Endlich wieder im Freiwasser
Endlich wieder im Freiwasser.
Die Saison begann dieses Jahr sehr spät. Irgendwas war immer: Mistwetter, Regen, kalte Nächte. Die Wassertemperaturen, die Anfang Mai bereits in die Höhe schnellten, stürzten pünktlich zu den Eisheiligen wieder in den Keller und krochen von dort eher zögerlich zurück nach oben. Was mir einmal mehr klar macht, dass ich ein Wohlfühlschwimmer bin, der erst spät in die Seen und Weiher zurückkehrt, da haben manch andere schon Dutzende Kilometer draußen absolviert.
Da schon in meiner Schulzeit andere Leute kein Maßstab sind, wie meine Mutter mir stets entgegnete, wenn ich mich mit schlechten Noten herauszureden versuchte, das andere auch nicht besser abgeschnitten hatten, nehme ich das Freiwasserschwimmen der anderen zur Kenntnis, freue mich mi ihnen und beobachte mit Argusaugen täglich die Wassertemperaturen der bayerischen Seen.
Und endlich halte ich die ersten Seen für besuchbar. Einer aus den Zehn plus zehn plus zehn soll es sein, zunächst ist der Soyensee Ziel meiners Vorhabens, aber da ist kein Reinkommen.
Der Badeplatz führt über den Campingplatz und der hat noch nicht geöffnet. Es ist zum wiederholten Mal so, dass ich vor verschlossenen Toren stehe, so langsam können sich die am See mal ordentlich gehackt legen. Es gibt Hunderte Alternativen.
Ich fahre weiter zum Happinger See, den ich erst- und bisher letztmalig 2021 besucht gabe, damals auch zum Anfang der Saison, warum das nicht einfach wiederholen?
15 °C Wassertemperatur teilt mir einer am Ufer mit, der ganz offensichtlich sehr oft hier ist, sein Lager auf der Wiese hat schon was Campinghaftes, knatschbraun ist der Kollege bereits im Mai, gut gegrillt wie ein Giggerl. Das finde ich smart frisch. Niemand ist im Wasser, da ist wohl der Neo angesagt, der – ich wundere mich selbst – noch immer passt.
Na bitte, wer sagt’s denn, denke ich, als der Gegrillte mir den Rückenreißverschluss hochzieht. Geht doch. Jetzt nicht lange zögern, rein ins Wasser.
Zum Einen is es in der Gummipelle dann doch schnell warm, zum anderen hilft es nichts, die Schnatterente zu spielen.
Ungemein praktisch findet eine Frau, die zeitgleich mit mir ins Wasser steigt, so einen Neo. Sie selbst trägt nur einen Bikini. Ob ich nicht mal eben vorlaufen könne, am Ende des Handlaufs hinge ein Badethermometer.
Das mache ich, lese 16 °C ab, was der Gegrillte vom Ufer mit der Bemerkung quittiert: „Na ja sag ich doch. Ein Grad mehr. Vorhin waren es nur 15!“
Vorbei die Illusion, er habe präzise geschätzt, so ein Naturbursch und Dauergast, der müsse doch schon beim Blick der Wasserfarbe die Temperatur ablesen können. Vorbei auch die Motivation der Bikini-Dame, sie macht kehrt. Ihr ist das zu kalt.
Mir nicht. Und ich zweifle auch ein wenig das Messergebnis des Badethermometers an. Mir kommt das Wasser wärmer vor. Schnell ist der See in der Länge durchquert, so groß ist er ja nicht. Dann beginnt, was immer passiert, vor allem am Saisonstart.
Fotos über und Fotos unter Wasser.
Dazu einige Selfies (ich war da, ich war drin), als müsse ich irgendwem irgendwas beweisen. Ja, mir! Ich kraule wie ein Irrer, dann wieder schiele ich nach besonderen Fotomotiven, irgendetwas Besonderes, etwas Ausgefallenes. Ich lege mich einen Moment auf den Rücken und lasse mich von der Sonne bescheinen. Herrlich, was habe ich das einen Winter lang vermisst.
Ich bin der Einzige im Wasser – zumindest in diesem Augenblick. Drei Ruderboote mit Anglern bleiben auf Abstand, was ich zu schätzen weiß – Danke Jungs und Petri Heil.
Erst als ich zum Badeplatz und Steg zurückkehre, sind auch andere Leute schwimmen oder baden gegangen. Da ist noch einer im Neo samt Boje (die ich natürlich vergessen hatte), der echt Tempo macht. Die anderen brüsteln in Stegnähe ein wenig umher. Hormongetränkte Teenies wagen kreischend die ersten Sprünge ins kalte Nass, ein paar Kinder planschen am Ufer im Dauerstreit mit den Eltern, die den Kindern nicht erlauben, weiter rein ins Wasser zu gehen. Denn machen wir uns nichts vor: Es ist noch ganz schön frisch.
So beginnt die Freiwassersaison 2025.
Im Happinger See südlich von Rosenheim.
Von Zehn plus Zehn plus Zehn sind noch übrig: Zehn plus Neun plus Zehn. Aber jede Planerfüllung fängt halt mit dem ersten Schritt an…
Erledigt:
- Zehn Freigewässer in Oberbayern, in denen ich immer noch nicht gewesen bin: –
- Zehn Freigewässer, in denen ich erst einmal gewesen bin: Happinger See
- Zehn Freigewässer, in denen ich zwar schon mehrmals war, aber seitdem mindestens vier Jahre vergangen sind: –
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Tolle Fotos, direkt aus dem Wasser aufgenommen. Das macht richtig Lust schwimmen zu gehen. Allerdings muss es bei mir wahrscheinlich erst noch etwas wärmer sein.
Ja, dafür habe ich extra eine kleine Unterwasserkamera. Mittlerweile haben die kleinen flachen Gewässer über 20 °C. Vor allem die ohne Zulauf und Grundwasserspeisung. Es geht also… 🙂