Münchner Buidl – zum vierten
Münchner Buidl – zum vierten. Das heißt: Weiter geht’s mit sehr subjektiven Wahrnehmungen der großen Stadt, die ich als Landbewohner und Pendler regelmäßig nur in der Peripherie besuche, gelegentlich aber verschlägt es mich doch ins Zentrum oder in andere Viertel. Und dann mache ich eben dort ein paar Bilder;
Einmal mehr richte ich die Kamera auf einen Obdachlosen, der in München vor der Heiliggeistkirche sitzt und bettelt. Das Tele ist ausgefahren, der Mann beißt in eine Butterbretze, die ihm gerade eine Passantin in die Hand gegeben hat. Er hat Hunger, sie gibt ihm etwas zu essen. Was kann falsch daran sein?
In der Facebookgruppe Münchner Buidl und Perspektiven (Fotocoummunity) teile ich dieses Bild nicht. Die Gründe, warum ich das nicht tue, habe ich bereits erklärt, das muss nicht wiederholt werden. Ohnehin habe ich gelegentlich den Eindruck, in dieser Gruppe ein wenig die Rolle des Nestbeschmutzers übernommen zu haben, bin ich doch einer, der selten die glanzvollen Schokoladenseiten der Stadt zeigt, selten die touristischen Hot Spots, das München für Touristen und Lokalpatrioten, die nur die schönen Seiten, höchstens mal ein paar liebevolle Details vom Stadtrand akzeptieren. Aber nur ungern München von seiner „schäbigen“ Seite: Beton, abgeranzte U-Bahnhöfe, Sch…wetter und so weiter. Obdachlose gehören auch dazu.
Das Bild hat aber auch einen ganz anderen Entstehungshintergrund. Es ist meine Interpration des Twitter-Fotoprojekts #JedeWocheEinFoto zum Thema „Down Under“. Es muss dabei nicht Australien sein. Down under ist nun mal auch Down under – unserem Radar, unserem Blickwinkel. Zu unseren Füßen. Ein sich wiederholendes Motiv in Fotoprojekten, Blog und sozialen Medien. „Denn als ich Hunger hatte, habt ihr mir zu essen gegeben; als ich Durst hatte, gabt ihr mir zu trinken; als ich fremd war, habt ihr mich aufgenommen“ (Mt, 25,35) – und ich finde: Nichts, einfach gar nichts ist falsch daran.
Den krassen Gegensatz finde ich ein paar Wochen später in der Bayerischen Staatsoper. Das Bild, gemacht in der Pause für die benannte FB-Gruppe fand auch Verwendung im Blogbeitrag Das Brot des Künstlers – so wichtig.
Im Westend zeigt man sich offen. Für was auch immer, denn das ist nur ein Hauseingang, kein Laden, kein Büro, kein Hostel, kein gar nichts, was auf Publikumsverkehr schließen lässt.
Aber open ist eben open. Und das ist gut so.
Und dann gibt es auch noch das heimlich schnappgeschossene Bild aus der U-Bahnvom Typi mir gegenüber, das mit einem Kommentar in den sozialen Medien lannet, aber nicht in der einschlägigen FB-Gruppe Münchner Buidl. Ich will ja die Gruppenmitglieder nicht verstören:
„Ey Alter in der U-Bahn gegenüber, wenn die Eier jucken, ist das ganz schön blöd. Noch blöder: Wenn jeder merkt, dass es mal wieder Zeit wird, die Unterbuxe zu wechseln!“ So der dazugehörige Text auf Mastodon und Co.
Was dort angemessen belustigt kommentiert wird, die allseitige Missbilligung ist deutlich herauszulesen. Und natürlich fällt auch das Schlagwort Manspreading, was in diesem Fall gar nicht mal so eklatant ausgeprägt ist. Hier geht es wohl um das hemmungslose und vermutlich gar nicht mal bewusste Sortieren und Festhalten der Kronjuwelen in aller Öffentlichkeit.
Nun ja.
Das gibt’s eben auch in München – wie auch sonst überall.
Die Bavaria, der ich im Februar einen Besuch abstatte, als ein Hauch von Frühling über der Stadt liegt und ich mir die Wiesn ohne Wiesn ansehe. Wovon hier zu lesen ist und Bilder zu sehen sind. Ihr bzw. der Theresienwiese im Februar habe ich hier einen ganzen Blogbeitrag gewidmet, mehr dazu also dort.
Und auch das ist München:
Beide Bilder entstehen vom Dach eines Bürogebäudes im Münchner Norden aus. Das eine in Richtung Olympiapark mit dem markanten BMW Hochhaus, dem Olympiaturm und dem -stadion. Eine Art „Skyline“, München weniger postkartig trotz der überaus markanten und allseits bekannten Gebäude. Flugs um einen Drittelkreis nach Osten gedreht entsteht ein weiteres Bild mit den Dächern über den Büros von Milbertshofen in der Nähe des Frankfurter Rings. Im Hintergrund dampfen die Türme der Müllverbrennungsanlage, die zugleich durch Zufeuerung von Kohle auch ein Heizkraftwerk ist. Das ist noch weniger Bilderbuch-München, vielleicht ist es ein Blick auf bzw. über die Stadt, wie man ihn in vielen Großstädten einfangen kann – und wie einem eine Stadt so ganz und gar uncharmant vorkommen muss.
Was nicht heißt, dass ich nicht auch die guten Stuben Münchens im Vorbeigehen fotografiere. So den Gärtnerplatz und das dort stehende Staatstheater. Da selbiges Ziel unseres Stadtbesuchs war, ergab sich die Gelegenheit, schnell aus dem Erfrischungsraum im ersten Stock über den vorfrühlinghaften Gärtnerplatz. Also vor dem Theater aus dem Theater:
Das Bild, hochgeladen am 6. März, garniere ich mit dem Hinweis, dass am Gärtnerplatz noch der Frühling fehlt. Daraufhin werde ich mehrfach belehrt, dass die Städtischen Gärtnereien erst Ende März mit der Bepflanzung beginnen – eine unnötige Diskussion, denn ich bemängele ja nicht das Fehlen der Frühlingspflanzen, sondern dass Anfang März der Frühling überhaupt noch fehlt. Von Blühpflanzen war überhaupt nicht die Rede.
Aber Facebook steckt nun mal voller Gscheidhaferl, so wohl auch diese Gruppe. Und das ist mir schon häufiger in den Kommentaren aufgefallen.
Nach dem Theater blicke ich dann auf das Theater. Selbiges für die einschlägige Gruppe flankiere ich – noch vollkommen beeindruckt vom Dargebotenen lyrisch:
Erst ein Schuss
Und dann ist’s aus!
Es folgt Applaus.
Wir gehen nach Haus‘.
Weitere Münchner Buidl folgen, wenn wieder ein Schwung zusammengekommen ist.
Vielen Dank fürs Lesen.
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