Münchner Buidl – zum siebten
Und wieder beginnt es politisch. Unter der Devise #zammreissen – Bayern geg
„München ist bunt. München zeigt Flagge. Bankerl am St.-Jakobs-Platz. Volle Solidarität, nicht nur zum #PrideMonth.“
Gepostet habe ich dies samt Foto einer Regenbogenbank, die ich in der Innenstadt entdeckt habe, bei Twitter, Mastodon, Facebook und dort auch in der Gruppe Bankerl zum Verweilen und Münchner Buidl. Das allerdings findet der kackbraune Sumpf, der sich in den sozialen Medien umher treibt, sehr obszön. Dieser Twitter-Post zieht die Faschisten auf sich, denn die kommentieren wahllos auf alle deutschsprachige Tweets mit dem Hashtag #PrideMonth ihren braunen Dreck und taggen das Ganze mit #Stolzmonat. Das soll dann im Digitalen das völkisch-nationale Gegenprogramm zum #Pridemonth sein. Es ist immer wieder erstaunlich, welche Klientel mit welchem Mist aufwartet und in aller Öffentlichkeit, nicht selten unter Klarnamen hart oder auch jenseits der Grenze zum Justiziablen twittert. So kam mal wieder die Zeit für große Blockier-Aktivitäten. Weniger, damit die mich nicht lesen, als dass ich von deren Beiträgen in Zukunft verschont bleibe.
Am gleichen Abend fotografiere ich übrigens (mal wieder) die Synagoge am St.-Jakobs-Platz.
Keine 10 Minuten ist das Bild in der FB-Gruppe „Traumhaftes Bayern“, da wird es mit wütenden Emojis versehen. Die Fanblase der AfD fühlt sich gemüßigt, selbst auf Synagogenbilder, die nicht mal mit irgendeinem Kommentar, außer dem, was das Bild zeigt, mit solchen Wutstickern zu reagieren. Und wieder frage ich mich, was falsch läuft mit solchen Leuten? Für mich sind das klare, unverhohlene Zeichen eines gelebten und durch „Politiker“ wie Aiwanger zur Bagatelle gemachten Antisemitismus. Da gibt es nichts zu deuteln.
Auch in dieser Gruppe ist das Outing der faschistoiden Zeitgenossen längst angekommen, was mich mit dem Gedanken spielen lässt, in Bälde mal Bilder von der Münchner Moschee in beide Gruppen zu stellen und mich gerüstet mit einer Tüte Popcorn und einem Softdrink einer ganz großen Empörungsshow hinzugeben.
Und noch ein Bild entsteht an diesem Abend, etwa eine Dreiviertelstunde später im Münchner Norden in Milbertshofen. Time for Nightcrawlers könnte man es nennen, wenn man es denn wollte. Manchmal schaut München eben doch ganz anders aus als auf den Postkarten.
Einige Wochen später komme ich nach Schwabing. Irgendwann kommt halt jeder, der in München unterwegs ist, dort vorbei. Und dann fotografiert man eben den Walking Man. Vielleicht ist das unvermeidbar. Also reihe ich mich ein, fotografiere ihn, zeige ihn, wie zig Andere vor und vermutlich zig Andere nach mir.
Danach wird es den Sommer über warm und entsprechend feucht: „Es gibt nur einen Ort, von dem man die Thin Green Line so sehen kann wie auf dem Bild: Direkt aus dem See heraus.“
So melde ich es den FB-Schwimmgruppen wie auch den Freunden der Münchner Buidl, sogar in der Gruppe Traumhaftes Bayern teile ich das Bild. „Das ist es wert“, schreibe ich. „Jedes Mal. Heute im Feldmochinger See in München.“
Die Freiwasserschwimmerinnen und Schwimmer können das gut nachvollziehen, sie kennen das. Die Münchner Bubble auf FB ist angetan von der doch für sie eher etwas ungewöhnlichen Perspektive auf das Nordufer des Sees. Die FB-Bayern-Fans hingegen interessiert es nicht, das Bild wird kaum beachtet. Es ist ja auch nur der Feldmochinger und nicht Königs-, Walchen-, Hinter-, Chiem- oder Staffelsee, echt nur mit Bergpanorama, Schloss, Biergarten oder so, also dort, wo immer alle Touris hinpilgern. Bilderbuchbayern eben. Das sollen sie gerne tun.
Und dann wäre noch ein Bild zu zeigen, das von der „ungeordneten Erholungsnutzung“, wie es im Amtsdeutsch heißt. Entstanden ist es am Mallertshofer See ganz im Norden der Stadt. Ist das überhaupt noch Stadtgebiet? Nein. Er liegt im Landkreis München. Der See ist ein alter Bekannter, lang war ich nicht dort, aber ich kann ja nicht immer nur neue Seen suchen. Und wie kann man so kleinlich sein und fragen, ob der nun in München Stadt oder in München Land liegt?
Und irgendwann, wie beim Walking Man, fotografiert wohl auch jeder mal auf dem Viktualienmarkt, späht mal hier, späht mal da, sucht Motive, findet mehr als genug. Auch da reihe ich mich ein, als ich morgens den Viktualienmarkt quere.
Die Härte der Kontraste schließlich zeigt ein Foto der Silhouette des Alten Rathauses, aufgenommen Anfang September um kurz vor 11 Uhr am Vormittag. Wenn alle sich dem Turm des Neuen Rathauses zuwenden und das Glockenspiel gespannt erwarten, drehe ich mich einfach weg, schaue Richtung Tal nach Osten aufs Alte Rathaus und drücke ab. Ich mache eben oft Dinge anders als andere… Und wenn ich schon die touristischen Hot Spots der Stadt ins Kameravisier nehme, dann gern auch anders als andere.
By the way: It’s not Disney – it is real.
Plötzlich wird es dann für ein paar Tage kühl und regnerisch, der Herbst kommt, und bei dem Schmuddelwetter fehlt jegliche Motivation, nach einem Termin noch ein wenig durch die Stadt zu schlendern. Nicht mal durch Haidhausen.
Soweit die Münchner Buidl zum sechsten. Weitere folgen, wenn wieder ein Schwung zusammengekommen ist.
Vielen Dank fürs Lesen.
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