Der Mond ist aufgegangen…

Samstag, 20.02.2021.
Es ist kurz vor halb sieben, in Kürze wird das Derby beginnen, das für den Fußballverein aus Herne West zum Namenstag werden soll. Mit 0:4 wirs der BVB die königsblauen Hausherrn buchstäblich aus ihrer eigenen Turnhalle fegen. Aber noch ist es nicht so weit.

Es bleibt genug Zeit, noch einmal vor die Haustür zu treten, die Kamera in der Hand. Es ist dämmrig, fast dunkel. Das Objektiv richtet sich himmelwärts, stochert dem Mond entgegen. Auf die Idee gebracht hat mich Namensvetter Lutz Brauer, der radelnde Uhu, der vor einigen Tagen in seinem wunderbaren Blog ein Mondbild veröffentlicht hatte.

Den Mond könnte ich auch mal wieder fotografieren. Der Himmel ist klar – beste Voraussetzungen, den nimmermüden Trabanten vor die Kamera zu holen. In rascher Folge. entstehen mehrere Dutzend Bilder, Gleich ist Anpfiff und ich möchte keine Sekunde des Derbys am Radio versäumen. Alle Fotos sind aus der Hand gemacht, aber alle mit unterschiedlicher Belichtungstzeit und Blende. Einfach so, um es zu probieren und zu schauen, was am Ende dabei herauskommt. Löschen kann und werde ich die Ergebnisse sowieso alle wieder – na ja: Zumindest fast alle. Eines nicht. Mit dem werde ich experimentieren.

Für diejenigen, die es interessiert: Dieses Bild entstand mit einer Brennweite von 240mm, Blende 6,3 und einer Belichtungszeit von 1,250 Sek in den Maßen 6000×4000 Pixel. Das entspricht etwa 5,5 MB. Wie bereits erwähnt: Ohne Stativ, nur aus der Hand aufgenommen.

Es gehört schon etwas Phantasie dazu, dieses Bild als brauchbar anzusehen. Denn es zeigt nicht viel mehr als einen nahezu weißen Halbkreis auf mattem blauen Grund. Wenn man aber das Bild einer kleinen digitalen Bearbeitung unterzieht, kommt ein Ergebnis dabei heraus, das mit dem Original kaum mehr vergleichbar ist. Die Stufen im Einzelnen:

  1. Eine extreme Ausschnittvergrößerung. Die Datenmenge erlaubt dies, ohne dass der Ausschnitt nur noch pixelig ist.
  2. Helligkeit runter (so hell war es nämlich schon lange nicht mehr), Kontraste rauf. In der Farbkurve an einigen Punkten auch noch mal runter.
  3. Ein wenig nachschärfen.

Und schon schaut der Mond auf dem Foto (es ist immer noch das gleiche), ganz anders aus. Noch nicht optimal, aber besser als das ursprüngliche Bild.

Das nächste Mal werde ich vielleicht mit mehr Muße und Zeit ein Stativ rauskramwn und die Kamera anders einstellen, um wesentlich besseres Ausgangsmaterial zu bekommen.

Während der ersten Spielminuten stelle ich das Bild bei Twitter und Facebook ein mit der Bemerkung: „Dieses Ding da oben über uns… Da fehlt doch die Hälfte.“

Eine ganz zauberhafte Antwort kommt von Pia K-W auf Twitter. Ich zitiere, was sie zitiert hat.

Seht ihr den Mond dort stehen,
er ist nur halb zu sehen
und ist doch rund und schön!
So sind wohl manche Sachen,
die wir getrost verlachen,
weil uns‘re Augen sie nicht seh‘n.

(Der Mond ist aufgegangen..)
Matthias Claudius 1790
Von Joan Baez vorgetragen, ich war dabei. Gänsehaut

Ich beschließe, mir Matthias Claudius Abendgedicht, das im Jahr nach seiner Entstehung von Abraham Peter Schulz vertont wurde, mal wieder anzuhören, jetzt mal in der Fassung von Joan Baez. Schon um der versprochenen Gänsehaut willen.

Aber erst später.
Jetzt ist erst mal Derbyzeit…


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