Das Geheimnis der perfekten Marillenmarmelade – Teil 1

Wenn ich groß bin, werde ich Foodblogger, veröffentliche meine Lieblingsrezepte, diskutiere über Nahrungsmittel und deren -ergänzungsstoffe. Ich lege mich mit Verganern und Fleischverzehrern an, entwickle eine eigene Produktlinie und mäkle öffentlich an Restaurants herum. Sterneköche fürchten mich genauso wie Feinkosthersteller. Ich werde reich an Geld, Einfluss, Zustimmung der Leser und  Körpergewicht – und ich werde berühmt.
Bis es soweit ist aber veröffentliche ich hier weiterhin meine Alltagsgeschichten. Heute verrate ich ein Familienrezept, also eines, das unter dem Siegel der Verschwiegenheit von Generation an Generation weitergereicht wurde. Anständige Foodblogger machen sowas natürlich nicht – aber denen hat vermutlich auch kein Ahne auf dem Sterbebett das Rezept einer unverwechselbaren Delikatesse mit letzter Kraft ins Ohr gehaucht.

Wie also kocht man eine perfekte Marillenmarmelade?

Da wohl jeder weiß, wie man grundsätzlich Marmelade kocht, lasse ich die Basics weg und verrate nur, wie man statt eines popeligen Brotaufstrichs eine unverwechselbare, charakteristische, cremic-zarte, fruchtig-aromatische Konfitüre mit ganz besonderer Note fabriziert.
Hier meine Tricks:

1. Fangfrische Zutaten

Marillenmarmelade

Fangfrische Früchte

Entscheidend ist, dass man fangrisches Obst nimmt – also das, das direkt vom Erzeuger und nicht vom Fließband stammt. Für die Marillenmarmelade verwende ich nur eigenhändig von burgenländischen oder Wachauer Obstbauern bei Vollmond geerntete links drehende Früchte. Selbige werden von Bäumen geholt, die mindestens einmal im Jahr vom ortsansässigen Pfarrer geweiht wurden und auf denen sich noch nie Krähen oder andere Totenvögel niedergelassen haben. Ich lege Wert darauf, dass sich der Obstbauer bei seinen Bäumen jedes Mal persönlich entschuldigt, wenn er ihm eine Frucht entnimmt.
Idealerweise verwende ich Obst aus relativer Flughafennähe, damit die über Chemtrails verteilten gesundheitförderlichen, naturidentischen Aufbaustoffe ihre optimale Wirkung entfalten können.
Die Früchte lasse ich mir in meine Heimat importieren. Eine sachkundige Familienabgesandte wird ausgeschickt, um Beute zu machen. Und zwar bei den Standlern am Straßenrand. Denn erst wenn biodiesel-betankte Traktoren oft genug durch die kleinen Ortschaften gefahren sind, ist das Obst auch mit aromatischen Kohlenwasserstoffen genügend angereichert.

Matschige Früchte, Früchte mit Druckstellen oder Wurmlöchern landen (samt Tier) auch im Topf der Rohmasse. Alles wird mitverarbeitet. Das ist eine wichtige Komponente für das gewisse Aroma…

2. Das richtige Zubehör

Zum Einkochen der Marmelade verwende ich grundsätzlich nur den großen Nudelkochtopf. Der sollte, wenn möglich, noch am Vortag benutzt worden sein und sich mit angetrocknetem Tomatensugo verschmiert in der Spülmaschine befindet. Der Topf wird nachlässig unter fließendem Wasser mit einem alten Lappen und einem Tropfen Spülmittel ausgespült und keinesfalls abgetrocknet. Hier haben wir die nächste wichtige Aromakomponente.

marille-02

Richtiges Werkzeug

3. Volle Energie

Ich gebe Scotty im Maschinenraum grünes Licht für maximale Energiezufuhr. Warp 14. Mehr geht nicht.
Das beschleunigt den Einkochvorgang immens. Dass dabei schon mal ein Warpkern-Ceranfeld in der Mitte reißt, kann vorkommen.

4. Bereitstellung der Gläser

Während Scotty Gas gibt, hole ich die Gläser vom Dachspeicher. Keinesfalls früher. Das Ganze braucht eine sportliche Komponente. Gediegen wie Oma kann das schließlich jeder.
Hier ist besondere Eile geboten, denn Scotty heizt schnell und eine magmaartige Erruption der heißen Rohmasse aus dem Topf über den Herd, die Arbeitsplatte und den Fußboden ist ein unschönes Zwischenergebnis.
Die Gläser werden selbstvertändlich nicht noch mal gespült. Schließlich wurden sie alle direkt nach ihrem Leeren in die Spülmaschine getan, danach dicht verschlossen (=Deckel drauf) und in einer Plastikbox eingespeichert.
Damit ich nicht so oft rennen muss, nutze ich eine Stofftasche, die ich randvoll mit Twist-Off-Deckel-Gläsern mache. Besser, hinterher wieder ein paar Gläser ungenutzt wieder zurückzuräumen als in der Eile Nachschub zu holen…

Die Fortsetzung hier.

 


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6 Antworten

  1. Smilla sagt:

    wunderbar erzählt, ich war eben noch unterwegs um Obst zu klauen, aber, leider hat man die unteren Äste so abgeschnitten, daß kein Mensch mehr drankommt. das war der NABU- Mann der vermalledeite böse, der einem verbieten will, über die eigenen Wiesen zu gehen. Ja, ich hab auch eigene Wiesen, ich klaue nicht nur, aber klauen macht Spass wenns Obst ist.
    ich hätt ja auch Marmelade gekocht, wenn auch nicht so perfekt wie Du, so mit allen Schikanen, aber eins will ich noch sagen wenn du dann fertig bist mit einfüllen, vergiss den Schnaps nicht, nein, nicht trinken, eine Lage über die eingefüllte Marmelade geben, soll sie angeblich haltbarer machen, der Schnaps sollte mindestens 54 Prozent haben, so wie der, der mein Vater früher selbst gebrannt hat aus eigenem Obst. Alles wahr, nicht gelogen. Und wenn Du dann fertig bist, dann darfst du dich betrinken.

  2. Fangfrische Früchte – na dann: Petri Heil! ? Bin schon sehr gespannt auf die Fortsetzung…

  3. Herrlich erzählt! Ich bin auch gespannt auf die Fortsetzung.