Norwegen im Frühjahr (#06) – Der Westfriedhof von Oslo

Des einen Ärger ist des anderen Freude – oder so ähnlich. So schön der blaue Himmel und der Sonnenschein ist, für Friedhofsfotografie ist das denkbar ungeeignet. Es trifft weder die Stimmung noch machen es einem die harten Konturen zwischen Licht und Schatten leicht.
Derweil im benachbarten Vigelandpark die Leute freudig vergnügt ob des guten Wetters flanieren, hätte ich über dem Westfriedhof lieber bedeckten Himmel gehabt. Aber bekanntlich kann man nicht alles haben und im Zweifel ist mir die Sonne dann doch lieber als Nebel oder Regen.
Den Westfriedhof entdecke ich eher zufällig, als wir den Park mehr oder weniger abspaziert haben, auf einem Bankerl verweilen und ich bei Google Maps nach Sehenswertem Markierten im Umkreis Ausschau halte. Ich sehe eine Markierung „Vestre Gravlund – Gravlundskapellet“ und es bedarf keiner norwegischer Sprachkenntnisse, um zu erkennen, worum es hier wohl geht. Das erschließt sich von ganz allein. Auch die Markierung von Ehrengräbern und Kriegsgräbern macht schnell klar: Da ist direkt neben dem Park ein Friedhof. Den anzuschauen ist Ehrensache.

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Mit 24 Hektar ist der Vestre Gravlund nicht nur der größte Friedhof Oslos sondern von ganz Norwegen. Ausgiebig werde ich ihn nicht erkunden, dazu reicht die Zeit nicht. Aber ein kleiner Spaziergang im Sonnenschein mit der Kamera sollte schon drin sein. Ein paar Eindrücke norwegischer Begräbniskutur verspreche ich mir dann doch, auch wenn mir bewusst ist, dass die Gestaltung der Friedhöfe sehr stark von der Zeit abhängig sind, wann sie angelegt und die Gräber errichtet wurden, ob es Gräber wohlhabender bürgerlicher Stadtbewohner um die Wende zum 20. Jahrhunderts sind oder Gräber der einfachen, ärmeren Landbevölkerung der selben Zeit – nicht zu vergessen, dass viele Gräber von Künstler:innen deren Werk und Wirken widerspiegeln. Ich kenne nienamden, der auf dem Vestre Gravlund bestattet ist, die Liste der Prominenten führt ausschließlich Namen, von denen ich noch nie gehört habe. Andererseits muss ich zugeben: Welche berühmten Norweger neben Grieg, Munch, Ibsen, Heyerdahl kenne ich eigentlich? Ok, da gäbe es noch Jostein Gaarder, Jens Stoltenberg, Wencke Myhre, Erling Haaland… aber die leben alle noch. Und ist nicht eine der beiden Abba-Tanten eigentlich zumindest Halbnorwegerin? Aber die lebt ja auch noch.
Wie dem auch sei – ich flaniere vorbei an Büsten und Reliefs, an propperen und auch protzigen Gräbern, an Engeln und wenigen Marien, Norwegen ist nicht katholisch. Im Evangelischen hat man es ja nicht so mit dem Marianismus.
Winzige Hunden und Vögeln aus Bronze zieren Grabsteine, ein anderer trägt einen mächtigen Seevogel, der sein Junges füttert, ich weiß nicht so genau, was mir das sagen soll, aber es wird schon einen Grund haben. Hier liegen nicht nur die ganz normalen Leute, hier liegen auch wichtige oder sich für wichtig haltende Menschen bzw. deren Angehörige. Sollen sie, ich finde das gut. Üppige Gräber sind immer auf interessante Fotomotive. Einige Gräber sind sorgsam eingefriedet, dann wieder gibt es Bereiche, in denen irgendwie alles kreuz und quer steht. Dazu gibt es viele Kriegsgräber von den Toten des Zweiten Weltkriegs. Ein alter Friedhof halt… und ein Eichhörnchenparadies.


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