… und was macht Heidi?
Von Heinz war in diesem Blog schon die Rede.
Wen wundert’s, dass nicht lange die Rückfrage auf sich warten lässt: „…und die Heidi zum Heinz?“
So geschehen noch am gleichen Abend, an dem ich den Beitrag veröffentlicht habe. Die Frage kam in der WhatsApp-Gruppe „Frösche-Aktion“, in der wir uns über die Geschehnisse am Fangzaun auf dem Laufenden halten. Claudia will wissen, wie es um die Krötenweibchen steht. Mit Recht.
Ich sehe schon, ich muss noch mal los. Denn das interessiert mich auch. Diesmal aber in der Mittagspause, vom Home Office aus geht das, denn wir müssen/sollen ja alle, so weit es geht, von daheim aus arbeiten. Statt in die Kantine also ein Sprung zum (nicht in den!) Froschteich.
Knapp 20 °C zeigt das Thermometer, die Sonne scheint – beste Zeit also für die Kröten, sich in Paarungslaune zu begeben. Ideale Voraussetzungen für mich, um die soeben zugewanderten Lurche zu beobachten und paar Bilder zu machen. Und da ich mit großer Sicherheit alleine am Weiher sein werde (immer schön auf Abstand bleiben!), nutze ich die Gelegenheit für einen kurzen Stopp. Genauso ist es dann auch.
Es ist ja spannend, in Erfahrung zu bringen, ob unsere Rettungsaktion fruchtet oder nicht. Gewisse Zweifel sind angebracht, auch weil der Bauer, dem die Wiese gehört, über die die Kröten wandern, ausgerechnet jetzt seine Gülle ausbringen muss. Aber es ist seine Wiese, da kann er güllen, wann er will. Und das tut er auch. So wie gerade auch die anderen Bauern; was an Traktoren mit Gülletankanhängern derzeit im Dorf unterwegs ist, ist schon erstaunlich.
Tags drauf fährt er wieder übers Feld und verteilt die Masse noch einmal. Das Nachsehen haben dann eben die Kröten. Nun ja.
Und im Weiher? Hunderte kleiner Fische stieben auseinander und flüchten sich ins tiefere Wasser, als mein Schatten über die Oberfläche fällt. Von den Kröten ist nichts zu sehen – zumindest aber zu hören. Die dumpfen, brummenden Quak-Laute sind recht verhalten, zwischendurch quakt auch ein Grasfrosch, lauter, höher, durchdringender. Der Frosch ist es auch, der dann hektisch ins Wasser springt, als ich mich der Ostseite des Weihers nähere, auf den Boden hocke und die Kamera in Anschlag nehme. Eine halbe Stunde gebe ich mir, dann will ich zurück am Rechner sein.
Beim trocknen Schilf erhoffe ich mir mein Glück. Und da das bekanntlich mit den Tüchtigen ist, werde ich auch belohnt.
Dutzende von Erdkröten sind zu sehen. Haben wir die alle über die Straße gebracht? Fest halten die Männchen die Weibchen im Amplexus. Heinz hat endlich seine Heidi gefunden. Trotz ihrer Tarnfarbe sind sie zwischen den Wasserpflanzen gut auszumachen.
Und wie er haben Dutzende anderer Männchen auch ein Weibchen im Griff. Komme, was wolle. Komme, wer wolle.
Nur Hilpert sucht noch, stößt immer wieder auf Paare und fängt sich manch harschen Tritt ins Gesicht ein, der ihm klar macht: „Hau ab, die Braut ist schon besetzt!“ Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Unverrichteter Dinge muss er weiter suchen.
Natürlich tauchen die Kröten ab, wenn sie mich und meine Bewegung wahrnehmen – allein oder zu zweit. Sollen sie. So lange können sie keine Luft anhalten, wie meine Geduld reicht. Nach nicht einmal zwei Minuten sind sie wieder da – und ich bin es immer noch. Und ich habe Euch genau im Blick: Selbst unter Wasser.
Jetzt heißt es Draufhalten. In schneller Folge entstehen viele Fotos, dann heißt es wieder warten, denn bei jeder kleinen Bewegung meinerseits, sind die Heinzis ob nun mit oder ohne Heidis erneut für einen Moment verschwunden.
Scham kenne ich hier nicht. Was sich paart wird fotografiert. Hemmungslos. Ein wenig muss ich dabei grinsen, im vergangenen Jahr las ich in einer Facebook-Gruppe zum Thema Schildkröten, es sei unanständig und unmoralisch den Tieren gegenüber, sie bei der Paarung oder der Eiablage zu fotografieren und die Bilder zu veröffentlichen. Die Tiere nähmen Schaden daran.
Das mag sogar sein, falls sie sich durchs Fotografieren gestört fühlen und die Paarung oder die Eiablage abbrechen. Moralischen oder seelischen Schaden aber nehmen sie ganz sicher nicht – denn es paart sich, was sich paaren will, freizügig und in aller Öffentlichkeit. Und welches Tier geht schon online und sucht kompromittierende Fotos von sich.
Außerdem habe ich nicht den Eindruck, dass Heinz und Heidi sich gerade durch irgend etwas stören lassen. Höchstens durch Hilpert.
Der nämlich paddelt weiterhin liebestoll und immer noch solo durch den Teich. Aber ich bin sicher: Auch er wird seine Hiltrud finden. Vielleicht habe ich sogar das Privileg, ihm diese in Bälde über die Straße zu tragen.
Und allzu lange wird es auch nicht mehr dauern, bis der Fortpflanzungsakt vollzogen ist, Laichschnüre durchs Wasser gespannt werden und sich Heinz, Heidi, Hilpert und Hiltrud auf den Rückweg machen.
Macht nur, Krötchen. Die Eimer warten schon. Wir bringen Euch dann sicher zurück auf die andere Seite.
Vielen Dank fürs Lesen.
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