Morgens im Badezimmer
„Guten Morgen“, raune ich an diesem Wochenende der Spinne im Badezimmer zu; betont bemüht, freundlich zu klingen. Normalerweise ist um diese Uhrzeit mit mir kein Gespräch möglich. Morgenmuffelig schleiche ich durchs Haus und erwarte keinerlei Ansprache. Im Gegenteil.
Die Badezimmerspinne ist eine alte Vertraute, ich erkenne sie am fehlenden achten Bein. Seit sie aus einer Schlacht heimgekehrt ist, ich weiß nicht, wer gegen wen und es interessiert mich auch nicht wirklich, fehlt ihr eines. Sie selbst möchte nicht darüber sprechen, also werde ich es wohl nie erfahren. Sie möchte eigentlich gar nicht sprechen, da passen wir aufs Vortrefflichste zusammen.
Die Spinne hockt in der noch trockenen Duschtasse – ein Zugang zur Brause ist also kaum möglich. Aber sie denkt nicht daran, sich zu entfernen. Ungeduscht sind wir beide, zumindest ich will das jetzt ändern.
„Entschuldige“, drängle ich sie. „Könntest Du eventuell da raus kommen, oder wenn nicht, Dich beeilen?“
Keine Antwort.
„Hör mal“, versuche ich ihr zu erklären, dass es etwas pressiert. „Ich bin spät dran. Gleich kommt meine Frau vom Laufen zurück, bis dahin will ich geduscht sein, die Spülmaschine ausgeräumt und den Frühstückstisch gedeckt haben.“
Es interessiert die Badezimmerspinne nicht. Stur hockt sie in der Duschtasse und rührt sich nicht. Sie stellt sich einfach tot. Oder taub.
Sie lässt es sogar über sich ergehen, dass ich ein Handy hole, sie unscharf fotografiere…
und mich in den sozialen Netzwerken, also Facebook und Twitter, darüber auslasse, dass ich wohl heute ungeduscht frühstücken werde müssen. Denn die Dusche ist ja blockiert.
Empfehlungen aus der Bubble folgen viele – nicht wenige würden, würde ich sie befolgen, nicht so gut für die Badezimmerspinne ausgehen. Von Mord und Totschlag ist die Rede, von Rauswurf, Verfütterung, aber auch von Flucht, Umzug, Erneuerung der Duschtasse – je nachdem, welches Verhältnis wer meiner Freunde und Follower zu Spinnen hat. Daher sehe ich mich im Nachgang gemüßigt, an Information Freunden und Followern nachzureichen:
„Nur, dass wir uns richtig verstehen: Ich habe keine Angst vor der Spinne.
Ich habe nur nicht die Geduld, zu warten, bis die mit dem Rasieren der Beine fertig ist“
Also fange ich sie kurzerhand und werfe sie aus dem Fenster. Sie landet auf dem Vordach. Empört marschiert sie davon.
Jetzt aber zackzack…
Vielen Dank fürs Lesen.
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Genau das habe ich gestern abend auch mit Kylwalda gemacht.
Kylwalda hockte schon drei Tage an der Decke über meinem Schreibtisch.
Ich hatte immer das Gefühl, von ihr beobachtet zu werden.
Nun ist sie draussen – mit der größeren Chance, an Futter zu kommen.
Und ich bin nicht mehr unter Beobachtung.
Wer kennt das nicht…
Dafür haben wir einen Hund im Haus, einmal Hilfe Hilfe geschrien, dann ist das Krabbeltier in seinem Magen, das Problem beseitigt und der Vierbeiner stolz :-).
Viele Menschen mögen in der Wohnung keine Spinnen. Das ist verständlich. Aber da wo es sie in der Wohnung gibt, ist die Raumluft in Ordnung. Spinnen sind da empfindlich.
LG Jürgen