Frag doch mal die anderen (Teil 41): Johannes Wunram

Johannes Jörg Wunram ist Baujahr 1964, Vater von zwei erwachsenen Töchtern, Journalist, Luft-Atmer, Wassermensch, Bergfex, Bewegungsmelder, Autor und gelegentlich albern. Geboren ist er in der Fränkischen Schweiz, jetzt wohnhaft in Hamburg. Nicht vorbestraft und gerne auf Reisen. Darüber berichtet ich auf meiner Homepage im Blog: www.eventoplena.de

1. Ich schwimme, weil
Schwimmen für mich eine der elegantesten Bewegungsformen überhaupt ist. Und eine der wenigen Sportarten, die ich horizontal ausüben kann. Außer Schwimmen und Rodeln fällt mir keine andere wirkliche Sportart ein, bei der das auch vom Regelwerk dauerhaft gewünscht wäre. Im Ernst: Ich schwimme, weil ich schon sehr früh gemerkt habe, dass ich daran Spaß habe, es mir guttut.

02. Wo und wie hast Du schwimmen gelernt? Wie alt warst Du damals?
Im Prinzip haben mir meine Eltern das Schwimmen beigebracht. Zumindest war ich schon sehr früh am und im Wasser. Angstfrei. Tauchen konnte ich, lange bevor ich schon richtig schwamm. Gelernt habe ich es mit ca. vier Jahren. Wir waren im Freibad. Wir? Meine beiden älteren Schwestern und ich. Damals gab es noch so Stoffblasen, die man aufpusten und sich um den Bauch gurten konnte. Der Haken: Der Stoff war porös, aus Leinen, sodass die Luft langsam entwich. Ich hatte so ein Teil jedenfalls um mein Bäuchlein geschnürt, fühlte mich sicher und schwamm los. Dabei merkte ich nicht, dass die Luft aus der Blase langsam raus war. Ich schwamm weiter und weiter. An diesem Tag habe ich gleich meinen Freischwimmer gemacht.

03. Am liebsten schwimme ich im Meer
Die See übt auf mich seit Kindheitstagen eine große Faszination aus. Diese Weite, das Blau, die Wellen, der Geruch, die Kraft. Das Meer hat die Menschen seit ältester Zeit in seinen Bann gezogen. Es gibt viel und gelegentlich nimmt es alles. Urlaub am Meer zu verbringen – das gibt es noch gar nicht so lange. Badeurlaube kamen erst im 19. Jahrhundert so richtig auf. Bis dahin war das Meer oft ein ungemütlicher Ort, einer der viel mit harter Arbeit und Schrecken zu tun hatte. Ich liebe aber genau diese zwei Seiten einer Medaille. Ich liebe das Meer. Darin zu schwimmen, ist für mich nie langweilig, dort habe ich auch nie Angst, ich fühle mich gut behütet.

04. Wo findet man Dich im Sommer im Wasser, wo im Winter?
Da ich in Hamburg lebe, bin ich auf Besuche im Freibad angewiesen. Ich bin froh, dass das „Kaifu“-Bad quasi immer auf meinem Weg liegt und ich dort nach dem Job immer mal rasch hineinhüpfen kann. Sonst gehe ich auch gerne in das Poseidon-Bad im Norden Hamburgs, oder natürlich in einen der zahlreichen Seen, die es rings um die Stadt verteilt so gibt. Großensee, Lütjensee, Ratzeburger See, Plöner See, Dieksee… . Klar, auch am Meer: Ost- und Nordsee sind nicht so weit weg von Hamburg. Sollte ich den Bergen (meine zweite ebenso lieb gewonnene Leidenschaft) sein, um zu klettern, Berge zu besteigen oder zu wandern, dann springe ich natürlich gerne in kühle Bergseen. Und im Winter: im Prinzip an all diesen Orten auch. Da mein Stammbad (die Kaifu) ein ganzjährig beheiztes 25m-Außenbecken hat, ist das Luxus. Außerdem traue ich mich auch in der kalten Jahreszeit gelegentlich in einen kalten See oder die frische Ostsee.


05. Bist Du Vereins-/Leistungs-/Wettkampf-/Freizeitschwimmer?
Alles war und bin ich irgendwie. Früher war ich sehr ambitionierter Leistungsschwimmer. 400m Lagen, 200m Lagen, 200m Rücken und 1.500m Kraul waren so meine Strecken. Dann kam ich durch meine Töchter zum Freiwasserschwimmen und habe mich dort in der Masterklasse herumgetrieben. 2,5 und 5 km bin ich mehrfach bei Deutschen Meisterschaften geschwommen. Auch erfolgreich. Aber irgendwann hatte ich die Nase voll von Wettkämpfen. Stattdessen suchte ich mir neue, sehr persönliche Herausforderungen. Nun also bin ich ein ambitionierter Freizeitschwimmer mit Lust, immer wieder etwas Neues auszuprobieren. Eisschwimmen, Inselhopping ect. … Ideen habe ich einige.

06. Was ist Deine Lieblingsschwimmtechnik und welche magst Du gar nicht?
Ich mag alle Lagen. Als ehemaliger Lagenschwimmer war das wohl auch mein Plus. Nämlich, dass ich alle Schwimmtechniken irgendwie ganz gut beherrschte, davon aber keine so ganz herausragend. Vielleicht mit der Ausnahme Rückenschwimmen. Da war ich auch in den Einzelrennen ganz erfolgreich. Obwohl ich das Rückenschwimmen anfangs gehasst habe. Dinge verändern sich. Und später war es natürlich auf den langen Strecken immer Kraul, Kraul und… äh Kraul.

07. Was war das aufregendste, schönste, spannendste, dramatischste Schwimmerlebnis, das Du bisher hattest?
Da muss ich nach drei Lebensphasen unterscheiden. Jugend, Vaterphase und die Gegenwart. In meiner Jugend war es so, dass ich schon immer ein ganz passabler Schwimmer war. Aber ich durfte aus verschiedenen Gründen nicht in einen Verein gehen. Bis ich mal (da war ich schon 15 Jahre alt) aus dem Hallenbad geflogen bin, weil ich im öffentlichen Badebetrieb Schmetterling schwamm. Der damalige Schwimmmeister sagte zu mir, ich solle gefälligst in meinem Schwimmverein trainieren. Ich entgegnete, dass ich in keinem sei. Er glaubte, ich vergackeiere ihn. Er verdonnerte mich, am darauffolgenden Montag zu ihm ins Training zu kommen. Franz war seither mein Trainer. Einer der besten, den ich bekommen konnte. Immerhin schaffte er es, mich innerhalb von nur zwei Jahren zur Deutschen Meisterschaft zu bringen. Quasi von null auf… .
In meiner Zeit als Vater kümmerte ich mich natürlich um meine Töchter. Das tue ich jetzt auch noch, aber inzwischen sind sie ja erwachsen. Aber damals fuhren wir oft gemeinsam zu den Wettkämpfen der Kinder, auch zum Freiwasserwettkampf. Es war im Jahr 2006. Die Deutschen Meisterschaften fanden in Erfurt statt. Und ich hatte mich erstmals bei den Masters angemeldet. Über 2,5 und 5km. Während meine Töchter in den Jugendklassen ihre Wettbewerbe abspulten. Wir kehrten alle mit Medaillen heim. Ein wunderbarer Familienausflug.
Und in der Gegenwart? Da fasziniert mich das Eisschwimmen. Nur mit „Badebüx“, Brille und Kappe bekleidet – hinein ins kalte Vergnügen. Erstmals probierte ich das vor einigen Jahren in Burghausen aus. Ein tolles, prickelndes Erlebnis.
Das habe ich übrigens dem überaus erfolgreichen Extremschwimmer Christof Wandratsch zu verdanken. Wir kennen uns seit vielen Jahren, sind früher quasi gegeneinander angetreten. Er für Erlangen, ich für den SV Bamberg. Jedenfalls begeistert es mich, in die kalten Fluten zu gehen. Ende Mai treffe ich „Wandi“ wieder. Wir wollen im Gletscher schwimmen. Coole Sache. Ich freue mich schon darauf.

08. Welche Gründe gibt es für Dich, das Wasser zu verlassen statt weiterzuschwimmen?
Wenn ich merke, dass das Wetter umschlägt, ein Gewitter im Anmarsch ist. Dann nichts wie raus. Und natürlich: Wenn ich mich nicht mehr wohl fühle, unsicher werde. Falschen Ehrgeiz lehne ich ab.

09. Der schönste Moment beim Schwimmen ist…
Ins Wasser zu springen oder zu gehen und vom ersten Zug an zu merken, dass ich heute eins bin mit dem Wasser. Es liest sich vielleicht eigenartig: Aber das Wasser ist einer meiner besten Freunde. Es weiß alles über mich. Und das Tolle: Ich kann es ihm anvertrauen. Das Wasser behält es für sich. Das mache ich wirklich. Beim Schwimmen habe ich oft gute Ideen. Im Herbst erscheint auch mein neues Buch, das sich genau darum dreht.

10. Gibt es Sportarten, die genauso schön sind wie Schwimmen? Oder sogar noch schöner?
Ich liebe jede Form von Bewegung. Neben Schwimmen, laufe ich sehr gerne und gehe leider zu selten in die Berge (2015 habe ich ein zweites Mal die Alpen gequert. Nicht, wie beim ersten Mal, von Nord nach Süd, sondern von Ost nach West. Daraus entstand ein Buch im Eigenverlag: „Der blaue Tiger, 19,40 Euro plus Versand. Bestellbar unter eventoplena@gmx.de). Und ich besitze kein Auto, mache fast alle Wege mit dem Rad. Außerdem probiere ich immer wieder neue Bewegungsformen aus. Boxen, Turnen, Tanzen, Paddeln, Yoga, Wasserski – und manch andere Sportart.

11. Hast Du irgendeinen Schwimm auf der Liste der Dinge, die Du unbedingt noch tun/schwimmen/erleben möchtest?
Derzeit arbeite ich eine Idee aus. Ich möchte gerne eine komplette Inselgruppe im Meer abschwimmen. Wo und Wann? Das verrate ich, sobald ich weiß, wann ich loslegen kann. Ansonsten lasse ich mich immer wieder auch überraschen. Manchmal entstehen spontan die besten Sachen… . Das ist Luxus. Ich meine: Glücklicherweise bin ich körperlich so gut drauf, dass ich fast aus dem Stehgreif ziemlich viele verrückte Dinge tun kann.

12. Mit wem würdest Du gern einmal eine Runde schwimmen gehen?
Mit Delfinen zu schwimmen, wäre sicher ein tolles Erlebnis. Auch mit Blauwalen oder Haien. Vielleicht bin ich ja auch schon mit diesen Tieren geschwommen, habe es nur nicht gemerkt.


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