03.04.2025: Fastenkalender (30) – …und was hat das gekostet?
Ich bin kein Kostverächter – was heißt, ich esse gerne, mal viel, mal noch mehr, längst nicht alles, aber auch gelegentlich gut und edel.
Das hat – zugegeben! – wenig mit Fasten zu tun, auch nichts mit Genügsamkeit, Bescheidenheit. Aber das Leben ist zu kurz für schlechte Filme, schlechte Bücher und auch für schlechtes Essen in schäbigen Restaurants. Das Geld ist verdient, mitnehmen kann ich es nicht, verfuttern aber schon, also tun wir das hin und wieder. Das ist ein Fest für den Gaumen, auch mal was wirklich Großartiges für meinen Geschmackssinn, der im Vergleich zum Sehen und Hören ein wenig zu kurz kommt.
Gutes Essen findet zumeist in ausgesuchten Restaurants im Urlaub, in München und manchmal auch im eigenen Landkreis statt. Im Hinterland allerdings ist wirklich gute Küche eher spärlich zu finden: Italienische Restaurants allen Ortes, womit ich nicht gesagt haben will, dass ich die nicht auch zu schätzen weiß. Darüber hinaus Braustüberl, Gasthäuser zur Post und so weiter: Bayerische Schweinsbratenküche, Allgäuer Käsespätzle für Vegetarier, Schnitzel Wiener Art für die Fleichlappenfanatiker. Das alles ist in Ordnung, hat seine Berechtigung und ist den Bedürfnissen der Bevölkerung ringsum entsprechend angepasst. Da reihe ich mich selbstverständlich auch mit ein.
Manchmal aber muss es Raffiniertes oder gar Besterntes sein. Das gibt es im nahen München und so kommt es immer wieder vor, dass wir auf kulinarische Erkundung in die große Stadt fahren Vornehmste Aufgabe vor dem Urlaub ist es zudem, den Guide Michelin und den Guide Millau auf etwaige Gastroempfehlungen zu durchforsten.
„…und was hat das gekostet?“ ist nicht selten die erste Reaktion, wenn ich mal von solchen kulinarischen Erlebnissen der besonderen Art schwärme. Nicht etwa: „Was habt ihr gegessen?“, „Hat es geschmeckt?“, „Wir waren Ambiente, Service…“
Nein!
„Was hat es gekostet?“
Für manche Zeitgenoss:innen ist das offenbar immer Frage aller Fragen. Als ginge es immer nur darum. Und immer schwingt das gewisse Unverständnis mit, dass man so viel Geld an einem Abend nur für Essen ausgibt. Dazu kommt der latente Vorwurf gegen unbestimmt, man würde doch heutzutage überall sowieso nur noch über den Tisch gezogen. „Beim Schnitzelwirt kostet das Essen nicht mal die Hälfte, schmeckt auch und man wird satt.“
Was mich überhaupt nicht interessiert. Schnitzel mit Pommes und Salat; sehr inspirierend ist das nicht.
„Ja, und früher war es noch viel günstiger. Da hat das Schitzel mit Pommes und Salat nur ein paar Mark gekostet. Und richtig ordentliche Portionen waren das, nicht nur so Klekse, die man auf dem Teller suchen muss.“
Ich liebe aber nun mal Klekse auf dem Teller. Und Glibber, was nicht selten mit „Ihhh!“ quittiert wird.
Geh Du derweil Dein Schnitzel essen.
Halt, warte. Ich komm mit. So ein saftiges, hauchdünnes Wiener Schnitzel in knusprige Panade ein paar Tropfen Zitrone und ein Kleks Preiselbeeren. Herrlich! …und was kostet das?
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Kommentare unter diesem Beitrag sin
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Genauso sehe ich es auch. Man geht arbeiten, dann darf man sich auch mal was gönnen.
Auch wenn ich nicht zu Übertreibungen neige.
Wer viel arbeitet darf auch gut essen.
Wir haben auch lieber in Restaurants mehr ausgegeben, dafür aber auch etwas wirklich gutes bekommen.
Und das Taxi nach Hause musste an so einem Abend auch immer mit drin sein.