Ich und meine sieben Sachen

Vergesslichkeit gehört zu meinen Kernkompetenzen. Selten halte ich meine Sachen zusammen. Das hat weniger etwas damit zu tun, dass mein Gedächtnis löchrig wie ein Sieb ist, sondern vielmehr etwas mit der Priorisierung. Meine Gedanken kreisen zu weit und zu schnell, als dass ich Alltägliches, Unwichtiges, Banales im Blick behalte. Davon war in diesem Blog schon öfter die Rede. Stets gelobe ich Besserung. Allein: Es hilft nichts. Es wird nicht besser. Ganz im Gegenteil.

Letztens im Freibad, bemerkte ich, dass ich die Earplugs daheim vergessen habe, sie lagen frisch gereinigt am Waschbecken. Nun ist es kein Drama, ohne Earplugs zu schwimmen. Ich bilde mir aber ein, dass es einigermaßen hilfreich ist, wenn ich sie trage, vor alle bei kaltem Wasser. Also gehören die Silikonstöpsel zu meiner Grundausstattung.
Nur eben an diesem Tag nicht.
Missmutig über meine Vergesslichkeit ziehe ich meine Bahnen. Als ich zwischendurch nach meinem Spielzeug am Beckenrand greife, ist der Pullbuoy verschwunden. Einfach weg. Dabei war ich hundertprozentig sicher, dass ich ihn genau dort abgelegt hatte, wo jetzt nur noch die Paddle des Todes lagen.
Geklaut ist er nicht, es ist niemand da, der sich für so etwas interessieren könnte. Ein scharfer Windstoß mag ihn verweht haben. Suchend schaue ich mich um – ein hoffnungsloses Unterfangen, verschwimmt doch nach 10 Metern Distanz alles in einer formlosen farbigen Masse. Fernsicht ohne Brille: Fehlanzeige.Die "sieben Sachen" am Schwimmbeckenrand
Es ist zu kalt, um aus dem Wasser zu steigen und ihn zu suchen. Schwimm ich halt ohne. Muss gehen und geht auch. Trotzdem nervt das irgendwie. Erst die Earplugs und jetzt das.
Im Becken jedenfalls treibt er nicht, soweit ich das überblicken kann. Dass er das doch tut, und zwar am komplett anderen Ende, registriere ich erst, als ich mit Schwimmen fertig bin. Ich rette ihn aus dem Wasser, dusche mich, trockne mich ab und…
stelle fest dass ich keine Wechselwäsche dabei habe. Auch nicht das erste Mal.
Wenn ich morgens schwimme, ziehe ich daheim oft gleich die Badehose an. In solchen Fällen kommt einer der erlesenen, edlen Luxus-Designer-Undies, die man profan auch Schlübbi nennen darf, in die Sporttasche. Rausgelegt hatte ich bereits einen, nur eingepackt eben nicht. Auch irgendwie ärgerlich, aber nicht zu ändern. Zum Glück habe ich die Unmenge meiner sieben Sachen aus Schwimmtasche gerade erst aus- und wieder eingeräumt, es gibt eine Ersatzbadehose, die ziehe ich an, damit ich im Büro unter der Jeans nicht hosenlos herumsitzen muss. Es soll ja Leute geben, denen so etwas nichts ausmacht. Mir schon. Dann lieber in der Jammer unter der Jeans als ganz ohne. Sieht ja keiner.

Indoor ist es nicht besser

Kurz danach in Giesing-Harlaching: Nach dem Schwimmen entscheide ich mich, noch ein wenig auf der Liege zu verweilen und dem Treiben zuzusehen. Nach dem Duschen und einer gemütlichen Pause, in der ich den letzten Rest aus meiner Trinkflasche sauge, mache ich mich auf. Ab in die Umkleide.

Relaxen und alles vergessen

Als ich vollständig angezogen bin, rolle ich die nasse Badehose in mein Handtuch, öffne die Schwimmtasche, um beides zu verstauen und starre ins Leere. Und schlagartig fällt mir ein: Earplugs, Pullbuoy, Schwimmbrille und Kappe habe ich vor dem Duschen auf den kleinen Mauervorsprung hinter der Liege gelegt. Da liegt das Geraffel immer noch. Fünf der sieben Sachen, um genau zu sein, nur die Earplugs habe ich schon in der Sporttasche. Typisch!

Also Rückabwicklung:
Jacke aus, Schuhe aus, Socken aus, Jeans aus.
Die trockene Ersatzbadehose (gottseidank die Jammer) schnell über die Unterhose.
Pullover und Polo-Shirt aus, Schlappen wieder an.
Alles zurück in den Schrank. Schrank absperren, zurück in die Halle, die Sachen holen. Und dann das Ganze in umgekehrter Reihenfolge wiederholen. Die Zeit drängt jetzt etwas.
Nun ist es ein Irrtum zu glauben, Zeit zu sparen, wenn man Pullover und Poloshirt gemeinsam auszieht, und gemeinsam wieder anzieht. Im Gegenteil. Das verknäulte Garderobe-Gewurschtel überzustreifen dauert länger, als beide Kleidungsstücke nacheinander anzuziehen, wie es sich gehört.Fünf der sieben Sachen, die mal wieder liegen geblieben sind

That’s life.


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