Blogparade #Novemberglück: Einfach mal rechts ranfahren…

Novemberglück.

2017:

Ein Blick aus dem Fenster: Nebel hängt in der Luft. Der November hat gerade erst begonnen, es ist gar nicht mal allzu kalt, die Sonne hat gute Chancen, im Lauf des Tages durchzubrechen, den Frühnebel zu vertreiben. Dann könnte es ein schöner Tag werden.
Ich breche auf, fahre zur Arbeit.. Die Felder links und rechts meines Weges sind längst abgeerntet, die Stoppeln untergepflügt, alles ist wieder glatt gezogen.
Hier und da grünt es wieder: Wintersaat, die die Nährstoffe bindet und im Frühjahr wieder eingearbeitet. Zwei Spuren, die ein Traktor hinterlassen hat. In der Ferne, kaum zu ahnen im Nebel, die Siloutten einiger Bäume.
Ich halte an, zücke mein Handy, mache einen größeren Schwung Fotos. Wer weiß, wozu es gut ist.

Als ich für die Vorbereitung für diese Blogparade ein geeignetes Bildmotiv in meinem Archiv gesucht habe, um eine kleine Vignette zu basteln, erinnere ich mich an diesen Moment, suche die Bilder wieder hervor und entscheide mich, eines davon zu verwenden. Denn auch das ist #Novemberglück.

Einfach mal auf dem Weg zur Arbeit rechts ranfahren – dem Stress des Berufsverkehrs entfliehen, noch bevor er überhaupt begonnen hat. Statt Stop-and-Go auf der Autobahn stehen und staunen am Straßenrand. Egal, dann komme ich eben zehn Minuten später an meinen Schreibtisch, die Zeit hole ich schon wieder auf.

2018:

Genau das Gleiche mache ich in diesem Jahr wieder: An genau der gleichen Stelle. Wieder ist es nebelig, wieder müht die Sonne sich, hindurchzudringen und wieder bin ich sicher: Sie wird es schaffen. Aber es gibt einen eklatanten Unterschied. In diesem Jahr ist das Feld bewachsen – beziehungsweise sich selbst überlassen. Es lag brach, es durfte wachsen, was wollte und wie es wollte. Und das tat es dann auch.
Ich habe etwas Sorge, als ich den Blinker setze, der Nebel ist sehr dicht. Aber hinter mir ist keiner, der auffahren könnte, gerade morgens sind ja genug Irre unterwegs, die nicht schnell genug in die Arbeit kommen können und ihren Fahrstil in keiner Weise den aktuellen Witterungsbedingungen anpassen.
Vorsichtig öffne ich die Tür. Immer noch keiner.
Schnell quere ich die Straße – im Nebel über den Haufen gefahren zu werden: Braucht auch kein Mensch.

Und dann liegt es vor mir: Das Feld. Und ein paar Minuten #Novemberglück, für das es sich lohnt, einfach mal rechts ranzufahren und auszusteigen.
Obwohl es wieder mal seit Tagen kaum geregnet hat, ist der Boden nass. Tautropfen bedecken Blätter und Blüten.

Novemberglück - Die Sonne kämpft sich durch den Nebel

Meine Schuhe werden das jetzt nicht mögen, dass ich den Asphalt der Straße verlasse und hinunter ins Feuchte steige. Aber da müssen sie durch. Sie müssen leiden – genauso wie die Kamera meines Handys, die ich gelegentlich mit harter Gegenlichtfotografie an die Grenzen des Machbaren treibe.

Novemberglück - Die Sonne kämpft sich durch den Nebel

Novemberglück - Tautropfen

Novemberglück - Sonnenblumen

Novemberglück - Blüten

Zehn Minuten gebe ich mir. Hinter mir braust gelegentlich ein Fahrzeug die Staatsstraße 2332 entlang, das Licht der Scheinwerfer müht sich, den Nebel zu zerschneiden. Es gelingt immer besser, der Nebel lichtet sich, gibt den Blick auf Phacelia, Wicken, Sonnenblumen frei. Bienenweide und Gründüngung in einem.
Spinnenwebfäden hängen zwischen den Blütenblättern, auch auf ihnen hat sich Tau gesammelt – wie winzge Glasperlen auf  dünnen, gespannten Schnüren.

Aber ein Feld voller Sonnenblumen im November? Es ist einfach unglaublich. Ich weiß, vielleicht sollten üppige Sonnenblumenfelder um diese Jahreszeit eher Anlass zur Sorge über das Klima sein. In diesem flüchtigen Moment aber sind sie es nicht. Sie sind einfach nur schön anzusehen, auch wenn sie ein wenig aus der Zeit gefallen wirken.

Novemberglück - Die Sonne schafft es

Bevor ich selbst aus der Zeit herausfalle und vollkommen zu spät kommen werde, kehre ich schnellen Schrittes zu meinem Auto zurück. Ich schließe die Tür, starte den Motor und kehre zurück in den Alltag.
10 Minuten #Novemberglück sind vorbei. Aber ich bin sicher: Es werden weitere kommen. Und nicht nur bei mir.

Dieser Beitrag ist Teil der Blogparade #Novemberglück, die ich zur Zeit veranstalte.
Alle veröffentlichten Beiträge finden Sie hier.
Wenn Sie selbst mitmachen möchten, finden Sie alle notwendigen Informationen hier.


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1 Antwort

  1. Bibo sagt:

    Schöne Fotos, Lutz. Hier in der Nähe ist auch so ein „Blühstreifen“ der mit natürlichem Ackerwildbewuchs natürlich nichts zu tun hat, aber trotzdem schön aussieht. Bislang war der November hier noch gefühlter Oktober.