23.03.2025: Fastenkalender (19) – Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen

Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen. Woher kommt mir Hilfe?
So lautet die Übersetzung des ersten Satzes auf Hebräisch, den ich jemals gelernt habe und bis heute sprechen kann. Geschrieben sieh er so aus:

אֶשָּׂא עֵינַי אֶל-הֶהָרִים מֵאַיִן יָבֹא עֶזְרִי
עֶזְרִי מֵעִם יְהוָה עֹשֵׂה שָׁמַיִם וָאָרֶץ

Das ist nichts Anderes als der Anfang von Psalm 121:
Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen. Woher kommt mir Hilfe?
Meine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.“

Vor allem der erste Vers ist mir in deutscher wie hebräischer Sprache tief in der Erinnerung geblieben. Das ist nicht verwunderlich. Hebräisch lernt nur einer, der sich mit den alten Schriften des Judentums, vor allem aber der hebräischen „Bibel“, also dem Alten Testament im Original beschäftigen will oder muss. Sehe ich Berge und schaue an ihnen hinauf, denke ich oft daran. Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen und sehe mich selbst winzig vor mächtigen Felstürmen stehen.

Nie in meinem Leben zuvor habe ich wuchtigere Berge gesehen als im Kaukasus im Norden Georgiens.
Bizarr geformtere, schroffere und wildere ja: aber so gewaltige?
Es ist immer wieder ein Erlebnis vor einem Berg zu stehen, ob im Hochsommer im Kaukasus und Richtung Südossetien blickend oder im Winter auf verschneite Alpen; ob man unter sengender Sonne vom Jordantal hinauf ins judäische Gebirge schaut oder im nahezu tropischen November auf Madeira über die Levadas durchs Vulkangebirge wandert.
Aber eines bleibt immer gleich:
Der Blick auf und in die Berge macht demütig.
Und das ist eine erste Hilfestellung für mich, die direkt aus den Bergen kommt, mich zurechtzufinden. Vor allem, mich nicht so wichtig zu nehmen. So groß bin ich nämlich gar nicht.

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