Landleben: Wenn der Baum kommt…

Nein! Es herrscht kein Ausnahmezustand, nur weil der Baum kommt. Abgesehen davon, dass die Freiwillige Feuerwehr vorübergehend die Staatsstraße sperrt, damit der Baum aus dem Wald sicher an seinen neuen Aufbewahrungsort gebracht werden kann.


Abgesehen davon, dass ein Teil der Dofbewohnerinnen und Dorfbewohner, die sich zu den Buchner Burschn und den Buchner Bixn streng geschlechtsgetrennt in Vereinen organisiert hat, in Schale werfen, den Baum freudig erregt in Empfang nehmen, im Stüberl einlagern und zwei Wochen lang mit Argusaugen bewachen…

…damit er nicht gestohlen wird. Denn das wäre die denkbar größte Schmach, die einem Dorf in Oberbayern zugeführt werden kann.

Abgesehen davon, dass am Dorfrand auf einer Wiese ein Zelt aufgestellt wurde, das Maibaumstüberl heißt, und jetzt für 14 Tage mehr oder weniger konstant dort Remmidemmi herrscht. Mit Schnapsln, Sau grillen, Ostereiersuchen für die Kleinen, Wattn für die Großen, Kaffee & Kuchen für die Älteren und  1-2-3 Party, Goaßn- & Rüscherl-Party und so weiter für die Jüngeren.


So will es der Brauch, seit heute der neue Maibaum im Dorf angekommen ist.

Ein krummes Stangerl ist er ja schon, der Baum, was man aber nicht sagen darf, schon gar nicht als Zugroaster, sonst ist man schnell geächtet und verstoßen – das Leben auf dem Land kann hart sein. Aber meistens ist es eher zünftig…
… gemütlich und stimmungsvoll, wenn die Bixn und die Musi um die Wette strahlen,

den Baum mit Applaus und den fröhlich intonierten lustigen Holzhackerbuam begrüßen,

und die Burschn mit freiwilliger feuerwehrlicher Unterstützung den Baum im Maibaumstüberl verräumen.


Schon schön, das Landleben. Und das meine ich nicht mal ironisch. Wirklich nicht, Heilig geschworen.


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