Alex ist schuld

Schuld allein ist Alex. Oder nein: Ein wenig auch Svenja. Denn irgendwer ist immer schuld. Da aber Alex heute Geburtstag hat, schiebe ich ihm die ganze Verantwortung zu und sage: Herzlichen Glückwunsch, altes Haus, Du bist schuld an all dem, was  hier passiert.
Von Anfang an:

Alex gehört seit über zehn Jahren zu meinen engsten und besten Freunden. Das liegt ganz gewiss nicht daran, dass wir beide schlesische Wurzeln haben und unsere Väter aus Breslau stammen und diese schon damals im Sandkasten… Nein. Es liegt auch nicht daran, dass wir beide das Gleiche studiert aber mit dem erlernten Wissen doch andere Berufe ergriffen haben. Es liegt vielleicht daran, dass wir die gleichen Filme mögen, ähnliche Musik hören, die gleichen Bücher lesen, die gleichen schlechten Witze, politischen Unkorrektheiten großartig finden und einen deckungsgleichen Humor haben. Es gibt viel zu reden mit Freund Alex. Eben auch über den Sport.
Den nämlich betreibt Alex mit großem Ernst aber ohne die Verbissenheit und Sucht, dass nicht auch viel anderes in seinem Leben Platz hätte. Und da wir eben auch über Sport viel reden, hin und wieder auch über notwendige Gewichtsverluste (Alex: Ich sage nur derzeit – 5 Kilo), gibt er mir immer wieder Motivation. Ich will mich ihm natürlich auch beweisen, immerhin ist Alex ein paar Jahre jünger, aber eben auch ein paar Kilo schwerer. Alex begründet das mit den schweren Knochen. Dabei weiß er doch, dass das gewicht des Skeletts im Körper kaum mehr als 10% des Gesamtgewichts ausmacht… Das sage ich ihm aber nicht, ich will ihn ja nicht ärgern. Echte Freunde tun sowas einander nicht an.
Alex, der Inhaber einer New-Media-Agentur ist, bewegt sich natürlich mit schlafwandlerischer Sicherheit auch über das Eis der Social Media: Bloggen, Twittern, Facebook – das kennt er alles, das kann er, da tob er sich aus. Mit viel Hilfestellung, einigem Webspace und unendlicher Geduld führt er mich immer wieder durch diesen Dschungel. Er ist – und das ist nicht übertrieben – derjenige, der mich zum Bloggen gebracht hat und mir erklärt hat, wie man mit WordPress klarkommt. „Schreiben musst Du aber allein.“ Jawohl Chef, ich mach ja schon.
Vor einiger Zeit hat Alex mir – auch er möchte ja mit sportlichen Erfolgen glänzen – von seinem neuen Rad erzählt. Und von einem Buch, das ihn begeistert hat. Ich fahre zwar nur wenig Rad, aber wenn Alex von dem Buch Dicker Mann auf dünnen Reifen so schwärmt, dann muss es ja was wert sein. Ich vertrau ihm da voll und ganz. Und als er mir erzählt, dass es um einen trägen Typen geht, einen Weinhändler mit über 100kg Gewicht, der auf’s Rennrad steigt, um die Pfunde zu drücken und fit zu werden, da weiß ich: Das klingt gut. Noch neugieriger werde ich, als Alex mir erzählt, dass der Buchautor sein ganzes Trainingsprogramm im Netz in diversen Foren diskutiert hat. auch darum geht es im Buch.
Foren sind mir wohlbekannt, ich war und bin auch in einigen, wenn auch zu ganz anderen Themen. Ich notiere den Titel, setze das Buch auf meine amazon-Wunschliste und nehme mir vor, es mit in den Urlaub zu nehmen.
Die Gelegenheit ergibt sich, als Svenja mir das Buch schenkt. Einfach so. Weil ich ihr so davon vorgeschwärmt habe, und das noch bevor ich es gelesen habe. Svenja stammt aus dem Münsterland, weite Strecken des Buches  spielen also in ihrer Heimat. Lokalkolorit wird groß geschrieben, genau das richtige für uns heimatverbundene westfälischen Bauern, die ihre Schollen verlassen haben.
Das Buch habe ich an einem Abend gelesen – mit großer Begeisterung. Denn es erzählt – von den vielen rennadspezifischen Dingen einmal abgesehen – genau davon, den inneren Schweinehund zu überwinden, von der Trägheit und dem Frust, von der Hilfesuche im Internetforen, den blöden Kommentaren, dem Kopfschütteln der Mitmenschen und der Sucht, wenn man mal ein paar Tage zur Untätigkeit verdammt ist. Es erzählt von der Familie, die ihre Opfer bringen muss, wenn der Autor stundenlang durch’s Münsterland radelt, wenn er schlecht gelaunt aus dem Fenster in den Regen schaut. Die Parallelen sind unübersehbar.
Ohne Alex‘ und Svenjas mittelbaren Einfluss hätte ich sicher nie begonnen, mein Trainingsprogramm gnadenlos zu steigern und aufzurüsten (davon später mehr). Sie verpassten mir einen Motivationsschub, wie ich ihn selten erlebt habe. Ich weiß nicht, wo das endet, aber ich bin sicher: Es hat einen guten Anfang genommen…
Danke!

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1 Antwort

  1. Ja, das ist mir jetzt schon fast unangenehm … fühle mich aber doch geschmeichelt.
    Mach weiter so, es sind übrigens schon 7,5 kg und es sind nicht meine Knochen die zu schwer sind, sondern mein Hirn!