Als Tourist daheim (#8): Auf der Glentleiten

Wer in einer Urlauberregion wohnt oder zumindest nah dran, muss damit rechnen, das Freunde, Bekannte und Verwandte öfter mal in der Gegend sind, weil sie dort ihre Ferien verbringen und sich vielleicht auch mal mit einem treffen wollen. Damit ergibt sich die Gelegenheit, sich nach längerer Zeit mal wieder zu sehen, für die Hiesigen, egal ob indigen oder zugroast zudem die Chance, an Orte zu kommen, die man sonst normalerweise nicht besucht. Weil man es nie geschafft hat, es einen vielleicht doch vermeintlich nicht so interessiert oder es immer zu voll ist: Touristische Hotspots, Museen, Ausflugsziele am/auf dem Berg, den Seen, malerische Städte, Nationalparks etc.
Eben das Touri-Programm. Das gilt für Berlin wie Oberbayern, Rügen wie Ruhrgebiet.

Bei einer solchen Gelegenheit des Wiedersehens treffen wir uns auf der Glentleiten im Blauen Land, nah der Gemeinde Großweil zwischen Rieg- und Kochelsee, also da, wo die Berge beginnen. Auf der Glentleiten nämlich befindet sich das größte Freilichtmuseum Südbayerns. Da kann man vorzüglichst flanieren, fotografieren, schwadronieren, räsonieren… eben all das, was ein Wiedersehen mit alten Freunden so angenehm macht: Schlendernd plaudern und plaudernd schlendern, mal hier und dort sich etwas anschauen, ohne sich zu überanstrengen, ohne verpflichtet zu sein, dem Bildungsangebot des Museums voll umfänglich nachzukommen. Und nebenher knipsen, von den alten Tagen erzählen und sich gegenseitig „updaten“, was in den vergangenen Jahrzehnen alles passiert ist.
Und so geschieht es. Es gibt viel zu erzählen.

…was sehr privat ist natürlich nicht in dieses Blog gehört. Aber die Bilder von der Glentleiten zeige ich trotzdem gerne. Zumindest eine kleine Auswahl. Es ist immer faszinierend, wie schnell man in solchen Museumsdörfern von der guten alten Zeit schwärmt, der Sehnsucht nach Entschleunigung, dem Bedürfnis, vielleicht sich einfach für eine gewisse Zeit auf eine Almhütte zurückzuziehen mit dem großen Wunsch, einem jeden ein freundliches l.m.a.A. zuzurufen, der einem sonst den Alltag vermiest.

Auf der Glentleiten

Nur leider vergisst man bei all dem, dass diese romantisierende Verklärung außer Acht lässt, dass man in diesen „guten“ alten Zeiten eben unter ganz anderen Bedingungen gearbeitet hat als heute. Von wegen Schreibtischarbeit, Laptop, Homeoffice. Viel Muskelkraft statt Maschinenkraft, bei Wind und Wetter raus, keine heißen Duschen, kein Bad, keine Mikrowelle, kein Thermomix, kein Handy, kein Netflix, keine Bundesligakonferenz im Radio, kein Paracetamol im Schrank, kein Lieferando. Kein Akkuschrauber, keine Spülmaschine, keine Heizung im Schlafzimmer, keine Fünftagewoche, kein Supermarkt in erreichbarer Nähe. Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen.

Braucht man das alles?
Vielleicht nicht alles, aber vieles; also: Ja.
Da kann der Wunsch nach ländlicher Idylle anno Dunnemal schnell sehr verflogen sein. Ein paar Tage: Ja, vielleicht auch ein paar Wochen. Aber immer?

Auf der Glentleiten

Auf der Glentleiten

Und wie so oft bemühe ich mich mit viel Geduld, Bilder zu machen, auf denen nicht Völkerscharen mit Softshell Jacken oder Fleecepullovern, Trekkinghosen und sonstiger Outdoorfunktionskleidung zu sehen sind. Die nämlich fügen sich so ganz und gar nicht harmonisch ins Landschaftsbild ein.
Das Wetter ist herbstlich, es ist nicht so wirklich voll an diesem Tag in der Glentleiten, trotzdem stapft mir des Öfteren Jack Wolfskin, The North Face oder TCM gekleidetes Volk ins Bild. Da heißt es dann warten und noch mal ein Foto machen.
Bitte: Geht doch.

Auf der Glentleiten

Auf der Glentleiten

Auf der Glentleiten

Auf der Glentleiten

Ich weiß nicht… Dann doch lieber nur einen Tag durch ein Museum flanieren – auf der Glentleiten zum Beispiel. Blasmusik inklusive. Weil Feiertag ist.

Und dafür fotografiere ich sogar mal Menschen. Wildfremde Menschen.

Auf der Glentleiten


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