Pausenstopp am Teerweiher
Teerweiher?
Noch nie gehört?
Ich auch nicht. Bist heute.
Aber Kollege Zufall hat mich heute im nördlichen Landkreis einen kleinen Weiher entdecken lassen, der möglicherweise einen weiteren Besuch im Sommer samt Badehose, Handtuch und Schwimmbrille rechtfertigt: Den Teerweiher.
Eigentlich, will man es genau nehmen, war es nicht Kollege Zufall sondern Kollege Hochdruck. Wenn der Druck nämlich bis zum Anschlag gestiegen ist, dann hilft nur noch eines: Druck ablassen. Und das geht – das weiß wohl jeder – am einfachsten, wenn man rechts ranfährt, sich in die Büsche schlägt und… Nun ja: Sie wissen, was ich meine. Und sagen Sie nicht – sie hätten nicht auch schon mal eine Pipipause am Straßenrand gemacht.
Unverhohlen stehe ich also, nachdem ich das Auto mit wehenden Fahnen verlassen habe, im Gesträuch, da schimmert hinter der nächsten Biegung etwas Tiefblaues. Der Teerweiher.
Wusste ich nicht, kannte ich nicht, nie gehört, dass es den gibt – und noch weniger, dass dort ein gleichnamiges Naherholungsgebiet liegt. Ein offizieller Badeweiher im Landkreis jedenfalls ist das nicht – sonst wüsste ich von dessen Existenz.
Danke Zufall. Danke Hochdruck.
Naherholungsgebiet ist dabei übrigens mächtig übertrieben. Neben einem kleinen Kiesstrand, ein paar Betonringen, in denen im Sommer Lagerfeuer gemacht und vielleicht gegrillt wird (kalte Asche verrät es mir in bester Trapper-Manier), ist dort einfach gar nichts. Keine Wiese, kein Kiosk, nicht mal ein Wäldchen zum Spazieren gehen. Einfach nur ein Weiher. Das ist alles. Aber immerhin.
Er sieht nicht gerade klein aus. Groß genug, um ihn eventuell schwimmend zu erkunden, aber ich habe oft die Erfahrung gemacht, dass Gewässer im Winter viel größer aussehen, als sie es dann tatsächlich sind, wenn man darin schwimmt.
Eine dünne Eisschicht überzieht den Weiher, der Nachfrost hat das Wasser gefrieren lassen. In der Sonne allerdings ist es warm. Viel zu warm – auf 10 °C wird das Thermometer an diesem Januartag klettern. In der Stadt rennen bestimmt die ersten schon wieder ohne Jacke nur im T-Shirt herum.
Die Neugier treibt mich, ein paar Schritte zu gehen, doch das Schuhwerk ist nicht unbedingt geeignet, durch Matsch, Eis überzogenes Gras und Laub einem Trampelpfad zu folgen. Ein rutschiges Brett liegt über einem kleinen Graben. Mit anderen Schuhen ja – mit diesen nein. Das letzte, was ich jetzt bräuchte, ist bis zu den Knien im eiskalten Wasser zu landen.
Ein paar Fotos möchte ich trotzdem machen. Das Blau ist einfach unverschämt schön, an einem Viburnum-Strauch hängen noch immer knallrote Beeren. Die vertrockneten Pflanzen, vor allem die Schilfwedel geben wunderbare Kontraste.
Würden nicht unentwegt die auf dem nahe gelegenen Flughafen München landenden Maschinen über meinem Kopf dröhnen, es wäre hochgradig idyllisch dort. Trotzdem kehre ich nach ein paar hundert Metern Trampelpfad um.
Langsam drängt auch der nächste Termin, ich muss mich, will nicht unverhältnismäßig schnell nach München rasen (so etwas mache ich nicht), ein wenig beeilen. Es wird Zeit.
Abgespeichert im Hinterkopf die Aufgabe: Als erstes bei Google Maps nachschauen, ob das Ganze einen Namen hat.
Und den hat es.
Naherholungsgebiet Teerweiher.
Ich will mehr wissen. Aber mehr gibt es nicht, Sieben (!) Sucheinträge dazu finde ich, als ich mehr in Erfahrung bringen will. Und nicht einer hat etwas mit dem Weiher zu tun.
Das Netz weiß also noch fast gar nichts über die aufgelassene Kiesgrube. Hilft nichts: Ich werde wohl, will ich mehr wissen, wieder hinaus müssen ins reale Leben.
Im Sommer dann, wenn man vermutlich am Weiher kein Bein an die Erde bekommt – und einen Parkplatz schon gleich zweimal nicht. Denn die gibt es dort auch nicht… und wo parken? ist ein transgenerationales Trauma unserer Familie.
Vielen Dank fürs Lesen.
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Man lernt eben nie aus. Das ist das Schöne bei der Bloggerei. Es gibt immer etwas Neues.
Mal wieder tolle Fotos!
Vor allem die leuchtend roten Beeren von dem Schneeball gefallen mir.
Vielen Dank 🙂
Sieht der Weiher toll aus. Schon das Gucken der Fotos ist wie eine kleine Pause machen. Ich bin gespannt, was Du sagst, wenn Du erst drin bist im Wasser.