M wie Münster

Keine Frage: Münster ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Oder einen Städtetrip, je nachdem, wo einer herkommt. Als wir noch in NRW wohnten, waren wir gelegentlich in Münster, schon zu Schulzeiten im Allwetterzoo, im Friedenssaal und auch im Planetarium, später dann auch noch mal zu Studiumzeiten. Aber das alles ist ewig her, Zeit wurd’s also, Westfalen einen Besuch abzustatten, Freunde zu besuchen, die dort wohnen und zu flanieren, den botanischen Garten zu erkunden, das LWL-Museum samt Sonderausstellung Faszination Lack von innen zu bestaunen, abends am Aa-See zu spazieren, Gerhard Richters Installation in der ehemaligen Dominikanerkirche Zwei graue Doppelspiegel für ein Pendel zu ergründen und – wie sollte es anders sein – aufs Rad zu steigen.
Das ist ganz schön viel für ein Wochenende, zumal noch sowohl der St.-Paulus-Dom, der Wochenmarkt, die Röstbar und manch anderes auf dem Zettel standen: Das Ganze bei sommerlichen Temperaturen von rund 30 °C, da ist der Radweg auf der Promenade im Schatten der üppig duftenden Linden nachgerade eine wohltuende Abkühlung. Gleichzeitig vermittelt sie einen Lerneffekt: Radeln im Pulk von sechs Leuten und Fotografieren geht nicht wirklich zusammen, nicht mal, wenn die Kamera am Riemen über der Schulter hängt. Für jedes Bild ein Fotostopp: Das könnte Unmut wecken, also reduzieren sich die Fotos deutlich, und so Manches dürfte im Sausen auf der „Radautobahn“ auch unentdeckt geblieben sein. Dann ist das eben so. Man kann nicht alles haben.
Trotzdem sind einige Bilder entstanden, die ich in ein drei unterschiedliche Galerien einsortiere:

Münster – Stadtbilder
Radeln und Spazieren, Knipsen und Flanieren – es entstehen letztlich doch eine Fülle an Bildern, die natürlich der Stadt nicht annähernd gerecht werden und ihre vielen Facetten einfangen. Ein wenig aber doch. Und für die Jüngeren, die sich wundern sollten, was es mit dem Antiquariat Solder und den Bildern davon auf sich hat: Ihr kommt auch noch in das Alter, in dem ihr ZDF und ZDF Neo schauen müsst und dort in Endlosschleife samt Wiederholungen Wilsberg, der seit 1995 als Antiquar und Privatdetektiv die deutsche Fernsehlandschaft mit seiner Anwesenheit beehrt. Der Plot spielt in Münster und Meister Solders Lädchen ist die Außenkulisse, damit längst eine eigenständige Sehenswürdigkeit und entsprechend intensiv angesteuert und fotografiert.

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Münster – Botanischer Garten
Besonders groß ist er nicht, der Botanische Garten von Münster, der der Universität angeschlossen ist, damit auch ein Teil akademischer Lehre und Forschung und eintrittsfrei. Aber sehenswert ist er schon – und wie alle Botanischen Gärten, die über Arboreten verfügen, ein guter Anlaufpunkt, wenn’s draußen knackig warm ist. Der Schatten der Bäume, die trotzdem jeden noch so kleinen Lufthauch durchlassen, ist mächtig angenehm.
Früh morgens erkunden wir den Botanischen Garten hinter dem Schloss, durchstreifen landschaftstypische Bepflanzungen, Gewächshäuser und Miniwäldchen. Immer ist die Kamera im Anschlag, richtet sich auf Edelweiß und Fingergut, auf Strelitzien und Fuchsien.
Erst als der Durst auf Kaffee und jede Menge Wasser allzu groß wird, drängt es uns zurück in die Stadt. Schade, das Schlossgarten Café ist geschlossen, es wäre sonst eine Alternative gewesen.

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Münster – Im Museum
Wenn die Sonne dann doch aufs Gemüt brennt und in der sonntäglichen Stadt gähnende Leere herrscht, attraktive Schattenplätze in Cafés Mangelware sind, nicht etwa, weil alle belegt sind, sondern weil die münstersche Gastroszene in der guten Stube eher spärlich vorhanden ist, ist eine „Flucht“ ins Museum das Beste, was man tun kann. Die Konfrontation mit der Kultur bei gekühlten Temperaturen ist eine echte Alternative. Das LWL-Museum für Kunst und Kultur bietet sich geradezu an – nicht nur wegen der hervorragender Sammlung an Kunstwerken aus dem 20. Jahrhundert und einer spannenden Kollektion der Werke von August Macke. Eine Sonderausstellung Faszination Lack zeigt in zwei großen, abgedunkelten Weken lackierte Kunstwerke aus Asien und Kunstwerke, die vollständig aus Lack bestehen. Dazu Europäisches, als Lack seinen Weg über die Handelsrouten der frühen Neuzeit nach Europa kam und in einem weiteren Saal sehr Modernes und höchst Ästhetisches. Besonders angetan haben es mir die kleinen Tabatieren.
Mit viel Lack und neuzeitlicher Kunst soll es dann auch genug sein. Abgekühlt und gesättigt mit Kunst lassen wir ganze Epochen aus (eigentlich alles vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert). Das ist der Zeit, ihrer Kunst und ihren Künstler:innen gegenüber zwar nicht besonders fair, aber ich habe momentan nur wenig Lust auf diese alten Schinken.

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Da es meine Sache nicht ist, Bilder, die an der Wand hängen, einfach abzufotografieren, halte ich mich in den Ausstellungsräumen der Malerei sehr zurück, bestaune die ungeheuerliche Farbigkeit der Gemälde Mackes ebenso wie die schwarz-weißen Werke der abstrakten Kunst.
Der WEg zum Hotel führt uns in die Dominikanerkirche. Sie ist seit 2017 profaniert und beherbergt ebenfalls Kunst: Zwei graue Doppelspiegel für ein Pendel von Gerhard Richter. Von der Vierungskuppel hängt ein Foucaultsches Pendel mit einer 48 Kilogramm schweren Metallkugel, das sich über einer Grauwacke-Steinplatte unaufhörlich hin und her bewegt. Die Seitenwände zieren vier hochrechteckigen, verspiegelten Glasbahnen. Seine Installation ist eine großartige Verbindung zwischen Wissenschaft und Kunst, eine Einladung, sich mit beidem auseinanderzusetzen. Und die habe ich dankbar angenommen.


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1 Antwort

  1. Nati sagt:

    Wirkt nach einem anstrengenden Programm fürs Wochenende.
    Eine schöne Stadt, nicht weit von uns, allerdings sind die Massen an Radler eher anstrengend wenn man als Fußgänger die Stadt erkundet.

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