Noch mehr Bankerl zum Verweilen
Als ich im vergangenen Herbst der FB Community Bankerl zum Verweilen beigetreten bin, konnte ich nicht ahnen, welche Folgen das haben wird. Zunächst plünderte ich mein Archiv, lud dort in lockerer Folge immer wieder Bilder hoch und präsentierte das Ganze im November hier im Blog. Da war die Gruppe noch klein und schnucklig und gierte nach Zulauf.
Ein halbes Jahr später ist die Gruppe immer noch der Größe nach überschaubar, sehr gemütlich, aber weitaus breiter aufgestellt, was Bilder und Locations angeht, wo die Bänke fotografiert wurden. Bilder von Bänken aus aller Welt sind dabei.
Spannend dabei finde ich, wie ein zwar in der Gestaltung sehr abwechslungsreicher Gegenstand wie eine Sitzbank immer wieder neu und oft anders fotografiert werden kann. Perspektive, Abstand, Winkel, Wetter, Stimmung, Bildaufbau, Vorder- und Hintergrund, Gegend. So manches Bild ist großartig, faszinierend und inspirierend. Da wurde nicht einfach nur draufgehalten mit dem Handy, schnell abgedrückt und dann gepostet, sondern wirklich mit Überlegung aufgenommen, austariert, vermutlich aus einer Serie ausgewählt und ggf. auch nachbearbeitet. Und da haben wir sie dann wieder: Die Besondere im Alltäglichen, die Schönheit im Banalen. Weil einer genauer hinschaut, sich Gedanken macht und zeigt, was man selbst schon zigmal gesehen hat und vielleicht achtlos daran vorbei gestapft ist: Ein Bankerl, das zum Verweilen einlädt.
Und ganz gelegentlich erkenne ich sogar eine Bank wieder, die ich selbst schon mal fotografiert habe. Wie die in Felden am Chiemsee oder im Park vom Schloss Oberschleißheim. Spannend finde ich, wie sich bei meinen Bildern immer mehr Fotos von Bänken auf der Speicherkarte finden.
Werden im öffentlichen Raum aufgestellte Sitzmöbel, also Bänke bzw. Bankerl, jetzt zu einem Lieblingsmotiv?
Wohl nicht, aber zu einem bevorzugten. Bankbilder mache ich bei passender Gelegenheit jetzt mit – und ich bin erstaunt, wie sehr mein suchendes Auge mittlerweile drauf geschärft ist, Banken zu entdecken und wo die überall „herumstehen“, beileibe nicht nur dort, wo oft viele Menschen unterwegs sind: Auf Friedhöfen, an Seen, Kanälen und Flüssen, in Schlossparks.
Viele stehen einfach so am Wegesrand, an Spazier- und Wanderwegen.
In den allermeisten Fällen fotografiere ich die Bänke unbesetzt. Schon, weil ich keine Lust darauf habe, mit den Nutzern darüber zu diskutieren, dass ich die Bank fotografieren will, mit oder ohne sie und das Bild später veröffentlichen möchte.
Außerdem finde ich, dass leere Bänke viel, viel einladender zum Verweilen sind. Wer zwängt sich schon gerne zu Fremden auf eine Bank? Seit Corona sind die Distanzzonen zu den Mitmenschen noch einmal erheblich größer geworden. Ich finde das per se nicht schlecht.
Andererseits ist es bei gutem Wetter an exponierten Plätzen schon schwierig, überhaupt unbesetzte Bänke zu finden. Manchmal habe ich nur wenige Sekunden- Die Bank am Inn bei Wasserburg wollte ich ohne Menschen unten im Kies fotografieren (es gelang nicht ganz), wartete geduldig und musste dann doch sehen, dass ich zu meinem Bild kam, denn zwei Radfahrer steuerten genau die Bank an, um sich von der Wintersonne ein wenig wärmen zu lassen. Das Bild entstand quasi im allerletzten Moment.
Aber das ist die Ausnahme – meistens finde ich die Bänke leer. Und so mag ich das. Auf der Burg Zavelstein musste ich ein wenig warten…
In Calw an der Kirche hingegen nicht. Vielleicht fehlt aber auch ein wenig Vertrauen in die etwas marode wirkende Bank. Lädt die also wirklich zum Verweilen ein?
Darf in der Fürst-Anselm-Allee in Regensburg auf dieser Bank nur ein Papa Platz nehmen?
Da wäre ich fein raus.
Und was, wenn ich mal keine leere Bank für ein Foto finde?
Macht nichts, dann mach ich eben kein Bild. Ist ja auch kein Problem. Bänke gibt es ja in Hülle und Fülle. Sie stehen einfach überall herum. Man muss nur hinschauen.
Interessant ist, dass ich die wenigsten Bänke, die ich hier zeige und die zum Verweilen einladen, tatsächlich je besessen habe. Will sagen: Ich saß nie auf ihnen, verweilte dort nicht.
Das hat einen einfachen Grund. Es passt für mich nicht zusammen, mit der Kamera auf Motivsuche umherzuziehen und sich auf Bänken niederzulassen, zu wandern oder spazieren zu gehen und irgendwo zu verweilen. Dann, wenn ich die Bänke fotografiere, bin ich nicht in der Stimmung, in der Gemütslage, mich einfach entspannt hinzusetzen.
Wenn ich etwas in dieser Gruppe lerne, dann ist es, Bänke möglichst abwechslungsreich zu fotografieren – und mich auch nur die Bänke zu konzentrieren, auf die ich mich wirklich setzen würde. Weil sie zum Verweilen einladen. Und da gehört meiner Meinung nach ein bisschen mehr dazu als nur die Bank selbst. Das Setting, wie man es so schön neudeutsch sagt, ist ebenfalls von entscheidender Bedeutung – also die Gesamtheit von Merkmalen der Umgebung, in deren Rahmen etwas stattfindet oder etwas erlebt wird. Oder ein Bankerl steht.
Na denne.
Weitere Bänke folgen, wenn ich die Gruppe wieder intensiv mit Bildern gefüttert habe…
Vielen Dank fürs Lesen.
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