Ente hat immer Recht
Ente thinks it is a good idea.
And when Ente says it is a good idea in fact it is a good idea.
Von vorne:
Es war regnerisch in der Nacht und am Morgen ist es kühl und bewölkt.
„Ich weiß nicht“, antworte ich zögerlich, aber Ente duldet keinen Widerspruch.
„Du packst jetzt Deine Sachen und dann fahren wir ins Freibad. Du wirst sehen. Es ist großartig.“
Was will man da noch erwidern?
Ente hat Recht.
Aus zwei Gründen: 1. hat Ente immer Recht und 2. ist sie schwarzgelb. Das verschafft ihr nicht nur Echte Liebe sondern auch Respekt. Immerhin hat Ente die Tabellenführung der Bundesliga übernommen, keine Ahnung, wie lange sich die Schwarz Gelben dort behaupten können, aber darum geht es hier ja nicht…
Gehorsam packe ich in meine Schwimmtasche das jeweils notwendig zu Ergänzende und mache mich auf den Weg ins Erdinger Freibad. Und dort erlebe ich ein blaues Wunder:
„Was ist denn hier los?“ frage ich den Bademeister, denn ich kann es kaum glauben. Im Nichtschwimmerbecken dümpelt eine ältere Frau beharrlich rückenschwimmend, ansonsten ist niemand da. Niemand! Zumindest kein anderer Badegast.
„Ja“, lacht der Bademeister. „Gerade sind die letzten gegangen. Das Schwimmerbecken gehört Dir. Ganz allein.“
„Danke“, antworte ich. „Wie großzügig.“ Ich weiß das wirklich zu schätzen.
„Gell,“ erwidert er. „Das ist der pure Luxus. Und wenn Du magst, kannst Du auch reingehen. Drinnen im Variobecken ist nämlich auch niemand. Wir haben alle nach Hause geschickt. Damit Du Platz hast.“
Fehlt nur noch, dass er behauptet, die Gesperrt-Schilder seien extra für Ente und mich aufgestellt worden:
Dass er das Bad geräumt hat, um Platz zu schaffen, meint er natürlich nicht ernst, aber ich bin trotzdem überrascht: Am hellerlichten Tage (so formulierte es meine Muttter einmal in bester Versprechermanier, seitdem war es in unserer Familie sprichwörtlich) ist einfach überhaupt niemand im Freibad. Dabei regnet es nicht einmal, der Wetterbericht kündigt sogar im Verlauf des Tages Sonnenschein an.
Egal – ich entscheide mich aus der Fülle der Optionen für draußen im Shorty. Zumindest die erste Hälfte möchte ich in Neopren schwimmen. Mich fröstelt ein wenig und eine Erkältung kann ich im Moment eher nicht gebrauchen. Andererseits: Wer braucht die schon?
„Wollen wir nicht doch lieber reingehen?“ frage ich Ente.
„Du spinnst wohl. Ab jetzt. Ins Wasser mit Dir!“
Ich zögere.
„Das kann ja wohl nicht wahr sein“, schimpft Ente.
„Ist ja gut!“ Ich stelle sie auf den Startblock, gleite ins Wasser und schwimme los. In der größtmöglichen Einsamkeit eines 50m-Beckens mit acht Bahnen, die ein Freibad zu bieten hat, geht es immer hin und her. Ganz allein.
Nur Ente und ich.
Die Sonne kommt raus, es wird schlagartig wärmer, nach 2.000 Metern entledige ich mich des Neoprenanzugs. Und weiter geht’s.
Bei jeder Wende grinst mich Ente frech und besserwisserisch vom Startblock aus an. „Das hab ich Dir doch gleich gesagt. Es ist großartig!“
Hin und wieder mal ein paar Bahnen ganz allein im Becken zu sein, ist nicht neu für mich. Aber die gesamte Schwimmzeit in einem fast vollständig verwaisten Freibad kannte ich bisher nicht: Niemand auf der Liegewiese, niemand auf den Bänken, kein Gekreische und Geplansche im Kinderbecken, keine Schlange am Kiosk, niemand auf den Sprungbrettern und eben auch niemand im Schwimmerbecken:
„Ja, ich weiß. Und Du hast Recht“, antworte ich grummelnd der Ente. Wer gibt schon gern einem Stück Kunststoff am Beckenrand Recht?
Erst als ich das Wasser verlasse, mich in der Sonne aufwärme und abtrockne, kommen die ersten anderen Schwimmer. Fair, dass sie so lange gewartet haben, bis ich durch bin.Oder hat Ente sie einfach vergrault?
Zuzutrauen wäre es ihr. Man mag sie nicht besonders im roten Erdinger Bauernland. Wegen ihrer Farbe natürlich. Und das ist nicht politisch gemeint.
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