07.03.2025: Fastenkalender (03) – Der Kulturjunkie

Bin ich ein Kulturjunkie?
Täusche ich mich oder verspüre ich in mir einen stark zunehmenden Bedarf an Kultur? Gute Bücher, großartige Filme, Opern, Schauspiel und Ballett im Theater, klassische Konzerte, Museen und Ausstellungen, Architektur, Podcasts über Kultur, Geschichte, Kunst, Philosophie und immer wieder 3sat und Arte.

Bin ich kulturell gesehen unersättlich geworden? Hat das was mit dem Alter zu tun?
Oder ist das nicht eher der dringend notwendige Ausgleich nach anspruchsvoller, intelligenter Ansprache, nach geistiger Anregung und Beschäftigung, nach einem gesitteten Diskurs nach Nahrung fürs Hirn?
Vielleicht ist diese Überlegung gar nicht so falsch. Zunächst: In Zeiten, in denen es die Kultur zunehmend schwerer hat, ein Publikum zu finden und sich Gehör zu verschaffen, möchte ich mich ganz besonders dorthin wenden. Vielleicht ist es außerdem angesichts der massiven Zunahme meines Gefühls, fortgesetzt für dumm verkauft zu werden, ein Ausgleich.

Für blöd genug gehalten zu werden, dass ich jeden Mist glaube, wenn er nur laut genug und medial mächtig verstärkt herausgebrüllt wird, macht mich ratlos und wütend. Hass, Hetze, Lügen, die als alternative Wahrheiten angeboten werden, Fake News, Verdrehen von Tatsachen, zerfetzte Zitate, Behauptungen, deren Wahrheitsgehalt schon beim ersten Hinschauen zerbröselt… für wie blöd haltet Ihr mich eigentlich, wenn Ihr mir all das auftischt und erwartet, dass ich Euch das abkaufe?
Es tut mir leid (nein, nicht wirklich), aber das ödet alles nur noch an, das nervt, frustriert. Es schlägt aufs Gemüt.  Wie gut, dass es all die eingangs erwähnten, intelligenten, fordernden kulturellen Angebote gibt. Jede Beschäftigung damit ist ein ganz besonderer Genuss. Weil ich ernst genommen werde, weil es was zum Nachdenken und Mitdenken gibt, weil es zwar manchmal auch laut und bunt ist, aber trotzdem Tiefe hat. Und Substanz.
Ich brauche das. Ich bin ein Kulturjunkie.

Der Mensch – und das ist jetzt ganz und gar biblisch gesprochen – lebt eben nicht vom Brot allein.

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