Selbst schuld, blöder Engel

Es musste ja so kommen, es ist jedes Jahr der gleiche Mist.
Und hatte ich nicht erst im November davon geschrieben, dass immer eine Sau übrig bleibt?
Dieses Jahr ist es keine Sau, dieses Jahr ist es ein kleiner, blöder Engel im rosafarbenenen Gewande. Blöder Engel, der rumsteht
Der Depp hat sich heimlich hinter den Vorhang geschlichen und versteckt, als wir am vergangenen Wochenende die Weihnachtdekoration abgeräumt und den Baum nach draußen geschmissen haben.
Und kaum ist alles verräumt, finden wir was?
Richtig: Den Engeldepp, den rosanen.
Meine Frau wird nicht müde, sich zu wundern, wieso der noch da herum steht, wo sie doch alles mindestens dreimal abgesucht hat. Sagt sie.
Ich glaube das.
Wer hätte je seiner Frau etwas nicht geglaubt?
Ganz abgesehen davon, dass ich das ja bereits in diesem Blog thematisiert hatte…

Nun also steht der kleine hölzerne Mistkerl, der kaum größer als ein Daumennagel ist, weiterhin auf dem Mauersturz, schaut herüber zum Esstisch und streckt uns unermüdlich sein merkwürdiges blaues Gefäß entgegen.
Derweil lagern seine Artgenossen in einer kleinen braunen Pappschachtel zusammen mit vier hölzernen Kurrendesängern und einer kleinen handgeschnitzten Krippe mit Spieluhr („Stille Nacht“ – was sonst?) und vier anderen musizierenden Engeln in der großen Plastikbox Adventsdeko auf dem Dachspeicher.
Immer paarweise befinden sich dort die Winz-Engelchen – je zwei mit dem weißen, dem grünen, dem popelgelben und dem blauen Gewande. Nur ein rosa Kerlchen liegt dort oben ohne sein Pendant.
Denn der Zwillingsbruder steht ja hier auf dem Mauersturz und grinst frech.
Es wäre natürlich möglich, den Engel auf den Speicher zu bringen, die Adventsdeko-Kiste auszugraben, in dieser die Pappschachtel zu suchen und den Engel zu verräumen. Schneller ginge es, ihn einfach so in die große Kiste zu tun, auch auf die Gefahr hin, dass er dort zwischen lauter anderem Dekokram verloren geht. Das Bürscherl mit den Apfelbäckchen ist ja noch so klein.
engelsche02Dabei ist er recht betagt. Er stammt aus dem Dekobestand meiner Eltern. Während meiner Kindheit standen die Engel in der Weihnachtszeit im Esszimmer auf der Fensterbank. Eine wunderbare Sache, sie stundenlang nach allerlei symmetrischen Regeln aufzustellen, umzuordnen, mal im Halbkreis, mal in der Reihe, mal im Winkel. Und immer darauf zu achten, dass alle in einer Flucht stehen – das Gesicht nach vorne.
Und wenn nach dem Staubwischen alle in Unordnung gebracht wurden (oder aus reiner Schikane mir gegenüber), dann war es eine zwingend notwendige Beschäftigung meinereits, die Bande wieder akurat aufzustellen.
Vielleicht mag ich sie deshalb so sehr.

Als meine Mutter vor vielen Jahren starb und mein Vater so gar kein Interesse mehr an Weihnachtsdekoration hatte, habe ich seinen großen Karton mit Engeln, Kugeln und Co in unseren Bestand überführt. Darin befand sich auch noch der Rest vom Christbaumschmuck meiner Großeltern – so kam ich an die bereits erwähnten Sänger und die Krippe. Eben all das, was jetzt wieder ordentlich verräumt ist.

Tja – nur eben der Eine nicht. Der Lump hat uns ausgetrickst.
Soll er. Jetzt muss er alleine ausharren, bis wieder Advent ist. Dauert ja nur noch 324 Tage – dann kommt der andere Dekokram auch wieder zurück in die Wohnstube und er kann den anderen Engeln erzählen, was es den ganzen Frühling, Sommer und Herbst über so zu sehen gibt. Sofern er das alles behalten kann.
So oder so. Der Depp muss jetzt dadurch. Selbst schuld…engelsche03

 


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