Ist es voll?

„Ist es voll?“ ist vermutlich eine Frage, die die Frauen und Männer an der Kasse der Schwimmbäder Dutzende Male am Tag hören; wenn nicht Hunderte Male.
Und dann kommt so einer wie ich, Stammgast im Erdinger Schwimmbad und mit der an diesem Tag an der Kasse sitzenden T. schon lange bekannt, und fragt genau das. Ich weiß, dass das eine der bescheuertsten Fragen ist, die einer stellen kann – es sei denn sie ist ironisch durchbrochen.
So ist es dann auch, T. weiß das.
Es geht ein scharfer Wind, Außentemperatur etwa 12 °C, der Parkplatz ist fast leer, kein Freibadlärm – so voll wird’s schon nicht sein.
„Unfassbar voll! Du wirst im Wasser kaum Platz haben!“ antwortet T. den Ball aufnehmend. Bei solchem Wetter strömt es nämlich in die Freibäder – allerdings von oben und in Tropfenform und nicht von Parkplatz und Bushaltestelle Richtung Kasse.
Als ich das Drehkreuz passiert habe und um die Kurve zu den Umkleiden biege, zeigt sich mir ein Bild der „kompletten Überfüllung“. Wären in der Sammelkabine nicht noch ein paar vertrödelte Schüler, die vom Lehrer angetrieben werden, weil der Bus nicht warten wird, ich wäre absolut der einzige Gast und damit gegenüber den Bäderfachangestellten in kolossaler Minderheit.Hat man ja auch nicht allzu oft!

Ein Blick in die Halle mit dem Variobecken lässt nicht nur mein Herz hüpfen sondern bestätigt auch hier die absolute Überfüllung an diesem Nachmittag. Die Schulen, die das Becken bis zum frühen Nachmittag nutzen, sind weg. Die Vereine sind noch nicht da. Wenn das keine Einladung ist? Ein Becken ganz allein nur für mich. Sowas kenne ich eigentlich nur aus Filmen.

Also Arschbombe?
Jetzt?

Eher nicht! Die Halle ist videoüberwacht, die Livebilder in Bademeisters von meiner Untat heiligem Kontrollzentrum würden den armen Mann nur nötigen, aufzustehen, in die Halle zu kommen und mich wegen unbotmäßigen Verhaltens zusammenzustauchen. Und das zu Recht.
Geschmeidig, so weit das im fortgeschrittenen Alter und entsprechender Leibesfülle noch geht, lasse ich mich ins Wasser gleiten.
Meins – alles meins. So schön.
Zumindest noch eine halbe Stunde, dann kommt der erste Verein.
Jede Welle, die das Wasser kräuselt, ist eigenhändig von mir gemacht, derweil draußen ein fulminanter Regenschauer aufs Freibecken herniederprasselt und die spiegelglatte Fläche längst passe ist.
Der Regen lässt mich meinen Plan ändern, denn eigentlich wollte ich draußen auch noch ein paar Bahnen schwimmen. Das Wasser ist geheizt,  welch ungemeines Privileg gegenüber Berlin, wo aus  von 17 Freibädern 14 nicht mehr geheizt werden, was nicht nur arm sondern auch kolossal unsexy ist. Läuft ja richtig gut in der Hauptstadt. Nicht!

Was ein Hohn also gegenüber den armen Berlinern Krapfen, wenn ich heute das wohltempererierte Außenbecken verschmähe. So voll ist es dort doch gar nicht.
Beim nächsten Mal wieder, versprochen!
Es reicht, durch den strömenden Regen durchs Freibad zur heute nur lauwarmen Dusche und Umkleide zu latschen.
Ich bin ja so ein Warmwasser-Schwimmer, aber man ist ja auch keine 30 mehr.
Auch keine 40…

 


 

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3 Antworten

  1. Nati sagt:

    Gibt ja auch Menschen, da ist es unabhängig vom Alter. 😉

  2. Trude sagt:

    Mir hat schwimmen gehen bei niedrigen Temperaturen oder Regen im Freibad nie gelegen.

    Mit Horror denke ich an den Sommer zurück, wo ich es täglich machen mußte, weil meine Wirbelsäule im Winter angebrochen war ….

  3. Erik sagt:

    Ein großes Schwimmbecken für sich alleine zu haben, ist wirklich ein tolles Gefühl 🙂

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