, geisterhaften, halbgöttischen Wesen aus der Mythologie und der Märchenwelt. Es geht allein um das Wort: Νύμφη. Über das Wort kommen wir aber zu den sonderbaren Wesen, auch zur Sage, dass eine von ihnen aus Eifersucht um Herakles starb, was die Götter so rührte, dass sie sie in Form einer Blume wiedererweckten.
Fortan lebt sie als Nymphe auf dem Wasser, als Nymphaea, um genau zu sein, also als Seerose. So zumindest weiß es Plinius zu berichten.
Und damit wird es Zeit, sich zu einem begeisterten Verlangen nach Seerosen zu bekennen. Nymphaea alba, die weiße, wohnt zum Beispiel im Weiher, den ich oft und gern zum Schwimmen aufsuche.
Aber auch in zahlreichen anderen Seen, die einigermaßen warm werden, nährstoffreich sind (das sind hier wegen intensiver Düngung alle) und wenig fließen oder stehen. Ideale Voraussetzungen im Soyener See, Pilsensee, Steinsee und so manchem anderen Gewässer für Seerosen.
Im Wörther Weiher meide ich die Ecke, in der sie wachsen – in allen anderen Seen auch, es macht keinen Spaß, wenn man durch sie hindurchschwimmen muss, und es ist auch nicht ganz ungefährlich. Die Stängel sind sehr fest, es sollen sich schon Menschen in ihnen verfangen, nicht mehr losgekommen und ertrunken sein.
Und da wären wir schon wieder bei den echten Nymphen, die ja Ähnliches im Schilde führen – allen voran Undine.
Dass ich mich trotzdem diesen Nymphaeas nähere, hat einen einfachen Grund. Ich liebe sie.
Und daher brauche ich von ihr Fotos. Viele Fotos. Vom Ufer aus kann das jeder. Aber vom im und unter Wasser?
Wenn Sie mögen, dann folgen Sie mir einen Moment in das Reich der Nymphaea alba. Keine Angst, es ist völlig ungefährlich, Sie werden sich nicht in den Blättern verheddern, Sie bekommen nicht einmal nasse Füße. Das habe ich nämlich für Sie übernommen. Was eigentlich Unfug ist, denn ich war ja sowieso im Wasser und habe nach den letzten Metern meine Kamera geholt und bin zu den Seerosen geschwommen.
Einmal um den Teppich herum… aber keinesfalls hindurch. Das wäre doch arg töricht, man weiß ja nie, ob die Nymphaea sich nicht doch im Moment, da ich mich ihr über Gebühr nähere, selbiges als Akt der Aggression versteht. Oder als pures Interesse. Und dann…
Sie wissen schon. Es ward bereits öfter hier zitiert, wie Goethe es einst formulierte:
…da war’s um ihn geschehn.
Halb zog sie ihn,
halb sank er hin
und ward nicht mehr gesehn.
Hach!
Seufz!
Es sei nur angemerkt, ich habe eine gewisse Begeisterung für Seerosen und ihre Schönheit, also für die Nymphaea. Aber deshalb von Nymphomanie zu sprechen ist nicht nur etwas übertrieben, es ist auch grundfalsch. Denn Nymphomanie bedeutet ja etwas ganz anderes, wie eingangs bereits geklärt.
Wie also die Liebe zu Seerosen benennen?
Nymphaeaphilie
Und die hemmungslose, übersteigerte Begeisterung?
Nymphaeamanie – das gibt es tatsächlich. Nymphaeamania; How to Grow Waterlilies heißt ein Beitrag auf der Seite Learning with Experts. Und das Erste, was ich dort von den Experten lerne: Nymphaeamania, das Wort gibt es wirklich.
Na bitte, wer sagt’s denn?
Vielen Dank fürs Lesen.
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