Die dicken Brocken zuerst (Challenge 2018/1)

Ich weiß nicht, ob es eine gute Strategie ist, sich zuerst den schwierigen Aufgaben zu widmen. Aber manchmal ist man eben im besten merkelschen Sinne alternativlos.
Die meisten, die Challenge 2018 betreffenden Aufgaben betreffen Freiwasser-Aktivitäten, da ist es gut, schon mal mit den wenigen für die Halle anzufangen. Also zum Beispiel 5.000 Meter am Stück zu bezwingen.
Für mich ist das kein Pappenstil, ich bin keine Zwanzig mehr, nicht mal Dreißig, jammern hilft nur nichts, schließlich habe ich mir das selbst ausgedacht.

Also trabe ich missmutig und nicht gerade hoch motiviert ins Hallenbad, Sie wissen schon, ich meine das, das so schief ist. Schon einmal habe ich in diesem Jahr versucht, die 5 Kilometer zu schwimmen, aber nach 4.000 Metern einfach aufgehört. Ich weiß nicht, ob nichts mehr ging oder ich einfach nicht mehr wollte. Letztlich ist es auch egal, im Ergebnis ist es das Gleiche. Die 5.000 blieben unberührt.
Heute ist das anders.
„600“, brüllt Schwimmmeister Frank quer durchs fast leere Bad, winkt und begrüßt mich lachend. Er weiß um mein Kilometer-Sammeln zum Jahresziel und zieht mich jedes Mal damit auf, ich solle mich doch endlich an die 600 heranwagen.
„Weit entfernt davon“, antworte ich. „18 seit Neujahr. Und ich belasse es bei 480 insgesamt.“
Ich lasse mich neben ihm nieder. Ein kleiner Plausch ist immer drin. Das hält mich davon ab, erneut gegen den inneren Schweinehund anzutreten. Ich schlage vor, duschen und Dampfbad-Zeit auch in die Bilanz aufzunehmen, ein hoffnungsloses Unterfangen.
„Also los“, motiviert er mich und bricht auf, um eine neue Runde durchs Hallenbad zu drehen. Ob ich will oder nicht: Jetzt muss ich ins Wasser.
Es gilt.
Zu viert tummelt man sich auf der Sportbahn, ich wäre der fünfte. Nebenan im Variobecken sind auch Leinen gezogen, es ist gähnend leer. So ist es oft.
Ich habe eine Bahn nur für mich, und das wird auch die nächsten 4 Kilometer zu bleiben.
Beste Bedingungen. Es wäre geradezu sträflich, es heute nicht wieder zu versuchen.
Also los.
Die ersten drei Kilometer gehen geschmeidig, nach 3,5 Kilometern signalisiert mir aber mein Körper, dass die Distanz jetzt erreicht ist, die ich normalerweise schwimme. Er denkt ans Aufhören. Ich nicht. Es überrascht mich, wie leicht es ist, meinen Kadaver zu überreden, einfach weiterzuschwimmen. Kein Zwicken, kein Zwacken, kein Formtief.
Allerdings ist 500 Meter weiter der Druck auf die Blase so groß, dass ich einen kleinen Ausflug zur Toilette machen muss. Ich sagte ja schon: Ich bin keine Zwanzig mehr.
Als ich zum Becken, ist ein junges Mädchen auf der Bahn, die vorher auf der Nachbarbahn unterwegs war, aber von zwei älteren, brüstelnden Frauen vertrieben wurde.
Ich habe das Mädchen schon oft im Schwimmbad gesehen. Unfassbar, wie schnell die ist. Nicht der Hauch eines Gedankens, da mithalten zu können. Sie wird mich nicht mal eine Bahn ziehen können, so ein Tempo hat die drauf.
Trotzdem motiviert es mich, den noch fehlenden Kilometer einigermaßen elegant, wenn auch ziemlich langsam hinter mich zu bringen. Manchmal ist es eben doch nicht optimal, ganz allein auf der Bahn zu sein.
Noch 40 – noch 39 – noch 38… noch 3, noch 2 noch 1. Fertig. Geschafft. Und ich auch. Fünf Kilometer sind eben ein Brocken, der nicht mal eben so gestemmt wird – eine Big Challenge. Für mich zumindest. Das ist jetzt erledigt, und das ist gut so: Was weg ist, das ist weg.

 


Noch zu erledigen:
Fünf neue Seen: noch 5 / noch 4 / noch 3 / noch 2 / noch 1
Fünf Wiederentdeckungen: noch 5 / noch 4 / noch 3 / noch 2 / noch 1
Und außerdem: Jahressoll 480 km / ein fremdes Freibad / Ranking aktualisieren / ein fremdes Hallenbad / Langbürgner See / Chiemsee – ein neuer Uferabschnitt / Badehosen ausmisten / Chiemsee-Querung / Vollmond-Schwimmen / Goldene Stunde / 100km im Freiwasser
Erledigt:
Fünf neue Seen: noch nichts
Fünf Wiederentdeckungen: noch nichts
Und außerdem: Ein 5.000er


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