Gastbeitrag: Eine Irrsinns-Idee
Rund 33 Kilometer sind es von Dover nach Calais. Luftlinie. Zwischen beiden Städten liegt der Ärmelkanal, raues, kaltes Wasser, Schiffverkehr… nicht gerade das, was Schwimmer als bevorzugtes Revier ansehen mögen. Und doch reizt es jedes Jahr Schwimmer, von England nach Frankfreich oder eben umgekehrt von Frankreich nach England zu schwimmen. Einer davon ist Jürgen Schenke, der sich auf diese Herausforderung vorbereitet. In seinem Blog Projekt Ärmelkanal schildert Jürgen dieses Vorhaben und die Vorbereitung darauf.
Von Jürgen Schenke
Wie kommt man auf so eine Irrsinns-Idee?
Auf so eine Idee kommt man im Normalfall nicht. Zumindest bei mir war es eine echte Laune. Einfach ein Gedankenblitz. Dazu sind die Folgen viel zu weitreichend, um es wirklich zu planen. Etwa 3-4 Jahre Vorbereitungszeit dachte ich mir müssten dazu sicher ausreichend sein. Das waren so die ersten Gedanken, die durchsickerten. Ein Anruf bei meinem Physiotherapeuten und beim Doc folgten. Von beiden gab es nur die Frage: Traust dir das zu? Nachdem ich das bejahte, kam grünes Licht. Ebenso der Entschluss, das Rauchen aufzuhören und einen Blog einzurichten. Das passierte relativ gleichzeitig am 07.09.2011. Der nächste Schritt war einfach mal zum Schwimmen zu gehen. Das passierte 2 Tage nach dem Entschluss. Ähm? Wo hab ich gleich noch Badehosen? Hab ich ne Schwimmbrille? OK. die ersten Versuche waren noch eher etwas zaghaft. Und von wirklich schwimmen war ich auch meilenweit entfernt. Die ersten Erfolge stellten sich relativ schnell ein. Relativ schnell waren auch Leute um mich rum, die offensichtlich schon was mit schwimmen und Sport an sich am Hut hatten. Im Hinterkopf hatte ich noch einen Trainer, der mir schon einmal helfen wollte fit zu werden. In den ersten 3-4 Wochen überschlugen sich fast täglich die Ereignisse. Zur genaueren Recherche empfehle ich dann doch nachzulesen, was sich so alles ereignet hat. Viele Dinge muss ich heute auch erst wieder nachlesen und bin dann auch am Schmunzeln.
So nach und sickerte es auch in meinem Umfeld durch was ich da so trieb. Selbst heute reicht die Spanne von ,absoluter Spinner‘ bis ,Daumen dreimal hoch‘. Viele Leute – selbst die, die mich öfter sehen – fragen mich immer wieder nach Entfernung und Temperatur und ob ich das tatsächlich (alleine) mache. Natürlich klingt das unvorstellbar. Natürlich war das auch für mich unvorstellbar. Oder doch vorstellbar? Klar: Für mich war das von Anfang klar, dass ich das mache und schaffe. Es war wie vorbereitet.
Mal ein paar Worte zu mir. Ich bin Jahrgang 1965 und werde demnach dieses Jahr 50. Schon in meiner Jugend hatte ich ständig mit Verletzungen zu tun, die mich in meinem (sportlichen) Ehrgeiz sehr eingeschränkt hatten. In einem Urlaub im ehemaligen Jugoslawien hatte ich mir das Schwimmen mehr oder weniger selber beigebracht. Ausgebaut wurde das Schwimmen durch die Wasserwacht in Memmingen, in die ich 1976 eingetreten bin. Nach einem schweren Verkehrsunfall kurz nach meiner Führerscheinprüfung war es mit dem Sport für längere Zeit ohnehin sehr, sehr schwer. Ein Arzt hatte sogar gemeint, dass es gar nichts mehr wird. Nach einigen unruhigen Jahren hat mich dann im Jahr 1993 der Ruf von Papi Staat ereilt. Seitdem wurde es dann auch ruhiger um mich. Die Hochzeit mit einer Familie 1994 (Frau + 2 Kinder) brachte weiter Ruhe in mein Leben.
Die weiteren Jahre waren geprägt vom ganz normalen Wahnsinn einer Familie. Erst im Jahr 2007 nach einem Bandscheibenvorfall in der Halswirbelsäule hatte ich nach Jahren der Zurückhaltung die ersten zaghaften Berührungen mit sogenannten ,Reha-Sport‘. Ich war aber immer noch am Lächeln. Es sollte noch über 4 Jahre dauern, bis mich der sprichwörtliche Blitz getroffen hat …
Viel Spaß beim Schmökern bei meinen Geschichten, die nicht immer unbedingt etwas mit Sport zu tun haben.
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Einfach nur super umgesetzt. Danke, dass ich ein Stück auf Deinem Blog beitragen durfte.