Willkommen im Schilderwald
Sind wir ein Land regelwütiger Fanatiker, die überall, wo es nur geht, Verbots- und Ordnungshinweise anbringen?
Manchmal kommt mir das fast so vor… auch in dem von mir bevorzugt besuchtem Schwimmbad. Hier ein Gesperrt-Schild auf dem Startblock, dort eines auf dem Ein-Meterbrett. Während letzteres fallweise vom Schwimmmeister bei Bedarf entfernt wird und selbiger die Springer beobachtet, ist die Nutzung der Startblöcke ganz offensichtlich immer verboten. Zumindest, wenn regulärer Badebetrieb herrscht. Auch das Springen vom Beckenrand ist verboten.
„Ja, das wäre schon sinnvoll“, könnte jetzt jemand einwerfen. „Ich möchte nicht wissen, wie viele Unfälle es zumindest im normalen Badebetrieb verhindert, nur weil nicht irgendwer irgendwem, in den Nacken springt, weil irgendwer genau dann ins Wasser springt, wen irgendwer anderes just an dieser Stelle am Beckenrand gerade seine Wende macht.“ Da muss ich natürlich zustimmen.
Allerdings – so frage ich mich angesichts diverser Diskussionen, die immer wieder in der berühmt berüchtigten Facebook-Gruppe Bist Du heute schon geschwommen geführt wurden und werden – ob nicht so manches Schild den mentalen Zustand der Badegäste, mit denen wir unser Schwimmbad teilen, wunderbar beschreibt. Gedanken- oder Rücksichtslosigkeit? Oder vollflächige Verblödung. Man weiß es nicht, wann, wo und vor allem warum manche Menschen das Denken einfach eingestellt haben.
Da wird zum Beispiel in dieser FB-Gruppe ein Schild zum Thema gemacht, das in einem Damenduschraum aufgehängt wurde. Das Schild untersagt den Frauen das Rasieren unter der Dusche. Zustimmung unter den Gesichtsbuchlern… Nicht, dass irgendwer ein Problem mit Frauen hat, die sich rasieren – aber bitte nicht im Duschraum eines öffentlichen Schwimmbads. Da sind Mann und Frau sich weitgehend einig.
Für Maniküre und Pediküre gilt Nämliches. Auch das Schwimmen mit Faschingsmaske/Schminke ist im Schwimmbad verboten, ein solches Schild habe ich zu besagter Jahreszeit an der Kasse unseres Schwimmbades gesehen und das Foto hier veröffentlicht.
Normale Schminke gehört übrigens auch nicht ins Schwimmwasser – mancher Besucherin sollte man das mal klar machen. Vielleicht wäre ein Schild sinnvoll, das besagt, dass man sich nicht nur vor dem Schwimmen duschen soll sondern gegebenfalls auch die aufgetragenen Make-Up-Doppelschichten aus dem Gesicht entfernen soll. Das weiß, wie ich manchmal sehe, wohl auch nicht jede.
Also: Ich bin weder ein Freund geschminkter Schwimmerinnen noch möchte ich Zeuge beim Beine-, Achsel- oder Sonstwas-Rasieren, dem Finger- oder Fußnägelscheiden fremder Leute werden. Noch weniger möchte ich auf möglichen abgeschnittenen Hinterlassenschaften der Vorbenutzer in einer Dusche herumsteigen. Es kickt mich nicht gerade, auf anderer Menschen Fußnägel zu treten. Selbst mit Badelatschen nicht. Das mache ich allerhöchstens, wenn diese in Strümpfen und Schuhen verpackt sind und ich jemandem mal gehörig auf die Füße trete.
Frage: Irritiert es nur mich, wenn an einem Sonntag Nachmittag im Vorraum der Hallenbad-Toilette ein Mann vor dem einzigen Waschbecken steht und sich in aller Seelenruhe die Haare per Nassrasur aus dem Gesicht schabt? Hat der Typ kein Zuhause?
Damit wir uns richtig verstehen. Ich halte viele dieser Regelungen für begründet und sinnvoll. Trotzdem frage ich mich, wie verrottet das Resthirn einiger Menschen sein muss, dass sie darauf explizit hingewiesen werden müssen. Nehmen wir zum Beispiel das Schild, das Hendrik Schnoor fotografiert und bei Facebook veröffentlicht hat. Warum muss man das, was eigentlich selbstverständlich sein sollte, heutzutage extra betonen?
Es sollte doch eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein, dass in einem Hallenbad Rauchverbot herrscht, zumal der Gesetzgeber grundsätzlich ein Rauchverbot in öffentlichen Gebäuden vorschreibt. Das scheint aber nicht jeder verstandesmäßig zu erfassen, sonst wäre wohl so ein Schild nicht nötig.
Früher galt es als Zeichen besonderer Gastlichkeit, den Besuchern zuzuraunen: „Mach’s Dir bequem. Fühl‘ Dich wie zu Hause.“ Ich finde nach wie vor, dass diese Aufforderung seine Gültigkeit hat. Das heißt aber nicht, dass man sich auch so benehmen soll wie zu Hause. Und genau das verwechseln wohl ein paar Zeitgenossen.
Sie fühlen sich wie zu Hause und benehmen sich auch so. Schließlich haben sie ja Eintritt bezahlt – und seitdem ist das Hallenbad praktisch ihr Eigentum. Und da kann man machen, was man will: Rauchen oder Nägelschneiden und Rasieren unter der Dusche. Das bitte, liebe Schwimmbadbesucher, macht dort, wo ihr wirklich daheim seid: In Euren eigenen vier Wänden.
Übrigens gehört das das Urinieren unter der Dusche auch dazu. Auch das könnt Ihr gerne zu Hause machen so oft Ihr wollt oder müsst. Aber macht das bitte nicht dort, wo Ihr die Dusche mit anderen Menschen teilt. Erschreckenderweise gibt es immer mehr Leute, die sich einen Scheiß darum kümmern und munter beim Haarewaschen drauflos pullern. Aber selbst wenn Michael Phelps öffentlich zugegeben hat, sogar ins Schwimmbecken zu pieseln, ist das nicht notwendigerweise so, dass man das nachahmen muss. Es ist einfach nur widerlich und eine kolossale Respektlosigkeit gegenüber den anderen Badegästen, vor allen denen, die hinter einem schwimmen.
Sicher wird es auch dazu irgendwann Schilder im Badebereich und unter den Duschen geben müssen, dass man zum Urinieren bitte nur die Toiletten verwenden soll – und nur die.
Wetten, dass die, die das betrifft, es wieder nicht verstehen, weil diese bohnenstrohdummen Menschen das Wort urinieren nicht kennen?
Ich darf übersetzen?
Geh zum Pissen auf den Schacht, Alter!
 
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#einChaosanBeschilderung 😉
Ich denke ein gewisses Quäntchen an Toleranz sollte vorausgesetzt werden können…auch ohne Schilderwälder…manchmal ist es nur eine Messerspitze an Nachgiebigkeit, die helfen könnte…Aber mal ehrlich..W i r sind es doch die d a s alles wollen. …Wir wollen uns doch immer in Reglements „stecken“ lassen…desto mehr Entscheidungsfreiheit…desto mehr „Panik“ bekommen doch viele…😕 Wenn Kant, Schiller und Co. das noch sehen müssten. ..gäbe es eine Revolution 😂😂😂
Lutz – Danke – ich bin genau Deiner Meinung und Ähnliches, wie auch genau so hatte ich mich schon gewundert, gefragt und gedacht…
Ich empfinde es so: Solange kein Schild irgendwo steht, das den Menschen vorgibt, wie sie sich verhalten sollen oder eben nicht, nehmen sie Jemanden, der sie evtl. auf ein bischen Mitdenken und mitmenschliches Verhalten hinweist, nicht ernst.
Wobei dies mit vorhandenen Schildern auch nicht garantiert ist.
Wenn ich schon die Frage von einer Spinnenbeinschwimmerin mit Kopf über Wasser höre “wo steht denn das bitte?”, alsich ihr sagte, dass wir hier extra ne Bahn zum Schnellschwimmen gezogen haben und sie behindert alle … und sie einfach die Prinzessin auf der Erbse spielt …
Manche Leute sind schlicht dumm und/oder empathielos und/oder WOLLEN anderen auf die Nerven gehen – das macht ihnen richtig Freude, habe ich den Eindruck … das nennt man dann Negativaufmerksamkeit …
Und zurück zum Schilderwald: auf dem Weg zum 28 km entfernten Schwimmbad, erlebte ich zu Anfangs auch oft die totale Irritation und schon fast einen Stress, wenn vor Ortsnähe dann in gefühlten 20 Meter-Abständen eine andere Geschwindigkeit angezeigt wird … 80 / 60 / 50 / 70 / 60 / 30 / 50 … Hilfeee :-P …
und was auch noch toll ist: Hält man sich dann an diese Schilder z.B. an Geschwindigkeitsregelungen, weil es ja eine HÖCHSTGESCHWINDIGKEIT bedeutet, fühlt sich immer einer berufen, im Genick zu hocken und aber auch, wenn ich schon die Geschwindigkeit überschritten habe … finde ich genauso übel … ! Also wozu Schilder, wenn sich dann doch “keiner” dran hält oder darüber hinweg setzt … und nie ist dann gerade mal Jemand da, der die verdonnert – wie die Polente z.B. aber – ich kam vom Thema ab, es geht ja ums Schwimmen und danach um die Körperpflege … bei uns ist auf dem „Rasierverbotsschild“ auch noch das „Haarefärben“ mit aufgeführt … :) …
einerseits können die Leute ohne „Verhaltensregeln“ anscheinend nicht „normal“ denken und handeln, aber mit gewissen Regeln fällt es ihnen auch nicht leichter … :)