Frag doch mal die anderen (Teil 25): Alena Kolb

Alena Kolb ist 22 Jahre alt. „Seit ich denken kann, spielt Wasser einen wichtige Rolle in meinem Leben,“ erzählt sie. „Seit 15 Jahren betreibe ich den Schwimmsport. Inzwischen bin ich Langstreckenschwimmerin und nehme mit dem „Team Warmduscher“ regelmäßig an 24-Stunden-Schwimmen teil.“
01. Ich schwimme, weil…
ich gesund bleiben will und Wasser liebe. Seit meiner Geburt lebe ich mit einer chronischen Stoffwechselkrankheit, Mukoviszidose, die die Funktion meiner Lunge einschränkt und dazu führt, dass ich häufiger krank bin als gesunde Menschen. Ein wichtiger Teil der Therapie ist Sport, der den ganzen Körper stärkt und die Lunge reinigt. Außerdem würde mich keiner aushalten, wenn ich nicht schwimmen würde.
02. Wo und wie hast Du schwimmen gelernt? Wie alt warst Du damals?
Meine Wassergewöhnung fand in frühen Jahren in einem kleinen Baggersee statt und schon damals war es kaum möglich mich dazu zu bewegen aus dem Wasser zu steigen. Die Technik habe ich dann mit fünf Jahren auf einer Klimakur in Israel gelernt, dort habe ich das Becken eigentlich nur zum Essen und Schlafen verlassen. Da hat sich wohl schon abgezeichnet, dass ich mal lange Strecken schwimmen werde. Damals allerdings habe ich es vorgezogen alles zu tauchen und nur zum Luftholen an die Wasseroberfläche zu kommen. Das hat meine Umwelt so verunsichert, dass ich in der zweiten Klasse doch zu einem Schwimmkurs musste. Als dieser zu Ende war, steckte meine Mutter mich gleich in den Verein, ich musste ja viel Sport machen. Meine Dankbarkeit hielt sich eher in Grenzen und ich habe fünf Jahre krampfhaft nach einem Sport gesucht, der das Schwimmen ersetzten könne, wurde aber nicht fündig und blieb dabei. Heute bin ich meiner Mutter dafür wirklich dankbar, dass ich früh solide Grundlagen in Sachen Schwimmtechnik gelernt habe.
03. Am liebsten schwimme ich im Freibad weil:
Die Luft dort besser ist als in der Halle. Die Stimmung im Freibad ist auch ganz anders als in der Halle, es wird zwar auch ernsthaft trainiert, dennoch ist die Stimmung lockerer.
04. Wo findet man Dich im Sommer im Wasser, wo im Winter?
Im Sommer schwimme ich zumeist im Freibad, nur lange Einheiten mache ich in der Halle, um nicht krank zu werden. Ab und an findet man mich auch im Baggersee oder im Main, aber als Warmduscher bin ich eher beckenaffin.
Im Winter trainiere ich in einem kleinen Hallenbad, in dem das Wasser sehr warm ist. Für Langstreckenschwimmer ist das ganz gut, da kühlt der Körper nicht so schnell aus, wenn man lange im Wasser ist.
05. Bist Du Vereins-/Leistungs-/Wettkampf-/Freizeitschwimmer?
Ich würde mich als leistungsorientierten Schwimmer bezeichnen, etwa einmal im Monat fahre ich zu einem 24h-Schwimmen und nur zum Spaß schwimmen liegt mir nicht. Wenn man meine Familie fragt, bin ich ein Zuviel-Schwimmer und mache nichts anderes…
06. Was ist Deine Lieblingsschwimmtechnik und welche magst Du gar nicht?
Am liebsten schwimme ich lange Strecken Freistil. Brustschwimmen finde ich schrecklich, bewundere aber jeden, der diesen Stil gut schwimmen kann.
07. Was war das aufregendste, schönste, spannendste, dramatischste Schwimmerlebnis, das Du bisher hattest?
Jedes 24h-Schwimmen ist in dem Moment das schönste und schlimmste Erlebnis zugleich, aber das Schwimmen in Schorndorf 2016 war etwas Besonderes. Eine Teamkollegin und ich haben gemeinsam und gegeneinander um den Sieg gekämpft, wir sind gemeinsam durch die Nacht geschwommen und haben unsere Grenzen hinter uns gelassen. Das stundenlange Schwimmen war toll, aber auch schrecklich zugleich. Zum Schluss konnte ich mit 46,6 km meinen ersten Sieg erringen und meine Teamkollegin ist zweite geworden. Dieses Jahr konnte ich an dem Wettkampf nicht teilnehmen, weil ich im Krankenhaus war und da hat sie dann gewonnen und mir ihren Sieg gewidmet. Das hat mich sehr geehrt und zeigt, was den Schwimmsport für mich ausmacht: das Team!
Inzwischen kann ich meist nicht mehr so lange Strecken schwimmen und habe deshalb Zeit die anderen ins Wasser zu werfen. Es macht mich sehr glücklich meine Schwimmschüler und andere Teamkollegen darin zu unterstützen, ihre Ziele zu erreichen und Wettkämpfe auch zu gewinnen. Ich versuche im Rahmen meiner Möglichkeiten mein bestes fürs Team zu geben und das ist nicht immer viele Kilometer zu schwimmen.
08. Welche Gründe gibt es für Dich, das Wasser zu verlassen statt weiterzuschwimmen?
Ganz klare Antwort: Essen :D
09. Der schönste Moment beim Schwimmen ist…
wenn man auf langen Strecken in den Flow kommt. Dann hat man das Gefühl, dass man ewig so weiter schwimmen könnte.
10. Gibt es Sportarten, die genauso schön sind wie Schwimmen? Oder sogar noch schöner?
Allein die Frage grenzt schon an Blasphemie, natürlich gibt es keine Sportart, die schöner ist als Schwimmen. Ich betreibe zwar auch andere Sportarten, wie Laufen und HIIT, aber wenn ich die Wahl habe, ziehe ich Schwimmen immer vor.
11. Hast Du irgendeinen Schwimm auf der Liste der Dinge, die Du unbedingt noch tun/schwimmen/erleben möchtest?
Ich würde gerne die 50km-Marke in 24 Stunden knacken. Das ist seit zwei Jahren mein Ziel und ich arbeite daran es zu realisieren.
Wichtiger ist mir aber inzwischen zu zeigen, dass man auch als kranker Mensch viel erreichen kann, wenn man nur will. Ich will auch das, was ich die letzten Jahre über den Sport gelernt habe weitergeben, das macht zufriedener als 40km zu schwimmen oder einen Wettkampf zu gewinnen.
12. Mit wem würdest Du gern einmal eine Runde schwimmen gehen?
Ich habe das Glück mit vielen tollen Menschen schwimmen zu dürfen und mit meinem Trainer und Trainingspartner einen erfolgreichen und technisch ausgereiften Schwimmer mit im Schwimmbad zu haben. Berühmte Schwimmer reizen mich nicht so, ich will mit meinen Freunden und meinem Team gemeinsam schwimmen und genau das setze ich auch um.


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1 Antwort

  1. Katharina sagt:

    Wow! Es ist wirklich beeindruckend, was ein Körper leisten kann, der von anderen als krank eingestuft wird. Danke für die Inspiration!