4.44 Uhr
Ob sie den Wecker stellen solle auf vier Uhr, fragt meine Frau, aber ich verneine. Für bestimmte Fotos müsse man aber was tun, gibt sie zu bedenken.
Ja, das ist wahr, muss man wohl, aber ich will nicht. Ich lege den Roman zur Seite, lösche das Licht. Bevor wir einander eine gute Nacht wünschen, meint meine Frau noch, um vier Uhr würde ich ja sowieso mal wach werden, das sei fast immer so.
Und so ist es auch diese Nacht.
Um vier Minuten nach vier wache ich auf. Hell ist es im Schlafzimmer, der Vollmond scheint direkt zum Fenster herein. Es ist dieser Supermond, auf seiner etwas eirigen Umlaufbahn steht er der Erde recht nah, was in besonders groß erscheinen lässt. So habe ich es am Abend auf der Seite vom ZDF gelesen. Und gelesen habe ich, dass zwischen 4.13 Uhr und 5.16 Uhr eine partielle Mondfinsternis zu sehen sei. „Am besten ist der Effekt um 4.44 Uhr zu beobachten.“ Geile Zeit.
Nicht!
Sternklar sei die Nacht, bestätigt der Wetterbericht, beste Aussichten also und beste Voraussetzungen für ein paar Fotos. Nur eben nicht zu dieser Uhrzeit.
Aber da ich schon mal wach bin, stehe ich auf, schlüpfe in Hose, Socken und Pullover – nichts Feines, kein Sonntagsstaat. Die Jogginghose muss reichen, ich will ja nicht ausgehen sondern nur rausgehen.
Schnell ist die Kamera geschnappt und aufs Stativ geschraubt. Schnell ist selbiges im dunklen Garten aufgestellt. Das Tele richte ich auf den Mond und klappe das Display aus.
Die partielle Mondfinsternis ist bereits zu sehen, aber es ist noch nicht 4.44 Uhr, es fehlen noch 10 Minuten. Ja ok.
Einige wenige Autos fahren um diese Uhrzeit bereits durchs Dorf, einer tankt nebenan am Automaten. Das schnurrende Fahrgeräusch kündigt einen Fahrradfahrer an, der ebenfalls am Gartenzaun. Andere haben also mit dieser Uhrzeit weitaus weniger Probleme.
Nachbars Katze huscht über den Hof nebenan, sie löst den Bewegungsmelder aus. Zack: Ein weiterer großer Lichtpunkt, die Außenbeleuchtung springt an. Das macht sie gern. Jede Nacht mehrfach. Der Fotografie wird das keinen Abbruch tun, der Ausschnitt ist mit dem Zoom so gewählt, dass es kein Streulicht einfangen wird.
Den Mond ficht das alles nicht an. Huldvoll das Ganze betrachtend und gelassen nach innen lächelnd zieht er seine Bahn. Wie eigentlich immer.
Die Erde tut das auch und das verursacht den Schatten, der mehr und mehr den Mondrand bedeckt. Um 4.44 Uhr mache ich mehrere Dutzend Bilder mit unterschiedlichster Blende und Belichtungszeit, das Ganze immer schön mit Selbstauslöser, damit das Tippen auf den Auslöser die Kamera nicht erschüttert und die Bilder verwackelt. Bei langer Belichtungszeit ist das schnell passiert.
Dann muss ich mich etwas beeilen. Die Speicherkarte muss raus, ich möchte am Rechner auf dem großen Bildschirm die Bilder anschauen. Sind sie einigermaßen gut, passt alles. Sind sie nichts geworden, allesamt unscharf zum Beispiel, bleibt mir nur wenig Zeit für einen zweiten Versuch.
Ich kopiere die Bilder schaue sie durch. Passt. Mehr geht nicht mit dem kleinen Tele, ein größeres, besseres habe ich nicht.
Für bestimmte Fotos muss man eben mal was tun – also nachts aufstehen.
Schnell will ich noch ein paar Zeilen schreiben und einen Blogbeitrag programmieren, dann baue ich die Kamera ab, trinke ein Glas Wasser und kehre zurück ins Schlafzimmer. Beim Ausziehen fällt mein Blick aus dem Fenster, die partielle Mondfinsternis ist fast verschwunden.
Zeit, noch ein wenig zu schlafen.
Gute Nacht, alter Geselle. Wir sehen uns bald wieder.
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Gute Fotos sind es geworden!
Vielen Dank. Man müht sich…
Tolle Bilder!
Mir hat aber die Abendstimmung gereicht, ich mochte nachts nicht mehr aufstehen: großer Mond rosa schimmernd vom Sonnenuntergang, großer gelber Mond im Qualm vom Kraftwerk, großer gelber Mond über dem See und sich im Wasser spiegelnd …
Letzteres ist mit dem Handy auch ein schönes Bild geworden, der Rest ist nur im Kopf gespeichert. Hab vorher nix von dem Mond gelesen, wurde auf dem Rad von ihm überrascht und hatte da natürlich keine große Kameraausrüstung dabei.
Aber die Bilder im Kopf können ja auch toll sein! 🙂
Da scheint sich das Aufstehen doch gelohnt zu haben. :-)
Ja, unbedingt