Es geht wieder los…

Über drei Wochen ist es her, dass ich das letzte Mal im Wasser war. Angefangen – davon hatte ich berichtet – hatte das Elend mit einer unangenehmen Wurzelspitzenresektion und der Entfernung eines Weisheitszahns. Ein Mund voller Fäden, die dringende Ermahnung des Kieferchirurgen, in der kommenden Zeit keinen Sport zu machen, hat micheinen Bogen um Schwimmbad und Weiher machen lassen. Um Infektionen zu vermeiden sollte ich vielleicht nicht unbedingt Schwimmbad- oder Weiherwasser durch den Mund zu spülen. Meinte nicht nur der Chirurg, meinte auch die Zahnärztin beim Fädenziehen. Hat nix genutzt: ein Spätinfekt, der eine Wange zu einer ballonförmigen Hamsterbacke aufblähte, kam trotzdem. Wieder eine Woche mit einer Wunde und einer Eiterdrainage im Mund.
Zwischendurch ein kleiner Magen-Darm-Infekt und am Ende eine formidable Erkältung. Die Bilanz: Fast vier Wochen kaum Bewegung, viele Tage auch nur bgrenzte Nahrungsaufzunahme. Es gab eben verdammt gute Gründe, warum ich kaum etwas essen konnte oder wollte. Einige Tage hätte ich besser gleich komplett im Bett bleiben sollen.
Die Waage lässt mich schmunzeln: Noch mal sind zwei Kilo weniger. Das Ultrabook könnte also gekauft werden, aber ich will erst mal abwarten, was die kommenden zwei Wochen bringen werden. Um nicht ganz einzurosten, habe ich zwischendurch ein minimales Training mit einem Theraband® absolviert. Michael Hahn gibt ja in Richtig Schwimmen ein paar gute Tipps. Mehr habe ich mir aus dem Netz geholt.
Jetzt aber: heißt es endlich wieder: Zurück im Wasser. Ein erstes Wiedereinstiegstraining absolviere ich am Freitagabend.
Seit Juni war ich nicht im Schwimmbad, den Sommer über bis zu dem oben geschilderten Frontalangriff auf meine Fitness habe ich im Neoprenanzug im Weiher trainiert. Irgendwie kommt mir das komisch, jetzt einfach wieder in der Badehose ins Wasser zu steigen. Ich will nicht sagen: Ich fühle mich nackt, aber es ist schon ein erheblicher Unterschied, im Neopren oder nur in Badehose zu schwimmen. Die ersten Minuten sind irritierend. Etwas blöd gelaufen ist, dass ich die falsche Brille in der Tasche hatte. Getönte „Gläser“ sind im Weiher hilfreich, bei tiefstehender Sonne und Lichtreflektionen hilft das ungemein. Aber im Hallenbad ist das einigermaßen albern. Egal: Ist nun mal nicht zu ändern.
Die Sportschwimmerbahn teile ich mir mit drei anderen, die heftig trainieren. Ich bin ein wenig neidisch. Denn ich bin richtig schlecht – kurzatmig durch die abklingende Erkältung, kaum Schwung, kaum Kraft. Aber Leute: Ich komme schon wieder in den Tritt. Wartet nur ab. Gut, dass heute keine Kampfschwimmer und Triatlethen im Wasser sind. Ein vierter, korpulenter Herr, der nicht ganz verstanden hat, was der Sinn dieser Bahn ist, dümpelt wie ein Öltanker hin und her auf der Sportlerbahn. Er blockiert fast jede Möglichkeit, an ihm vorbeizuziehen. Auf Dauer nervt das ein wenig…
Ich bin überrascht, dass es dann doch langsam besser wird. Irgendwann fische ich mir die Paddel vom Beckenrand. Es ist das erste Mal, dass ich im Hallenbad mit Schwimmpaddeln trainiere. Hätte ich mir vor einem halben Jahr auch nicht vorstellen können. Aber ich steigere das Tempo, spüre die Kraft, die ich zum Einsatz bringe – es macht wieder unglaublich viel Spaß. Ich weiß, was ich vermisst habe.
Nach der vierzigsten Bahn wird es leer. Die drei Sportschwimmer sind gegangen, nur noch der „Öltanker“, der bei keinem einzigen Schwimmzug den Kopf ins Wasser nimmt, und ich sind unterwegs. Irgendwann ist dann auch der fertig und ich habe – was selten genug is – die Sportschwimmerbahn ganz für mich.
Es könnte so schön sein. Könnte.

Wadenkrampf im Wasser. Grafik: dlrg.

Aber irgendwann – unvermeidlich – kommt er: Dieses Mal auf Bahn 67. Der Krampf. Und er kommt nicht allein. Gemein, schmerzhaft, hinterhältig und erst im linken Bein, dann im rechten Fuß.
Es hat keinen Zweck, weiterzuschwimmen. Ich verlasse das Becken und gehe langsam am Beckenrand zurück. Der Schwimmmeister, der mich humpeln sieht, weiß Rat. Er zeigt mir ein paar Bewegungen. „In den Schmerz hinein“, meint er. Danach solle ich mal eine Pause machen, „dann geht’s schon wieder.“ Da hat er Recht. Die Pause tut gut.
Nach wenigen Minuten ist der Krampf Geschichte. Ich nehme mir vor, mir konsequenter Magnesium zu gönnen. Noch mal ins Wasser? Der innere Schweinehund schüttelt vehement den Kopf. Aber ich ringe ihn nieder und starte noch mal neu.
Die folgenden Bahnen gehen locker und entspannt, fast wie von selbst.  Ich bin froh, es doch noch mal versucht zu haben.Aber ich lasse es jetzt langsam angehen. Von dem Krampf ist nichts mehr zu merken. So wenig Strecke bin ich lange nicht geschwommen, aber darum geht es heute nicht. Die hundert mache ich noch voll, und dann soll es das wohl für heute gewesen sein.
Man muss es ja nicht übertreiben. Und in den kommenden Tagen geht’s dann wieder ins wieder Wasser – und dann werde ich mich mit Magnesium vollgepumpt haben.

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1 Antwort

  1. Der Weißbiertrinker kennt keinen Magnesiummangel! Schön, dass du wieder schwimmst und bloggst. Ich war auch wieder laufen …