Blogparade: #Blogfragen
Es gibt sie also noch – die gute alte Blogparade. Das ist eigentlich keine Überraschung, beteilige ich mich doch seit einigen Jahren sehr regelmäßig an den Paraden des Totenhemdblogs – Kunststück, ich bin da ja auch Teil des Blogteams. Jenseits dessen aber scheint das, wie Christian Buggisch in seinem Blog schreibt „so etwas herrlich Altmodisches und Selbstreferenzielles“ zu sein, dass es höchste Zeit wird, mal wieder bei einer mitzumachen. Und das tut er dann auch.
Das Thema lautet Blogfragen, veranstalten tut das Ganze Blogger Tommi aus Mülheim an der Ruhr in seinem Blog Jansen’S Pott. Also klicke ich dorthin, um den Aufruf zu lesen, entdecke eine Teilnehmer:innenliste mit rund 50 Blogger:innen und bin mächtig erstaunt. Von den meisten teilnehmenden Blogs habe ich noch nie etwas gehört oder gelesen. Das verheißt längere Erkundungen im Blog-Universum, tief einzudringen in für mich unbekannte Weiten, Galaxien, Welten. Schon allein darauf freue ich mich. Aber zuvor greife ich die Fragen ab und nehme sie mir eine nach der anderen vor.
Es sind sehr blogaffine Fragen, wer selbst keinen Blog betreibt (oder mal betrieben hat) wird vielleicht wenig damit anfangen können. Aber manchmal ist es auch gut, solche Fragen zu nutzen, sie sich selbst zu beantworten und dabei zu reflektieren, was ich hier eigentlich treibe. Selbstreferenzialität nennt Christian Buggisch das, damit hat er recht.
Sicher liege ich auch im dunklen Universum für andere Blogger:innen, die bereits mitgemacht haben. Da ist eine Teilnahme auch ein „Hallo, hier bin ich.“Vielleicht schaut der eine und die andere deshalb hier mal vorbei, vielleicht liest sich sogar wer fest. Das ist ja eigentlich der Sinn des Ganzen: Reichweitensteigerung.
Warum hast Du ursprünglich mit dem Bloggen angefangen?
Angefangen hat alles im Sommer 2011.
Begann es mit einem Wettrennen? Ja.
Auf einer Party im Frühsommer 2011 plauderte ich mit Svenja H. übers Bloggen, das war damals der geile, heiße Schice. Jede:r wollte, viele taten es schon längst, wenige sind seit dem geblieben. Will sagen: Ein Teil der Blogs, die ich mit großer Freude gelesen habe, gibt es nicht mehr. An diesem Abend beschlossen wir beide, Blogs aufzusetzen. Wir hatten, wie damals so viele, Lust darauf, Enthusiasmus, Elan, kreativen Drang. Facebook war dürftig, Twitter noch cool, aber begrenzt, Instagram lag gerade in den Windeln, YouTube und Videoblogging nicht nur immens aufwendig, sondern oft so amateurhaft schlecht… nein danke und TikTok war höchstens eine fixe Idee.
Mein Blog war schnell am Start, Svenja zog nach. Nach drei oder vier Beiträgen, war ihrer allerdings schon wieder Geschichte. Meiner… nun ja. Das sehen Sie ja selbst. Es war eine gute Sache, Gedanken, Ideen, mal mehr und mal weniger böse Geschichten loszuwerden. Das ist es heute noch, auch wenn mein Blog sich inhaltlich enorm gewandelt hat.
Aber es war von Anfang an das ganz große Plus, dass mein Content auf meiner eigenen Seite liegt. Damit bin ich inhaltlich vollkommen unabhängig, konnte und kann schreiben was ich will. Heute freut mich: Kein Algorithmus, keine Hetze oder Hassreden, keine gepushten Fakenachrichten und das ganze Zeugs, was Plattformen wie Twitter-X ausmachen, haben hier Raum. Es gibt keine Bots, die Kommentare platzieren könnten (sie versuchen es täglich) und kein wahnwitziger Irrer kann meine Plattform aufkaufen und umbauen. Mir kann keiner meinen Account einschränken, kein Shadowban folgt bei unliebsamen Äußerungen, mich kann keiner sperren oder meinen Account einfach löschen. Das ist viel wert.
Welche Plattform nutzt Du für Deinen Blog und warum hast Du Dich dafür entschieden?
Mein Blog liegt auf einem großen privaten Server, ich wollte nicht auf einer Plattform bloggen, weil man nie sicher sein kann, was mit solchen Plattformen passiert (s.o.). Wenn zum Beispiel der Plattformbetreiber seinen Laden dicht macht, ist das Blog weg und all der Content verloren. Das galt/gilt es zu verhindern.
Hast Du schon auf anderen Plattformen gebloggt?
Ganz am Anfang hatte ich zwei Blogs auf der WordPress-Plattform. Mittlerweile sind beide fusioniert zu einem und auf eine andere Plattform umgezogen. WordPress ist „nur“ noch das Content-Management-System. Ich bin also vollkommen autark.
Wie schreibst Du Deine Blogposts?
Diese Frage verstehe ich nicht. Falls „technisch“ gemeint ist… wie wohl? Ich tippe sie.
Viele aber entstehen vorher im Kopf, werden durchdacht, vorformuliert, so dass das reine Schreiben erstaunlich schnell erledigt ist. Manche Beiträge fließen und werden ziemlich unverändert veröffentlicht, andere wachsen. Selten entsteht einer von vorne nach hinten, immer wird an allen Enden gleichzeitig gestrickt oder abgeschnibbelt. Eine Schlussredaktion wäre gut, das weiß ich selbst, aber da bin ich meistens schon wieder mit meinem Kopf ganz woanders.
Nutzt Du ein lokales Bearbeitungstool oder eine Panel/Dashboard-Funktion Deines Blogs?
Worspress nutze ich, wie einer halt WordPress benutzt. Allerdings gehöre ich wohl zu der Gruftie-Version, die den Gutenberg-Editor deaktiviert bzw. unterdrückt hält. Der nervt mich immens.
Wann fühlst Du Dich am meisten inspiriert zu schreiben?
Morgens, mittags, abends, nachts – das ist sehr situationsabhängig. Oft genug dann, wenn ich gerade keine Zeit dazu habe, zum Beispiel im Auto, im Schwimmbadwasser oder so. Dann muss eben der Gedächtnispalast zum temporären Speicher werden.
Manchmal ist es ein aufgeschnapptes Wort, ein Satz, eine Idee aus der ein ganzer Text entsteht, manchmal ein beonder Augenblick, manchmal etwas sehr Alltägliches. Ich halte es trotzdem für erzählenswert. Ob es lesenswert ist entscheiden andere.
Veröffentlichst Du Deine Texte sofort oder lässt Du sie erst eine Weile als Entwurf liegen?
Mal so, mal so, mal anders.
Vieles ist zeitlich gebunden und muss schnell raus, zum Beispiel Texte zu aktuellen Ereignissen und Erlebnissen. Wer über Demos schreibt, muss sofort veröffentlichen, sonst ist es Schnee von vorgestern. A propos Schnee: Wenn der Winter vorbei ist, braucht man auch nicht mehr mit Schneespaziergängen aufzuwarten und andersherum auch nicht im Herbst mit Schwimmausflügen, die Monate her sind.
Andere Beiträge entstehen als reine Verschiebemasse, sie sind für „schlechte Zeiten“ vorproduziert, es ist immer gut, etwas im Petto zu haben.
Wieder anderes landet als Idee im Entwürfe -Ordner, um dann entweder weiterbearbeitet oder gelöscht zu werden. So etwas wie einen Redaktionsplan gibt es auch – blöd nur, dass sich niemand dran hält. Also ich nicht.
Über welche Themen schreibst Du generell?
Wer diese Seite kennt, weiß das, wer es lange schon kennt, weiß, wie sich die Themen deutlich geändert haben. Die Fusion zweier Blogs brachte das Freiwasser- und Schwimmbadschwimmen hierher, viel Fotografie kam dazu, in letzter Zeit notwendigerweise auch Politisches. Urlaubiges, Ausflüglerisches, Banales, Alltägliches. Irgendwann war Renate auserzählt, irgendwann fiel auf, dass andere Inhalte weitaus öfter gelesen werden. Das bestimmt auch die Inhalte.
Das Blog ist ein Gemischt(waren)angebot für…
Für wen schreibst Du?
…alle, die es lesen wollen. Ja: Ich blogge für die da draußen – also für Sie/Euch.
Wie könnte ich so nsiv sein, zu sagen, ich schreibe das nur für mich? Kein/e Blogger:in macht das nur für sich, sonst würde er/sie das nicht veröffentlichen sondern alles unter Verschluss halten. Jede/ Blogger:in will gelesen werden.
Ich wünsche mir, dass meine Beiträge unterhalten, meine Gedanken zum Mitdenken auffordern, Zu- und Widerspruch herausfordern. Natürlich möchte ich, dass meine Fotos angesehen und einige gemocht werden, natürlich möchte ich auch, dass mir hin und wieder jemand nen Kaffee spendiert oder eines meiner Bücher, die aus diesem Blog erwachsen sind, kauft.
Naiv genug bin ich außerdem, mein Blog gelegentlich als wassertropfenkleinen Beitrag zur Verbesserung der Welt zu betrachten, denn das Eine oder Andere kommt schon ganz schön moralisch daher. Und das soll so sein.
Was ist Dein Lieblingsbeitrag auf Deinem Blog?
Schwierige Frage, das kann ich nicht beantworten. Aber ich kann sagen, dass mir einige Beiträge besonders am Herzen liegen. Ob es nun mein Kommentar zum Schwimmen im Naturschutzgebiet ist oder meine Beiträge über KZ-Gedenkstätten, Kriegsgefangenenlager oder den Mühldorfer Hart oder meine Ecce Homo Gedanken, wenn ich Menschen hier zeige, die oft und angestrengt übersehen werden: Bettler:innen zu unseren Füßen. Das sind Beiträge, für die ich mir oft mehr Leser:innen wünschen würde als ich tatsächlich erreiche.
Aber wenn ich mit ein paar Fotos aus dem Wald hinterm Haus einen echten Kracher im Blog lande, dann ist auch das willkommen – zeigt es doch etwas von meiner festen Überzeugung, dass wir oft vor lauter Suche nach was Besonderem, was Schönem, dem ganz großen Erlebnis, dem big event, verlernt haben, das Kleine, lltägliche zu schätzen und darin auch das Besondere, das Schöne und das ganz große Erlebnis finden zu können.
Hast Du schon Blogpausen eingelegt oder Blogs ganz aufgegeben?
Erste Frage: Nein, bzw. wenn, dann war genug vorgeschrieben und -terminiert, dass es niemand wirklich gemerkt hat.
Zweite Frage ja. Ich war an Blogs beteiligt, die es nicht mehr bzw. so nicht mehr gut. Was kein Fehler war.
Was empfiehlst Du Menschen, die mit dem Bloggen anfangen wollen?
Gibt es echt noch Menschen, die damit anfangen wollen?
Falls ja: Fangt mit den kleinstmöglichen Erwartungen, was Reichweite angeht, an. Sonst werdet Ihr schnell maßlos enttäuscht. Ansonsten: Seid authentisch oder wenn Ihr eine Kunstfigur einnehmt wie den bloggenden Dackel oder den grantelnden Fensterrentner, dann bleibt damit konsquent.
Und schreit es einfach jedes Mal auf allen Kanälen heraus, wenn Ihr was veröffentlicht habt (Push to Action). Hofft nicht, dass man Euch auch so findet und glaubt nicht, dass es viele Leute gibt, die proaktiv ihre LieblingsBlogs durchscrollen auf der Suche nach Neuem. Und dann legt los.
Hast Du Zukunftspläne für Deinen Blog? Vielleicht ein Redesign, ein Wechsel der Plattform oder neue Features?
Alles bleibt, wie es früher nie war. Was heißt: Weitermachen, bis die Lust, die Themen oder die Atemluft ausgehen.
Was die Zukunft bringt, kann keiner wissen, Re-Designs habe ich immer wieder gemacht, behutsam passiert das eigentlich dauernd. Neue Features müssen erstmal sagen, was sie können, bevor sie implementiert werden.
Thematisch wird sich sicher alles weiter entwickeln, denn ich blogge vornehmlich über das, was mich beschäftigt, interessiert und antreibt – und das verändert sich ständig.
Vielen Dank fürs Lesen. Wenn Ihnen dieser Artikel gefallen hat, dann freue ich mich, wenn Sie ihn Ihren Freund:innen weiterempfehlen – z.B. über Facebook, BlueSky, Mastodon, in Internetforen, thematisch passenden Facebookgruppen o.ä.
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