Reiher Jagd ist angesagt – ein erster Versuch
Reiher zu fotografieren ist kein einfaches Unterfangen. Zwar stehen sie zur Zeit in großer Zahl östlich von Erding auf den Feldern und Wiesen, aber die Tiere sind scheu. Als ich dies im Blog vor Kurzem erwähnte und stattdessen auf „Krähenjagd“ ging, rieten mir Vogelknipser Werner und Linsenfutterer Jürgen, beide begnadete Birdwatcher und -fotografen, es vor allem mit Geduld zu versuchen.
Und genau das ist meine Sache nicht, aber es hilft nichts. Also wage ich versehen mit guten Empfehlungen einen Anlauf, gelobe Geduld und versuche mein Glück. Der einzige Vorteil: Ich weiß, wo sich viele Silberreiher befinden, ich muss sie nicht auch noch suchen wie sommers in der Macchia am Mittelmeer Europäische Landschildkröten und anderes Getier. Trotzdem: Die Tipps der Könner sind so motivierend, dass ich mich ein paar Tage später auf den Weg mache: „Reiherjagd“ ist angesagt.
Es ist der erste, ernsthafte Versuch, den ich an einem wolkenverhangenen Tag auf dem Weg zum Schwimmbad mache.
„Gar nicht erst aussteigen, besser, durchs geöffente Fenster fotografieren!“ ist leichter gesagt als getan, denn die St2331, die mich nach Erding führt, bietet wenig Möglichkeiten zum Anhalten und vom Auto aus auf das Tele auf die Reiher zu richten. Und an anderer Stelle auf anderer Straße versperren Schneefangzäune den direkten Blick vom Auto aus.
Da bleibt nur eines: Abbiegen auf eine Zufahrt zu einem der Aussiedlerhöfe, anhalten und warten. Geduld eben.
Zahlreiche dieser grazilen Vögel stehen in der Ferne auf der Wiese, aber selbst nach längerem Warten kommt einfach keiner näher. Dafür zieht ein Bussard schreiend übers Feld, was die Reiher nun wenig amüsiert, einige fliegen sofort auf – nicht, dass der Bussard für sie eine Gefahr darstellt, aber sie mögen es offensichtlich nicht, von oben umkreist zu werden.
Ich halte drauf, mache zig Fotos in Serie, ein weiterer Tipp. Da wird das eine oder andere vielleicht etwas werden. Ja vielleicht…
Weit fliegen die Reiher nicht, sie drehen nur eine Runde, dann landen sie wieder. Etwas blauer könnte der Himmel schon sein schon wegen der Kontraste, denke ich, aber so ist es nun mal heute nicht.
Auf der anderen Seite des Weges entdecke ich einen einzelnen Reiher inmitten eines Feldes, auf dem die Gründünger-Pflanzen langsam vor sich hin verrotten. Vermutlich ist hier die Tafel gut gedeckt, die Mäuse gieren nach Futter, der Reiher nach Mäusen, ich nach den Reihern.
Eine Win-Win-Situation.
Und als wolle der Vogel mir etwas Gutes tun, nähert er sich auf seinem Weg meinem parkenden Auto. Nicht mal das unermüdliche Klacken des Spiegels der Kamera scheint ihn zu irritieren.
Jetzt könnte alles gut werden. Vor allem zwischen den braunen, abgestorbenen Pflanzenresten kommt der weiße Vogel wunderbar zur Geltung.
Und dann biegt plötzlich der Wagen einer Schreinerwerkstatt auf den Feldweg ab. Vermutlich wird dieser Weg nur ein bis zweimal am Tag überhaupt benutzt. Warum ausgerechnet jetzt?
Und warum hupt der Fahrer schon von Weitem wie ein Irrer?
Nicht, dass er nicht auch so, wenn er etwas Gas wegnähme, sich langsam an mir vorbeitasten könnte. Aber das will er wohl nicht. Ich soll gefälligst noch weiter zur Seite fahren.
Ok, mach ich – der Reiher ist ohnehin auf und davon.
Zack – weg ist er.
Und die anderen auch. Also mache ich mich auch auf den Weg, dann kann der Schreiner wenigstens mit Vollgas über den Weg brettern.
Ein erster Versuch – und der hätte schlechter ausfallen können. Weitere werden folgen. Bis die Reiher verschwunden sind, keine Ahnung, wo die sich im Sommer aufhalten, bei uns in der Region jedenfalls nicht.
Vielen Dank fürs Lesen.
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Reiher ist nicht gleich Reiher. Beide werden nicht freiwillig vor Deine Kamera springen. Aber der Graureiher ist schon eher zu erwischen. Der seltenere Silberreiher (den Du hier zeigst), ist noch schwieriger zu erwischen. Du brauchst Zeit, viel Zeit und solltest vor ihm an Ort und Stelle sein. Das macht vieles einfacher. Aber Deine Ergebnisse sind schon mal gut.
LG Jürgen
Es wird eine Fortsetzung geben. Mit noch mehr Geduld, etwas Glück und vielen Bildern. Ganz frisch gemacht.
Es wird. Hier stehen an die hundert Silberreihern auf den Feldern, mal auf diesem, mal auf jenem im Umkreis von etwa 10 Kilometern. Das frühere Ankommen wird demnach nicht funktionieren (können), das wäre wie Roulette spielen, zufällig an der richtigen Wiese zu lauern derweil die gar keine Anstalten machen, die andere zu verlassen.
Graureiher hingegen sind bei uns viel seltener zu sehen – zumindest nicht in der Menge, dass man sie schon von weitem ausmachen kann. Aber ich werde mich trotzdem nicht auf Birdwatching samt Bildern einstimmen. Höchstens mal gelegentlich.
Und danke für die tollen Tipps.
Lutz
Also dafür, daß du eigentlich gar nicht die Geduld dafür hast, der Himmel dir auch nicht den Gefallen getan hat, eine passende Farbe zu haben, und dann auch noch der hupende Schreiner kam, finde ich die Bilder super!
Vor allem das vorletzte Bild von dem Reiher zwischen den braunen Pflanzenresten gefällt mir sehr gut.
Ich bin gespannt auf den nächsten Versuch!