Ich bin fein raus

Stultus neque scribere neque natare scit.

So hätten weiland, glaubt man der FAZ, die alten Römer über einen ungebildeten Menschen gesprochen. Ist ihnen ein solcher unter die Augen gekommen, dann hätten sie – statt wie wir  heute wenig prosaisch sagen „der ist zu doof, ein Loch in den Schnee zu pinkeln“ – gestöhnt: Stultus neque scribere neque natare scit.
An dieser gepflegten Ausdrucksweise erkennt man eben den wahren Humanisten.
Eine Quelle für dieses Zitat findet sich freilich nicht, Fehlanzeige bei Horaz, Ovid, Sencea, Vergil oder Cicero, also wird flugs eine Redensart daraus gemacht – und diese der antiken römischen Bildungselite in den Mund geschoben.
Wer unter den Lesern dieses Blogs nicht das Privileg und das Vergnügen hatte, diese wunderbare, alte Sprache in der Schule lernen zu dürfen, sich also heute mit Küchen-, Jäger- und Anglerlatein begnügen muss, dem sei an dieser Stelle verraten, dass der Römer in etwa formulierte, dass töricht (im Sinne von „dumm, unfähig“) sei, wer weder des Schreibens noch des Schwimmens mächtig ist.mens-sana_bearbeitet-1
Auf diesen Satz stoße ich bei meiner aktuellen Lektüre, nämlich John von Düffels Buch Gebrauchsanweisung fürs Schwimmen, das ich schon einmal in diesem Blog zitiert habe. Es ist ein Hochgenuss, es zu lesen (und so viel besser als seine Philosophie des Schwimmens, die niemand geringerer als Michael Groß persönlich in der FAZ verrissen hat), auch wenn von Düffel ebenfalls eine Quelle für diese Sentenz zu benennen schuldig bleibt und vom Lesen statt vom Schreiben spricht.
Sein neues Buch aber ist Balsam für den Kopf, den er übrigens beim schwimmen als störend bezeichnet. Denn er macht viel Arbeit: nicht intellektuell – sondern rein als Materie. Da kann man ihm nur zustimmen.

Den heutigen Tag habe ich mit beidem verbracht: Theorie und Praxis, Arbeit für und mit dem Körper, Arbeit mit und für den Geist.
Orandum est, ut sit mens sana in corpore sano heißt es ja frei nach Juvenal, um noch einmal die alten Römer zu zitieren.
Wohlan. Also schwimme ich 7/9 meines heutigen Trainingspensums. Anschließend lege ich mich in die Sonne bis der Himmel sich bewölkt und lese übers Schwimmen. Bleibt, noch einmal in meine „Pep-your-swim-Buxe“ zu steigen, ins Becken zu gehen und die letzten 2/9 Schwimmen nachzulegen. Dabei lässt wunderbar über all das nachdenken, was ich zuvor gelesen habe und es lässt sich perfekt an mir selbst zu beobachten, was ich bisher völlig automatisch gemacht habe – ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, wie und warum ich das tue.
In vielem gebe ich Düffel recht, in einigem möchte ich vehement widersprechen. Dazu ein anderes Mal vielleicht mehr.portrait_bearbeitet-1

Fazit des Tages ist: Die alten Römer hatten recht, auch wenn es vielleicht politisch nicht korrekt ist und es gute Gründe geben mag, warum der eine das eine, der andere das andere und der dritte weder das eine noch das andere kann und dieser Satz durchaus auch diskriminierend genutzt werden könne. Trotzdem:

Dumm, wer nicht schreiben (und lesen) und wer nicht schwimmen kann.

Ich kann beides.
Ich bin fein raus…

PS: Ich kann übrigens auch ein Loch in den Schnee pinkeln. Das können auch nicht alle…


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3 Antworten

  1. modoufall sagt:

    Quidquid agis, prudenter agas et respice finem!

  2. Stimme dir voll und ganz zu. Wir, die wir beides können, sollten uns glücklich schätzen. Oder, um nicht auszuscheren: Bene ferre magnam, disce fortunam!
    Es grüßt herzlich – Die Kraulquappe.

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