Subversives aus dem Schilderwald

Bisweilen war in diesem Blog von Schildern die Rede, die mir links und rechts am Wegesrand aufgefallen sind: Schilder, die zwar ihre Funktion erfüllen, die aber im Kontext, in dem sie stehen, oder der dem Betrachter etwas fremd ist, zumindest merkwürdig anmuten können. Mal abgesehen davon, dass das voranstehende ein Mammutsatz war, der folgerichtig zu Ende gebracht wurde (haben Sie’s bemerkt), macht eins Schild ja nicht das aus, was derjenige, der es aufgestellt hat, zu sagen beabsichtigt. Ein Schild entfaltet seine Wirkung erst dadurch, was derjenige versteht, der es sieht. Bei manchen Schildern ist das nur Bahnhof, bei anderen löst es Ärger aus, bei wieder anderem einfach nur ein Lächeln.

Und dann gibt es noch die Schilder, die geradezu zu zivilem Ungehorsam, zu subervsivem Treiben, zu Defätismus und Widerstand animieren. Das sind dann die Schilder, die uns gängeln, die uns Regeln aufzwängen, die wir nicht akzeptieren wollen oder die uns Dinge verbieten, die wir nun partout tun wollen. Verkehrsschilder eben.

Gottseidank gibt es aber auch Menschen, die diesen Verkündern der Weltordnung etwas entgegenzusetzen haben: Humor. Und sie haben eine Waffe, die in den richtigen Händen wahre Kunstwerke hervorbringt: Spraydosen.
Ich bekenne an dieser Stelle, dass ich ein leidenschaftlicher Fansvon guten und witzigen Grafittis bin. Ein Bildband von den besten Arbeiten Banksys liegt jederzeit griffbereit in meinem Wohnzimmer, immer weder blättere ich darin um mich mit dieser fulminanten Kunst, der Ironie, den Verfremdungseffekten und der Genialität seiner Einfälle  zu beschäftigen. Wer Banksy nicht kennt, der sollte dringend Google und die Bildersuche bemühen. Dann weiß er, was ich meine…
Während es der noch immer anonyme Brite mittlerweile zu Weltruhm gebracht hat, fristen viele Sprayer ihr Dasein in völliger Anonymität und immer mit einem Bein im Knast. Womit ich an dieser Stelle klar sagen will: So bewundernswert viele Sprayerarbeiten auch sind, die meisten sind verbotene Kunstwerke und stellen Sachbeschädigung dar. Dies ist also kein Aufruf zum Sprayen – wollte ich nur mal erwähnt haben.

Was in Rom aber Sprayer mit Hilfe einer Schablone aus zwei Verkehrsschildern gemacht haben, ist ironisch und humorvoll zugleich, so simpel wie genial. Es verdient ebenso fotografiert zu werden wie das Colosseum oder der Vatikan. Das war jedenfalls meine Meinung, als ich diese beiden Bilder 2011 in Rom gemacht habe:

Es bedarf wohl weder einer Beschreibung noch einer umfangreichen Interpretation. Dass ausgerechnet eine Sackgasse zum Bild des Gekreuzigten wird, und dass das ausgerechnet in der Nähe des Vatikans passiert, ist Ironie genug.

Und dann wäre da noch das Schild, das dem Autofahrer verbietet, diese Straße (falschherum) zu befahren. Das Hindernis allerdings gehört weggeräumt:

So origniell, so humorvoll diese beiden Schilder auch sind: Dadurch, dass der oder die Sprayer sie mit einer Schablone nahezu flächendeckend angebracht haben, verlieren sie etwas an Originalität.

Mein ganz persönliches Highlight ist ein Einzelwerk, jedenfalls habe ich bisher kein zweites gesehen. Dieses Grafitti stammt nicht aus Rom, ich habe es vor Kurzem in einem Parkhaus in München in der Baaderstraße entdeckt. Und ich muss sagen: Es hat mir sofort richtig gute Laune gemacht. Daher habe ich es umgehend fotografiert und möchte es den Lesern meines Blogs zeigen, in der Hoffnung, dass auch Sie angesichts eines Verbot mit seiner absoluten Gültigkeit ein Lächeln abgewinnen können. Ist er nicht süß, der Kleine? Wie tapfer, wie ernsthaft und wie wenig autoritär er doch verhindern will, dass da irgendwer ein Garagentor zugeparkt wird. Dank einiger weniger Striche ist das Schild schon lange keine Anordnung mehr. Das ist mehr eine charmante Bitte. Eine, der man gerne nachkommt…

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