Wohlfühlschwimmen im Stettner See
Klein ist er, was nicht heißt, dass er nicht zählt und dass ich ihn nicht kennenlernen wollte: Der Stettner See im Chiemgau, südlich des Langbürgner Sees (meinem absoluten Favorit) und nördlich der Schafwaschener Bucht des Chiemsees. Etwas mehr als 30 Meter ist er in der Länge, rund hundert in der Breite. Das macht ihn nicht gerade attraktiv als Badeparadies, zumal es neben zwei Badestegen und einer Wiese auch nichts weiter gibt – nicht mal viele Parkplätze. Wer also dort schwimmen will, muss sein Auto am Seitenstreifen der Straße stehen lassen. Als Bestandteil des Naturschutzgebietes ist außer Schwimmen rein gar nichts erlaubt, also zum Beispiel auch keine Stand-Up- oder Schlauchboot-Paddelei.
All das hält die Massen fern, den See kennen wenige, kaum einer der Ulauber, nicht mal viele der Hiesigen und so kommt nur eine ganz bestimmte Klientel hierher: Menschen, die ganz entspannt und gemütlich ein wenig schwimmen wollen. Menschen wie ich.
Der See liegt in einer Senke, ist von Bäumen gesäumt, die vorgeben, Bestandteil eines dichten, weitläufigen Waldes zu sein, das sind sie aber nicht, allerdings kann man es sich einbilden, wenn man von der Straße zum See heruntergestiegen ist, am Ufer steht oder ins Wasser gestiegen ist. Ein wenig pittoresk mutet das Bootshaus an, fast schon, als sei es zur nur zur Erfüllung eines schönen Landschaftsbildes erbaut worden.
Als ich am südlichen Badesteg ankomme, ist außer mir niemand da. Es regnet leicht, aber der Niederschlag wird sich bald verflüchtigen, der Himmel zeigt schon blaue Flecke. Eine Frau schwimmt im Wasser. Ich grüße, sie grüßt zurück.
Als ich mich auf die Bank setze, umziehe und meine Sachen im regenfesten Rucksack verstaue, ruft sie mir zu, eine Badehose bräuchte ich nicht, sie schwämme auch ganz ohne was, so sei es doch am schönsten. Und man sei hier sehr entspannt. Das, so lese ich später im Netz, als ich mich etwas mehr über den See informiere, ist allerdings relativ. Der mittlerweile von der Gemeinde Rimsting See war wohl lange Zeit ein geduldeter FKK-Badeplatz, allerdings habe es einige Vorkommnisse gegeben, die die Gemeinde dazu bewogen hat, FKK zu untersagen. Was allerdings mehr als halbherzig umgesetzt und auch von einigen Badenden geflissentlich ignoriert wird. So eben auch von dieser Frau.
Ihre Empfehlung hält mich nicht davon ab, trotzdem eine Badehose anzuziehen – jeder halt so, wie er es mag. Dazu Boje mit Kamera am Bauchgurt, Earplugs, Schwimmkappe und -brille.
Das irritiert die Frau, die aus dem Wasser huscht, sich in ihr Handtuch hüllt und auf den Steg in die Sonne setzt. Ich bin schnell im Wasser, schwimme Richtung Bootshaus, passiere Seerosen und Schwertlilien am Ufer, ein Schwarm Graugänse fühlt sich etwas genervt und entfernt sich zeternd.
Als ich den Steg am Ostufer passiere, steigen gerade ein paar weitere Menschen ins Wasser, ich bin also nicht der Einzige, der das wunderbar warme Wasser in diesem kleinen, hübschen See genießt. Zum sportlichen Schwimmen ist der See eher nicht geeignet, aber dafür bin ich auch nicht hergekommen. Sondern um meine Zehn plus Zehn plus Zehn abzuarbeiten und in meine Liste von mit beschwommener oberbayerischer Seen einen weiterne hinzuzufügen.
Und überhaupt: Um den Nachmittag zu genießen.
Was auch geschehen ist.
Von Zehn plus Zehn plus Zehn sind noch übrig: Acht plus Acht plus Zehn.
Erledigt:
- Zehn Freigewässer in Oberbayern, in denen ich immer noch nicht gewesen bin: Siferlinger See, Stettner See
- Zehn Freigewässer, in denen ich erst einmal gewesen bin: Happinger See, Moosinninger Weiher
- Zehn Freigewässer, in denen ich zwar schon mehrmals war, aber seitdem mindestens vier Jahre vergangen sind: –
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Ganz genau und genau so, wie ich das mag.