Muttis from Hell und die Kappe des Todes

Dass ich ein etwas gestörtes Verhältnis zu einer bestimmten Kategorie Mutti und Vati und ihrem Auftritt in der Öffentlichkeit habe, ist kein Geheimnis. Als vormals aktiv erziehungsberechtigter Bestandteil einer Familie erlaube ich mir das. Und ich erlaube mir eine unverhohlene Kritik an Erziehungsstil bzw. -Nichtstil einiger Muttis und Vatis der nachfolgenden Elterngeneration.
Das wurde (und wird auch weiterhin) in diesem Blog immer wieder zur Sprache kommen. Egal, ob die Kinder Tobias, Theodor oder Laurin heißen. Oft können die Kinder gar nichts dafür, es sind die Eltern, bei denen ich das Gefühl habe, dass sie mit einem Klammersack gepudert wurden. Man fragt sich gelegentlich, welche Wahrnehmung der Welt sie um sich herum haben, so intensiv, wie sie damit beschäftigt sind, sich selbst und ihren Kindern in den Bauchnabel zu schauen und auch noch die letzte Fluse herauszupopeln.

Nun geht es heute nicht um Flusen, nicht um Bauchnabel und auch nicht um Babyschwimmen, gleichwohl auch diese Episode im Schwimmbad angesiedelt ist.
Dort nämlich spricht mich der Bademeister an, ob ich eventuell auch eine andere Badekappe dabei hätte und diese gegen die, die ich gerade trage, ersetzen könnte.
Nun wähle ich meine Kappe, wenn ich in der Halle eine trage, mit Bedacht. Eine Wettkampfkappe mit Wettkampflogo oder eine Triathlon-Kappe wird von den wenigsten anderen Mitschwimmern auf der Sportbahn als solche erkannt. Aber die Kappe des Todes liefert, was ich mir von ihr verspreche. Freie Bahn mit Marzipan.
Natürlich ist die Kappe nicht nur angesichts meines Alters und meiner schwimmerischen Fähigkeiten (will sagen meines Tempos) ein deutlicher Schritt in die Lächerlichkeit. Zudem ist sie Ausdruck grenzenloser Hybris und eine pure Provokation. Aber ich provoziere nun mal gerne. Vor allem in Münchner oder Umlandhallenbädern dekoriere ich meine Liege gerne mit dieser Ausstattung. Sticheln kann ich…

Mutti from Hell mag die Kappe des Todes nicht
Was aber eine andere Geschichte ist.
Zurück zur Kappe: Mit aufmerksamkeitsheischender Rüstzeit am Beckenrand (Ohrstöpsel rein, Kappe auf, Schwimmbrille und lange genug daran herumnesteln) hat schon der eine oder andere rückenpaddelnde Taumelkäfer oder omabrüstelnde Rentner die Sportbahn freiwillig geräumt noch bevor ich im Wasser war. Ganz, ohne dass ich ein Wort dazu sagen musste. Von Nötigung kann man also überhaupt nicht sprechen, das nur mal am Rande.

Die Kappe stört aber offensichtlich nicht nur das Treib- und Totholz auf der Sportbahn sondern auch ein kleines Kind. Angst hat es, ins Wasser zu gehen, so lange jemand mit einer Totenkopfkappe hin und her schwimmt. Also bleibt es bei Mutti an der Hand und verhält sich störrisch.
Und Mutti, weil sie sich nicht anders zu helfen weiß, rennt zum Bademeister.
Der wiederum kommt, ganz in seinem schweren Amte aufgehend, zu mir, hüstelt und druckst verlegen herum, ob ich eventuell auch eine andere Badekappe dabei hätte und diese gegen die, die ich gerade trage, ersetzen könnte. Es gäbe da eine gewisse Irritation.
Nunmehr selbst irritiert, erkundige ich mich, ob er mich des Bades verweisen würde, wenn ich die Kappe nicht abnehme. Es sei ja wohl mitnichten ein Verstoß gegen die Badeordnung und auch keine Erregung öffentlichen Ärgernisses, mit einer solchen Skull Cap zu schwimmen. Jedenfalls weitaus weniger als die Textilien manch anderer Badegäste, deren Hinterteile die größte Menge des leopardenbemusterten Stoffes bereits aufgefuttert hätten – zumindest sieht es so aus. Arsch frisst Hose – Sie wissen, was ich meine.

Er verneint und will mir einen Vortrag über gegenseitige Rücksichtnahme im Schwimmbad halten.Muttii from Hell mag die Kappe des Todes nicht
Mir.
Ausgerechnet.
Der ich die personifizierte Rücksichtnahme überhaupt bin.
Die Friedfertigkeit in Person.
Immer auf Harmonie bedacht. Bloß nicht auffallen, bloß nicht anecken, bloß keine Konflikte provozieren.
Die Kappe ist schließlich ein beredtes Zeugnis davon.
„Na dann ist ja alles in Ordnung. Sind ja nur noch 114 Bahnen, geht ja schnell.“
Spricht’s und schwimmt weiter, derweil der Bademeister achselzuckend ob seines Misserfolgs davon trabt. Er hat es versucht, hat nicht geklappt. Er ist raus aus der Nummer.

Halt. Stopp!
Heult da irgendwo am Beckenrand ein kleines Kind?
Verständlich. Bei so einer Mutter würde ich das auch tun.

So etwas kann man sich nicht ausdenken. So etwas muss man erleben. Oder war es andersherum? So etwas kann man nicht erleben, so etwas muss man sich ausdenken…
Ich weiß es nicht mehr, ist ja auch egal.

PS: Die Kappe ist noch immer über einen Online-Versender erhältlich: Diapolo Skull Silikon Schwimmkappe Badekappe – falls Sie die Wirkung auch mal ausprobieren willen.


 

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1 Antwort

  1. Smamap1 sagt:

    Ein klasse Beitrag, wie ich finde.
    Wie Kleinkind drauf gekommen ist, dass man sich vor sowas fürchten müsse, bliebe dann die Frage.
    Von selbst bestimmt nicht.

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