Der erste neue See 2025: So schön im Moor

Ob ich den Siferlinger See kenne, fragt mich Kollegin A. und fängt unmittelbar an, von einem ihrer liebsten Schwimmreviere zu schwärmen. Sie wohnt nicht allzu weit entfernt von dem See, kann öfter dort schwimmen und ist jedes Mal ganz begeistert. Er liege, so erählt sie mir, am Moor, sei idyllisch, naturbelassen, nicht überrannt. Alles ganz und gar wunderbar.
Das lasse ich mir nicht zweimal sagen, ich bin immer für jeden Tipp eines beschwimmbaren Sees oder Weihers in Oberbayern dankbar. Zwar habe ich noch über 40 weiße Flecke auf der Karte, trotzdem: Auch die werden irgendwann in Augenschein genommen worden sein. Den ersten Anlauf zum Siferlinger See im vergangenen Jahr habe ich angesichts einer Mückeninvasion auf meine ungeschützten Arme, Beine und den Kopf abgeblasen. Das war so übel, dass ich fluchtartig auf dem Weg zu dem kleinen See neben dem Stucksdorfer Moos kehrt gemacht habe.

Badesteg am Siferlinger See

Jetzt im Frühsommer droht keine Gefahr multiplen Aderlasses und ich nehme mir vor, endlich den See zu entdecken, der mir so wärmstens empfohlen worden war, von dem ich noch nie zuvor etwas gehört hatte. So ganz stimmt das nicht: 2016 erreichte der Siferlinger See eine kurzzeitige Bekanntheit, weil man im Wald am Ufer eine Würgeschlange gesichtet hatte, die ein wenig größer als alle heimische Arten war. Es setzte die bekannte Aufregung ein, mediales und sozial-mediales Getöse, die Gemeinde verhängte ein Badeverbot, kluge und weniger kluge Ratschläge geisterten durchs Netz und die Gazetten. Nach zwei Wochen hatte der Spuk ein Ende, die nicht mal zwei Meter lange gelbe Anakonda wurde eingefangen und in die Münchner Reptilienauffangstation gebracht. Nachzulesen hier. Natürlich hatte ich das mitbekommen, aber der Name des Sees war mir dann doch wieder entfallen.
Nun also folge ich dem Pfad am Ufer, hätte nichts dagegen, wenn sich auf den Holzplanken die teilweise über den moorigen Grund führen, auch eine Schlange in der Sonne aufwärmen würde, gern eine heimische Ringelnatter, aber ich habe natürlich Pech.

Bänkchen am Siferlinger See

Ich bin allerdings auch nicht auf Reptiliensuche sondern zum Schwimmen hergekommen, was bedeutet, dass ich so oder so Pech gehabt hätte, denn ich hätte keine geeignete Kamera dabei gehabt. Vielleicht hätte ich mich sogar noch mehr geärgert, wenn ich was auch immer entdeckt hätte ohne es fotografieren zu können: Ringelnatter, Laubfrosch, Eisvogel, Biber… was weiß denn ich.
Aber die Kamera ist eben daheim, ich will sie nicht im Rucksack haben, wenn ich selbigen allein am Ufer zurücklassen muss. Das wäre mir dann doch zu leichtsinnig obwohl weit und breit kein Mensch in der Nähe ist. Doch: Auf einem der Stege liegen Angeln, da muss also auch ein Angler sein. Da habe ich aber Glück gehabt, dass ich den noch entdeckt habe, ich schwimme gern am Ufer entlang, aber nicht dort, wo Angler sind – verständlicherweise. Das werde ich berücksichtigen und schön auf Abstand bleiben. Wer hängt schon gern am Haken?

Der Siferlinger See ist perfekt für diesen Tag. Er ist klein, erstaunlich warm und nicht allzu weit entfernt. Es soll am Nachmittag schwere Gewitter geben, da scheiden alle Seen mit weiter Anfahrt per se aus, die großen sowieso, da ist das Wasser noch unter 20 °C, zu kalt ohne Neo, aber den habe ich wieder ml gar nicht erst eingepackt. Ich messe im Siferlinger See 24 °C an der Oberfläche, 20 °C in einem Meter Tiefe, genau so mag ich das.

Im Siferlinger See

Im Siferlinger See

Die ursprüngliche Idee, den Weiher Haselfurth aufzusuchen, habe ich fallengelassen, Haselfurth gehört zu Eching bei Landshut und ist damit haarscharf schon in Niederbayern und damit aus dem Rennen. Also wird’s der Siferlinger.

Ich kenne eine ganze Reihe Moorseen, war auch schon in einigen schwimmen, aber dieser übertrifft alles, was es hier so gibt, in puncto Moorwasser. Es ist wunderbar weich, von braun rötlicher Farbe und in nicht einmal der Länge (m)eines Armes verwandelt sich das Wasser unter mir in ein undurchblickbares Schwarz. Es gibt keinen Grund zu sehen, aber es gibt auch keinen Grund, warum man den sehen müsste. Das ist in allen Süßwassergewässern so, dass der Blick selten weiter reicht als vielleicht zwei Meter, aber hier ist es nicht mal einer.
So etwas muss man mögen und beim Kraulen auch aushalten können. Dazu die Farbe, die mit dem einfallenden Sonnenlicht unglaubliche Töne annimmt, so dass ich tatsächlich ein paar Unterwasser-Selfies wage – normalerweise ist das Gesicht bei ausgestrecktem Arm mit der Kamera in der Hand gut erkennbar. Hier verschwimmt alles in gleißenden Tönen zu einem Farbgemisch aus Gelb, Gold, Orange, Rot und Braun.
Und ich mittendrin, kaum einen Meter vom Objektiv entfernt. Es entstehen Bilder, als wäre in der digitalen Bildbearbeitung die Maus ausgerutscht.

Im Siferlinger See

Der See ist schnell durchschwommen, wunderbar warm und angenehm. Die Kollegin hatte recht: Ein Idyll, wie es im Buche steht, so ab von allem und so wenig erschlossen, dass keine Gefahr besteht, dass er touristisch überrannt wird. Schließlich gibt es ja auch zig Alternativen in direkter Nachbarschaft. Hier fehlt es an allem bis auf den Badesteg, die dazugehörige Leiter allerdings ist noch nicht ins Wasser gelassen. Es gibt keine Liegewiesen, keinen Kiosk, vor allem aber keine Parkplätze. Wer außer ein paar Freaks tut sich das schon an, wenn er all das nicht mal einen Kilometer entfernt an einem anderen Gewässer zur Verfügung haben kann?

So bin und bleibe ich bei meinem Schwimmausflug ganz allein, erst auf dem Rückweg kommt mir einer entgegen, bereits in Badehose und im Hemd, also sicher auch keiner, der hier mehr vorhat, als ein Ründchen zu schwimmen. Schon gar nicht, eine Anakonda zu suchen.
Und Gewitter gab’s auch nicht. Sowas aber auch

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Von Zehn plus Zehn plus Zehn sind noch übrig: Neun plus Acht plus Zehn.

Erledigt:

  • Zehn Freigewässer in Oberbayern, in denen ich immer noch nicht gewesen bin: Siferlinger See
  • Zehn Freigewässer, in denen ich erst einmal gewesen bin: Happinger See, Moosinninger Weiher
  • Zehn Freigewässer, in denen ich zwar schon mehrmals war, aber seitdem mindestens vier Jahre vergangen sind:

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