Currywurst mit Süßkartoffel-Pommes – Ein kulinarisch ungeheuerliches Verbrechen

Currywurst bayerisch

So geht Currywurst – nur so!

Currywurst mit Süßkartoffel-Pommes – Das ist, man kann es nicht anders sagen, ein ungeheuerliches Verbrechen.
Stammleserinnen und -leser wissen, dass ich ein ausgeprägtes Verhältnis zu schlichtem Imbissessen habe: Döner zum Beispiel oder eine Currywurst, so wie ich sie seit meiner Kindheit kenne.
Gelegentlich überkommt mich eine regelrechte Gier nach der Wurst, zumal die Verfügbarkeit richtig guter Würste im Bayerischen eine ganz besondere Herausforderung darstellt. Jenseits des Weißwurstäquators, oder vom aktuellen Standort aus betrachtet auf dieser Seite dieser magisch-kulinarischen Grenze, dominiert die fahle Brühwurst aus fein gekuttertem Kalbfleisch, Schweinerückenspeck und Gewürzen. Die esse ich zwar auch ganz gerne, aber an eine ordentliche Currywurst mit Pommes rot-weiß kommt sie geschmacklich nun mal nicht heran.

Womit wir schon beim Thema sind. Currywurst ist nicht nur irgendein Essen, schon gar kein x-beliebiges. Currywurst ist eine identitätsstiftende Leckerei ob nun in Dortmund, Bochum oder Berlin.
Das aber versteht der homo monacensis vulgaris, also der gemeine Münchner, nicht. Ihre Versuche, die Currywurst sorgsam zuzubereiten und zu servieren, sind rührig aber selten überzeugend. Und dann kommt so ein Küchen-Hipster-Hopster daher und versaut einfach alles. Sie servieren Currywurst nicht mit echten Pommes sondern mit Süßkartoffel-Schnitz, was sie auch Pommes nennen. Damit fängt es schon mal an. Nun ist gegen Süßkartoffel-Pommes nichts einzuwenden – außer man legt sie zur Currywurst. Das ist ein ungeheures Sakrileg, ein Stilbruch, eine Arroganz und eine Ignoranz, die ihresgleichen auf den Tellern an der Isar sucht. Süßkartoffel-Pommes haben neben der Currywurst ebensowenig zu suchen wie neben der Weißwurst. Nie aber käme ein Berliner auf die Idee Weißwurst mit Süßkartoffel-Pommes zu offerieren, nicht mal in Friedrichshain. Warum eigentlich nicht?

Die Köche von Bite Delite, die im Münchner Norden ein Kantinen-Restaurant betreiben, verschreiben sich der Devise: „Frisch hausgemacht und ready to eat: Gerichte, Snacks und Drinks, bei denen gesund nach ,bitte mehr davon!‘ schmeckt. Die statt schnell satt, lieber lange glücklich machen. Und – in jeden Alltag passen.“
Und genau das ist das Problem. Denn eine Currywurst mit Süßkartoffel macht alles andere als glücklich. Richtig glücklich macht nur der Klassiker – diesen hippen Quatsch würde jeder Stadionbesucher dem Koch um die Ohren klatschen, jeder Kirmesbesucher im Pott sowieso. So etwas kann man sich nur in München ausdenken und dafür auch noch über neun Euro abgreifen wollen. Das ist nicht Fusionsküche, das ist Bullshit.
Die Rebellion der Gäste, sprich die Beschwerden, diskutiert man an der Kasse weg mit der Bemerkung, Süßkartoffeln seien ja so viel gesunder als echte Kartoffeln.
Mag sein, energetisch sinnvoller sind sie aber sicher nicht. Die meisten werden aus den Niederlanden als Gewächshausfrucht oder aus Spanien importiert, derweil die echten Kartoffeln rings um die Stadt auf den Äckern der Landwirte wachsen. Das wird mit Achselzucken auf der anderen Seite des Tresens quittiert.
Kurze Wege, regionale Produkte: Pustekuchen.
Übrigens:
„Das 28. Jahr in Folge ist die Currywurst mit Pommes frites die ungeschlagene Nummer eins in den deutschen Betriebskantinen“, meldete 2020 nicht nur t-online. Die ist zwar mittlerweile von Spaghetti Bolognese abgelöst. Von Currywurst mit Süßkartoffeln aber ist da nicht die Rede. Wohl aus gutem Grund. Allerhöchstens darf ein Brötchen, eine Schrippe, eine Semmel, ein Stück Baguette dazu, wenn Pommes nicht verfügbar sind.
So will es das Gesetz, so wird es an Kiosken in Fußballstadien, Schwimmbädern, an Baggerseen und Bahnhöfen angeboten.
Und so gehört das auch!

„Bei Bite Delite hören wir auf unser Bauchgefühl“ flötet das Unternehmen. „Das sagt uns ziemlich genau, was gut ist. Und macht uns in den wichtigen Dingen wirklich konsequent.“

Konsequent falsch eben. Vielleicht sollte man statt auf das Bauchgefühl mal lieber auf die Kundinnen und Kunden hören. Aber im Zweifel weiß das fancy Klientel aus Schwabing oder Haidhausen sowieso nicht, was eine gute, klassische Currywurst ist – und dann ist das mit der Süßkartoffelbeilage eben auch sch…egal.

Mir bleibe man vom Leib mit diesem Kleister.

 


Vielen Dank fürs Lesen.
Wenn Ihnen dieser Artikel gefallen hat, dann freue ich mich, wenn Sie ihn Ihren Freunden weiterempfehlen – z.B. über Facebook, Twitter, in Internetforen, Facebookgruppen o.ä.
Haben Sie Fragen oder Anmerkungen zu diesem Beitrag? Dann nutzen Sie bitte das Kommentarfeld.
Gern dürfen Sie meine Artikel auch verlinken.

Wenn Sie mir spontan einen Kaffee spendieren wollen, weil Ihnen dieser Beitrag gut gefallen hat, dann klicken Sie bitte auf den Kaffeebecher. Mehr dazu hier. Wenn Sie mehr Bilder von mir sehen wollen, dann empfehle ich das Fotobuch Im Süden – Bilder eines guten Jahres, das Sie in meinem Web-Shop aber auch in jeder stationären Buchhandlung bestellen können. Ebenfalls dort erhältlich sind die grantigen Geschichten Renate und das Dienstagsarschloch und das Buch von meinen Schwimmerlebnissen in Frei- und Hallenbädern, in Seen, Weihern, Flüssen und im Meer Bahn frei – Runter vom Sofa, rein ins Wasser , Alle Bücher sind auch über die ISBN in der stationären Buchhandlung bestellbar.

Diesen Beitrag weiterempfehlen:

3 Antworten

  1. Axel sagt:

    Schon Herbert G. aus BO wusste was gut ist und widmete ihr einen Song.

  2. Naya sagt:

    Normale Pommes aus Kartoffeln auf jeden Fall, aber auf deinem Bild sieht das nach einer Bratwurst aus, und das geht für Hannoveraner auf keinen Fall!
    Eine „echte Currywurst“ ist bei uns immer eine gewürzte Brühwurst aus Schweinefleisch! Eine Riesenbockwurst, so wie die „VW-Currywurst“.
    Aber Süßkartoffelpommes, nee, die gehören nie zu einer Alt-Kanzlerplatte!

Entdecke mehr von Mal Zwetschgenmann - Mal Wassermann

Jetzt abonnieren, um weiterzulesen und auf das gesamte Archiv zuzugreifen.

Weiterlesen