26.03.2025: Fastenkalender (22) – Der Straßenhund

Tief steht die Sonne, als wir von unserer Tour in den Kaukasus zurückkehren, ein letzter Halt in Ananuri, ein Rundgang durch Wehrkirche und Burg, ein Blick über den Schinwali-Stausee.
Das alles ist Postkarten-Idylle pur, denn das Sonnenlicht wirft ein rotgoldenes Licht über den hellen Stein. Davon ist hier unter dem Link zu lesen und da gibt es auch Bilder zu sehen. Ein Hund liegt auf den sonnenwarmen Steinen der Wehrmauer, nimmt mühsam Notiz von uns, interessiert sich nicht weiter, lässt sich von den letzten Tagesbesuchern nicht beeindrucken und von dem Lärm des abrückenden Bautrupps, die Sanierungsarbeiten am Gemäuer verrichten, auch nicht. Nur leicht hebt er die Augenlider als er das Klacken meiner Kamera hört.
Es ist ein Straßenhund, in Georgien sind diese gut zu erkennen am Knopf im Ohr. Denn Straßenhunde werden eingefangen, medizinisch untersucht, geimpft, entwurmt, dann lässt man sie wieder zurück auf die Straße. Wohin auch mit ihnen, es gibt Tausende? Hatte Georgi, ein Einheimischer, der einige Jahre in Berlin gelebt hat und mit uns unterwegs ist, erzhählt, dass sie auch sterilisiert oder kastriert werden? Ich weiß es nicht mehr genau, wir haben uns den ganzen Tag mit ihm unterhalten und seinen Bauch löchrig gefragt.
Was mir aber in Erinnerung geblieben ist: Straßenhunde werden in Georgien von vielen Menschen gefüttert. Hundefutter gibt es überall zu kaufen und die Georgier:innen machen großen Gebrauch davon und stellen den Straßenhunden Fressnäpfe auf. Sie adoptieren mehr oder weniger die streundenden Tiere, ohne, dass es ihre eigenen werden. Nie, so hat es Georgi erzählt, käme man au die Idee, die Tiere zu fangen, wo auch hin damit? Und völlig absurd sei die Idee, sie umzubringen, wie das wohl in anderen Ländern geschehe. Sie seien einfach da und gut.
Die Hunde wissen um die Futterplätze, die Meisten sind so gut versorgt, dass sie weder Müll durchstöbern müssen, noch Aas fressen, noch versuchen müssen, zum Beispiel eine Taube zu erbeuten. Sie sind an Menschen gewöhnt, auf dem Boulevard von Batumi legen sie sich ganz ungeniert unter die Tische der Restaurants in den Schatten. Niemand schaucht sie davon, die Gäste nicht, die Wirte/innen auch nicht. Aber es beachtet sie auch niemand übermäßig, was dazu führt, dass die Hunde nicht anbetteln oder umschmeicheln. Zumindest habe ich es nicht erlebt..
Es ist ein System, das dem Prinzip „Live and let live“ folgt.
Offensichtlich funktioniert das und vielleicht ist das das bessere Konzept.

Straßenhund

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