Ene Besuch im Zoo, oh, oh, oh, oh, – Nä wat is dat schön
Ene Besuch im Zoo, oh, oh, oh, oh,
Nä wat is dat schön, nä, wat es dat schön.
Ene Besuch im Zoo, oh, oh, oh, oh,
Dat es esu schön, dat es wunderschön!
Kölner mögen es mir verzeihen, aber Willy Millowitsch fand ich einfach nur furchtbar. Aber wo er recht hat, da hat er recht. Ein Besuch im Zoo, der in München Tierpark heißt, ist wunderschön. Finde ich zumindest. Dafür kann man sich schon mal einen Tag Zeit nehmen, Urlaub dahoam ist angesagt, und da die Schulferien vorbei sind, trifft man im Zoo vornehmlich Familien mit Kindern im Kindergartenalter an. Und schon allein das ist es wert…
Man beschaut die Tiere, die einen wiederum selbst beschauen, wird Zeuge, wie Eltern untentwegt auf Jerome-Guntram und Lucia-Silke einreden. „Guck mal!“ weisen sie die Kleinen auf Tiere hin, die sie selbst längst gesehen haben, als wären ihre Kinder unterentwickelte Volltrottel. „Was ist das denn?“ grunzt eine Carolin ihre Emma-Pearl-Babette und Friedrich-Kurt-Romeo an, und zeigt auf ein Panzernashorn, derweil Emma-Pearl-Babette und Friedrich-Kurt-Romeo das reglose Tier furchtbar langweilig finden (wohl ein Grund, warum Eltern aus jedem Viech eine schier unfassbare Sensation machen), lieber auf den Spielplatz wollen, es total doof finden, dass coronabedingt der Streichelzoo geschlossen hat und überhaupt: „Ich will ein Eis!“ „Und ich Popcorn!
Auch Mechthild versucht ihrem Sohn zu erklären, was vor ihnen in der Sonne auf einem Holzstück liegt, döst und sich einfach nicht rührt. „Ah, schau mal Cedric-Claude-Gisbert, ein Salamander!“
Da aber liegt Meschthild falsch.
Denn natürlich ist das kein Salamander. Die sind nicht so bescheuert, sich in die pralle Sonne zu legen. Das passt nicht zu ihrer Art. Hätte Mechthild das Schild direkt neben dem Freilandterrarium gelesen, hätte sie erkennen können, dass hier Wechselkröten und Smaragdeidechsen gemeinsam gehalten werden. Und da Kröten ganz anders aussehen, das sollte sogar Mechthild wissen, hätte sie ahnen können, dass das eine Smaragdeidechse ist. Die nämlich liegen ganz gern in der Sonne. Lesen kann ja ungemein bilden. Wenn man als Eltern nicht zu faul dazu ist.
Wenn doch, und das scheint die Mehrheit zu sein, dann erzählt man seinen Sprösslingen eben jedweden Stuss, zur Not halt, was man in einem Disneyfilm gelernt hat.
So lerne ich, dass die im Zoo lebenden Europäischen Elche gar keinen richtigen Elche mehr sind. „Das erkennt man daran, dass sie keine Schaufeln haben,“ so klärt Cosima ihren Freund am Gehegezaun auf. Das muss ich fotografieren. Elch-Fakes.
Cosima hat bestimmt mal ein Youtube-Video dazu gesehen. Oder doch nur einen Disney-Film. „Bullshit“ müsste der Bulle jetzt röhren. Tut er aber nicht. Contenance ist angesagt, oder einfach nur ein „Leck-mich-doch“- Gefühl. Wer könnte es ihm verübeln?
Es sind nämlich längst nicht nur Kinder, die Opfer elterlicher Leseunwilligkeit und lückenhaften Wissens sind. Auch Erwachsene untereinander, vor allem, wenn sie vermeintlich fachsimpeln, erzählen sich die abenteuerlichsten Dinge. So eine Sechsergruppe, dem Dialekt nach Berliner. Alle weit in den 60ern – schwer bewaffnet mit Kameras schleichen die Männer umher, fachsimpeln über Entenarten, derweil die Frauen hinterher wackeln und mental längst bei der Pause mit Kaffee und Kuchen sind.
In der Großvoliere schwärmt einer, eine Mandarinente sei gerade an ihm vorbei geflogen, das habe er noch nie erlebt. „Dass die auch fliegen können…“ Der Mann ist vollkommen aus dem Häuschen.
Sofort wird über diese exotische Entenart diskutiert, wo, wann und wie wer die schon fotografiert hat. Schließlich, kurz vor Ausgang, weist ein Hinweisschild auf den eher unschönen, aber sehr seltenen Waldrapp hin, der mühsam in der Bodenseeregion wieder angesiedelt wird.
Der Rädelsführer der Gang spricht von einer sehr erfolgreichen Ausbürgerung der Vögel. Und das mehrfach. Ausbürgerung.
Ich persönlich finde das ungeheuerlich, dass diese Viecher, nur weil sie schäbig aussehen ausgebürgert werden. So richtig bei Nacht und Nebel aus ihrer Wohnstatt abgeholt, dann Entzug der Personaldokumente, im Auto zur Grenze gefahren und rübergeschubst…
So stelle ich mir Ausbürgerung vor, wie im Kino mit NVA- und Stasi-Methoden.
Soll ich den Besser-Wessi geben und ihm sagen, dass wir hier vo Auswilderung nicht in Ausbürgerung sprechen?
Den Rundgang beenden wir am Wolfgehege. Der olle Isegrim aber lässt sich nicht sehen. Oder nur zögerlich. Das finde ich enttäuschend, möchte ich doch ein paar Fotos machen und Freunden per WhatsApp schicken mit dem dringenden Rat, nicht mehr allein im heimischen Wald joggen zu gehen. Ich liebe solche Späße. Genau mein Humor.
Ein paar unscharfe Bilder gelingen, was meiner Sache sogar noch dienlich ist. Das macht das Fake-Foto nur noch authentischer. In Gedanken sehe ich mich schon, Gemeinde, Landratsamt und die örtliche Presse zu informieren. Ich habe einen Wolf gesehen. Stimmt ja eigentlich auch.
Andere behaupten ja auch, in der Unstrut ein Krokodil gesehen zu haben.
Nur: Kollege Isegrim macht einen schlanken Fuß. Irgendwann taucht er gar nicht mehr auf, der Hundling, der feige.
„Man könnte ihn vielleicht mit einem fangfrischen Rotkäppchen anlocken!“ schlage ich meiner Frau vor und sehe mich suchend um. Mein Blick fällt auf die etwa 5-jährige Loretta-Esmeralda-Penelope, die schräg hinter mir steht und mich vollkommen verstört anschaut. Denn natürlich hat sie gehört, was ich gesagt habe. Und wie es der Zufall will, hat sie rotblonde Haare. Was gäbe ich drum, einmal so grinsen zu können wie Jack Nicholson? Jetzt wäre die perfekte Gelegenheit.
Zaghaft fragt Loretta-Esmeralda-Penelope ihre Mutter, mit was man den Wölfe anlocken könne.
„Mit einem Stück Fleisch, das man in die Hand nimmt, und damit herumwedelt!“ antwortet die Mutti unsicher Und ich denke mir: „Ja genau, mach das Mareille! Geile Idee!“
„Sieben Geißlein wären auch noch eine Möglichkeit!“ raune ich meiner Frau laut genug zu, dass Mutter und Tochter das hören.
Die Mutter wagt eine Ablenkung und lotst ihr Kind zum Gehege gegenüber. Nandus gibt es dort. Oder „Vögelsträuße“, wie Mutti Loretta-Esmeralda-Penelope erklärt. Weiß man doch. Der Plural von Vogel ist Vögel. Der von Strauß Sträuße. Biologisch und grammatikalisch ist das zwar Blödsinn, aber darauf kommt es nun auch nicht mehr an.
Wir gehen noch zu den Kamelen. Mal sehen, was ich da wieder für Unsinn höre…
PS: Gehen Sie NIE mit mir in den Zoo und stellen sich in meine Nähe und dozieren Sie über die Tiere. Das nimmt kein gutes Ende. Es herrscht höchster Klugscheißer- und Besserwisseralarm. Denn ich lese die Infoschilder.
Meine Frau hat schon Recht: „Am Besten sollte man den ganzen Zoo sperren, wenn Du kommst! Dann musst Du Dich über solche Leute gar nicht erst aufregen!“
Aber mal ehrlich: Über wen sollte ich dann bloggen?
Ene Besuch im Zoo, oh, oh, oh, oh,
Nä wat is dat schön, nä, wat es dat schön…
Geht singend ab.
Vielen Dank fürs Lesen.
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Sehr auf dem Punkt gebracht.
Der Spruch [Wehr Lesen kann ist klar im Vorteil ] trifft wieder einmal um so mehr zu.
Dankeschön für diesen oftmals leider sehr nah an der Wahrheit liegenden Einblick auf der Außenseite der Gehege und die Gespräche der Besucher.
Liebe Grüße Bärbel
Danke fuer’s Mitnehmen auf den Rundgang, und ein schoenes Wochenende!