Blogparaden: Dein krassestes Müllerlebnis – Überall Müll

In Katrin Hilgers Blog, der wunderbar gespickt ist mit Denkanstößen, lese ich einen Beitrag zum Thema „Krassester Müll“. Mit diesem Text nimmt sie an der Blogparade „Dein krassteste Müllerlebnis – und Deine Tipps zur Müllvermeidung“ teil – initiiert von mehreren Outdoorbloggern und veröffentlicht auf aktiv-durch-das-leben.de.

Fragen

Ich zögere mal wieder, wie das so oft bei Blogparaden ist.
Soll ich da mitmachen? Soll auch ich mich über das empören, über das sich ohnehin alle empören? Müll im Wald, Müll im Meer, Müll vor der eigenen Haustür, Müll im Gebirge, Müll überall… Soll ich in das gleiche Horn stoßen, wie all die anderen? Was nützt es?
Sind nicht längst mehr als genug Worte gemacht? Was hilft es, darüber zu reden, sich aufzuregen, den Zeigefinger zu heben? Vor allem, wenn dem Reden eines jeden einzelnen, also auch mir, so wenig Taten folgen?

Tausend kleine Ärgernisse

Mülltrennen – ok, kein Thema.
Müll vermeiden – ja gut, das könnte aber mehr sein. Aber soll ich beim Spaziergang und derer gibt es viele, von dem auch im Blog immer wieder zu lesen ist, den Müll anderer einsammeln, mitnehmen, entsorgen? Klar soll ich, aber ich mache es nicht.

Müll sammeln vor der eigenen Haustür? Keine Frage.
Was bleibt uns schließlich übrig? Da wir neben einer Tankstelle wohnen und viele, bevor sie auf das Gelände der Tankstelle fahren, schnell ihren Müll aus dem Autofenster schnippen, landen täglich Zigarettenkippen bei uns vor dem Tor. Genauso gerne fliegen auch die Zellophanverpackungen der Zigarettenschachteln, wenn die Süchtigen, kaum, dass sie hinterm Lenkrad hocken, die Fluppen aus der Verpackung zerren aus dem Fenster. Ein Windhauch und die Verpackung hängt in den Rosen, manchmal auch die leere Schachtel. Das ist Gedankenlosigkeit, Desinteresse, Ignoranz, Egoismus, Bequemlichkeit – oder einfach Arschlochverhalten:
a. tausendfach – b. täglich – c. überall.

Aber wenn ich mit einem Finger auf andere zeige, zeige ich nicht gleichzeitig mit drei Fingern auf mich selbst? Weht mir beim Mittagessen im Freien der Wind eine Papierserviette vom Tisch – stehe ich auf und hebe sie wieder auf? Muss ich mich nicht auch immer wieder selbst ermahnen, wenn mir etwas aus der Tasche fällt, was eigentlich in den Mülleimer gehört, dass ich mich bücke und es wieder einsammle? Muss ich mich nicht auch viel früher schon darum kümmern, gar nicht erst so viel Müll (mit-)zukaufen – im Supermarkt an der Obsttheke, beim Metzger oder zum Beispiel beim Eisladen (Müllvermeidung heißt: Eis aus der Waffel schlecken statt aus dem Becher löffeln)?

Müll meets my Hobbies – 1

Wer mich näher kennt, weiß, dass ich zwei Dinge in meinen Urlauben ganz besonders mag. In den Mittelmeerländern durch die Landschaft streifen und freilebende Reptilien, vor allem Schildkröten, zu beobachten und im Meer zu schwimmen. Beides ist allerdings ohne Begegnungen mit Bergen von Müll nicht mehr möglich.

Was ich bei meinen Streifgängen durch Macchia uns Garrigue zwischen Korsika und Euböa an Müllmengen gesehen habe, ist bisweilen erschreckend. Zwar scheint es manchmal, dass in den Ferien-/Küstenregionen gerade „Hausputz“ gemacht und alles wurde, aber ein Stück weiter im Landes- oder Inselinnern liegen sie doch: Autowracks, Kühlschränke, Bauschuttberge. Das ist nicht überall so, es wird auch nicht permanent von mir fotografiert, aber gelegentlich mache ich doch ein paar Bilder:

Autowrack in der Macchia - Müll überall

Ein weiteres Autowrack in der Macchia - Müll überall

Der Kühlschrank hat ausgedient, ab damit in die Landschaft

Aber damit wir uns gleich richtig verstehen: Dieses Arschlochverhalten beschränkt sich nicht nur auf „die Menschen da unten am Mittelmeer“, wie man es hier oft hochnäsig vorgetragen bekommt. Das gleiche Arschlochverhalten gibt es bei uns genauso. Vor gar nicht langer Zeit lag eine komplette eingerissene Trockenbauwand, Rigipsplatten, Holz, Metalleinfassungen und allem was dazugehört, grob zerkleinert nur wenige hundert Meter von uns entfernt eines Morgens im Wald. Nachts abgeladen zur „Freude“ der Wanderer, Jogger, Spaziergänger – dem Waldbesitzer und der Kommune. Und natürlich der Natur:

Müll und Schutt im heimischen Wald

Arschlochverhalten gibt es eben auch hierzulande. Aber was tut man dagegen?

Streife ich auf der Suche nach wildlebenden Tieren durch die Landschaft am Mittelmeer, stoße ich genauso in der Nähe von Parkplätzen auf wenig einladende Ansammlungen von Schutt und Müll. Das macht die Landschaft nicht gerade schöner. Fotografiert habe ich diese Vermüllung, weil ich wenige Meter entfernt einen wunderbarer kleinen Reptilien-Hotspot gefunden hatte, dort Schildkröten, Eidechsen und manch andere Tiere beobachtet und fotografiert habe. Ein Müllfoto wollte ich dringend für einen Vortrag darüber haben. Aber was bleibt mir, als achselzuckend zur Kenntnis zu nehmen, dass hier eine alte Matratze, eine zertrümmerte Kloschüssel, und diverse andere Dinge herumliegen, die da nicht hingehören?

Müll und Schutt im Urlaubsland

Ein schwacher Trost ist, wenn man trotzdem ein Stück weiter im Gelände (noch) freilebende Schildkröten findet:Schildkröte - in Müllnähe

Müll meets my Hobbies – 2

Einkaufswagen im Fasaneriesee

Genauso unschön ist es, sich seine Chlorbrille aufzusetzen und in heimischen Seen oder im klaren Meerwasser zu schwimmen. Wenn unter einem die Spuren des letzten Saufgelages am Strand oder Ufer hin und her wabbern, kann einem die Lust aufs Schwimmen schnell vergehen. Das kann am Mittelmeer genauso eklig sein wie am Heimstettener See. Derweil das Naherholungsgebiet rings um den See immer wunderbar aufgeräumt ist, finden sich an einigen Uferabschnitten im Wasser Zigarettenkippen und Kronkorken in großer Menge. Fröhliches Reintreten, liebe Badegäste.
Und klar, man kann einen Einkaufwagen im Fasaneriesee in München zur Kunst stilisieren.
Aber wenn man ehrlich ist, dann ist es Vermüllung. Und Arschlochverhalten. Und das nicht etwa bei denen „da unten am Mittelmeer“ sondern hier direkt vor unserer Haustür.

Wenn immer ich bei Reisezielen von „einsamen, naturbelassenen Stränden“ lese, werde ich hellhörig und neugierig. Das klingt zauberhaft, paradiesisch. Keine Menschen, nur das Meer, der Strand, der Wind, die Wellen.

Unberührte Strände - schön wär's

Wer wollte da nicht sein Strandlaken ausbreiten, in die Badeklamotten schlüpfen und gleich ins Meer rennen?

Freiwasserschwimmen - über den Müll hinweg

Nur trügt der Schein – wie allzu oft. Denn zum Prinzip naturbelassener, einsamer und abgelegener Buchten gehört es nun mal auch, dass dort niemand kommt und aufräumt. Und so spuckt das Meer wie überall an Land, was es nicht mehr haben will: Kanister, Dosen, Flip-Flops, Tau- und Netzreste, Holz, Plastiktüten. Das paart sich dann mit dem, was vorherige Besucher dieser lauschigen Plätze dort hinterlassen haben – in Ermangelung von Mülleimern gern im Sand oder Strauchwerk: Taschentücher, Babywindeln, Zigarettenkippen, Getränkedosen, Tetrapacks, Pappteller, Plastikgeschirr, Scherben. Von den Fäkalien gar nicht zu reden.
Und im Wasser schaukeln Bierdosen und Plastikflaschen umher, Reste von Tüten hängen an Steinen – unberührte Strände? Das ich nicht lache…Bierdosen im Meer

In Perros-Guirec in der Bretagne hängen beeindruckende Schilder am Badestrand. Sie klären auf, was wie lange braucht, um zu verrotten, wenn die Urlauber es einfach da lassen, wenn sie abends ihre Siebensachen packen und zurück ins Hotel, die Ferienwohnung oder das Wohnmobil kehren.

Wie lange es dauer, bis Müll im Meer verrottet - oder auch nicht

Man sollte meinen, dass diese Schilder Hinweis genug für die Strandurlauber sind, ihren Mist mitzunehmen. Schließlich, so denke ich, wollen auch die saubere Strände. Das aber ist mitnichten so. Ich möchte mir gar nicht ausmalen, wie diese gut besuchten Urlauberstrände aussehen würden, wenn nicht Morgen für Morgen von Bediensteten der Gemeinde der Müll vom Vortrag eingesammelt wird.
Aber die Stadt kümmert sich ja, dass der Müll beseitigt wird. Da kann man sein Zeugs ja am Abend einfach da liegen lassen.
Arschlochverhalten – sag ich doch!
Ich weiß: Diese Beschimpfung hilft nichts. Die, die das genauso sehen, muss ich nicht beschimpfen, und die, die das anders sehen, erreicht ein solcher Blogpost nicht. Das ist das Frustrierende.
Trotzdem: Es ist viel schöner, im heimischen Weiher statt eines rostigen Fahrradgestells einen Hecht unter sich im Wasser zu sehen. Denn der gehört dahin. Das Fahrradgestell allerdings nicht.


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1 Antwort

  1. Toller Beitrag. Wir müssen permanent den Finger in die Wunde legen. Wenn nicht wir? Wer dann? Die hohe Politik? Lach …
    Die schwimmen nur dann mit, wenn es mal zu laut wird und seien es Kinder … Kinder? So weit sind wir schon? Schämt Euch. Ich tue es auch.
    LG Jürgen