Von Mäusen, denen es nicht gut geht
Ich sehe es auf den ersten Blick.
Mausi geht es nicht gut. Gar nicht gut. So etwas passiert oft mit Mäusen.
Auf dem Rücken liegt sie. Kalt, bewegungslos, steif. Alles Leben ist von ihr gewichen.
Falls Sie das zufällig an einen Blogbeitrag vom 22. September 2014 erinnert, dann gehören Sie zu den treuen Stammlesern. Damals titelte ich Mausi gehts nicht gut und diesem Mausi, das im noblen Grünwald buchstäblich in der Gosse lag, ging es wirklich nicht gut:
Ich weiß nicht, ob ich ein Talent dafür habe, aber mein stets suchender und oft auf den Boden gerichteter Blick scheint geradezu prädestiniert dafür zu sein, tote Nager zu entdecken. Sei es in Grünwald oder abseits des Fußballgeschehens auf dem Sportplatz von Hohenlinden. auch dort entdecke ich ein Mausi, das ebenfalls sämtliche existenziellen Sorgen hinter sich gelassen hat.
Manchmal kommt es mir so vor, als sei ich der Einzige, der diese verreckten Mausis zu meinen Füßen überhaupt noch wahrnimmt. Alle anderen um mich herum scheinen sich so sehr auf die wirklich wichtigen Dinge in ihrem Leben zu konzentrieren, dass sie die winzigen Details des Alltags kaum mehr registrieren. Stattdessen: Allüberall das eitle Haschen nach Wind.
Während weite Teile unserer Gesellschaft eine kolossale Ignoranz für Mausis erfasst hat, komme ich kaum umhin, Mausis Vergehen fotodokumentarisch festzuhalten. Es kann nie schaden, sich den Tod immer wieder vor Augen zu führen – muss ja nicht der eigene sein. Nun ist die Reaktion meiner Mitmenschen auf dieses möglicherweise skurrile Ansinnen eher gemischt. Es provoziert nicht selten ein verstörtes „Ihhhgitt, wie eklig!“, sei es beim Anfertigen des Fotos, sei es bei der Nutzung in sozialen Medien.
Aber ich sehe das ganz nüchtern. Ich fotografiere ein totes Tier. Na und?
Was ist schon großartiges dabei?
Es gibt Leute, die weitaus bizarrere Dinge treiben, als sich mit toten Mäusen zu beschäftigen.
Heute ist es eben mal wieder so weit. Kaum bin ich morgens am Arbeitsplatz angekommen, sehe ich: Mausi sieht verdammt tot aus. Also fotografiere ich sie – fast schon reflexartig.
Wie eingangs erwähnt: Auf dem Rücken liegt sie vor mir. Kalt, bewegungslos, steif. Alles Leben ist von ihr gewichen.
Ganz offensichtlich hat das Putzteam wieder erbarmungslos zugeschlagen. Es hat nicht nur den Woll- und Flusenmäusen unter sondern auch den PC-Mäusen auf dem Tisch den Krieg erklärt. Das Bild – so überlege ich – könnte ich per Mail an unseren EDV-Supporter schicken und damit ein Jobticket auslösen. Versehen könnte ich dieses mit dem Zusatz Mausi geht’s nicht gut – was soll ich tun?
Ich fürchte aber, die Nerds in dieser Abteilung verstehen den Witz nicht. Vielleicht haben sie ja noch nie im realen Leben eine reale tote Maus gesehen, also eine mit Beinen, Schnauze, Fell und Schwanz. Wie sollten sie auch, so lange es in der digitalen Welt keine App gibt, die ihnen beim Auffinden verwesender Kadaver hilft?
Jedenfalls waren ähnlich gelagerte, humorbefüllte Jobtickets zum Beispiel über die Zunahme von Spammails bisher ohne die erwünschte Wirkung geblieben. Nerds verstehen mich nicht. Was ich komisch finde, muss andere noch lange nicht amüsieren. Aber ich kann darüber lange lachen.
Als Einziger.
Vielleicht ist mein Humor einfach zu speziell für diese Welt.
Vielen Dank fürs Lesen.
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Sorry, der Haarspalter in mir kann es einfach nicht lassen: das erste Foto sieht mir verdächtig nach Spitzmaus aus und das wäre dann streng genommen kein Nager. Spitzmäuse, denen es nicht gut geht, fangen übrigens nach mehreren Tagen schwimmender Lagerung im Abflussrohr an, etwas streng zu riechen. Sie möchten nicht übersehen werden. Aber das hast Du bei Deinen Feldstudien vermutlich selbst auch schon bemerkt. Ich hoffe, das das auf Deinem Schreibtisch nicht der Fall war.