Heute ein Brutzler?

Alles hat seine zwei Seiten. Strahlender Sonnenschein gehört ganz sicher dazu. Einerseits freue ich mich, dass Seen und Weiher sich erwärmen, dass Schwimmen im Freien angenehmer wird… und das nicht nur im Freibad. Die nämlich sind, das ist die andere Seite der Medaille, bei strahlendem Sonnenschein gesteckt voll. An Schwimmen ist dann nicht mehr zu denken, was mich im Moment aber herzlich wenig kümmert, da ich weit weg vom nächsten Freibad im Urlaub am Meer bin, derweil sich in den heimischen Bädern die Massen stapeln, wie ich im Chlorhuhn-Blog lese…
An ein anderes Problem strahlenden Sonnenscheins denkend, habe ich Ende April die Sportgeschäfte in der Münchner Innenstadt abgeklappert:  Im vergangenen Sommer habe ich mir bei 5.000 Metern im Freibad einen Sonnenbrand vom Allerfeinsten geholt. Das muss ich nicht noch mal haben.  Nicht nur, dass ich ein paar Tage lang kaum auf dem Rücken liegen konnte, es soll ja auch nicht unbedingt besonders gesund sein. Hautärzte wissen, was ich meine. Nun ist die Wahl der Optionen nicht gerade groß:

  • Ich könnte mich mit wasserfester Sonnencreme fett einschmieren. Lichtschutzfaktor 50 und das Ganze am besten fingerdick. Nun weiß ich nicht, ob das für die kleinen Gewässer so gut ist. Vielleicht kommt’s auf den einen mehr oder weniger nicht an, der dick eingecremt ins Wasser steigt. Vielleicht aber eben doch. Ich weiß es nicht, aber ich habe kein gutes Gefühl dabei.
  • Die Haut daran zu gewöhnen, halte ich für falsch.
  • Die Schwimmzeiten an die Witterung anzupassen ist sicher auch keine gute Idee.
  • Im Neoprenanzug zu schwimmen halte ich bei bacherlwarmen Wasser auch für unsinnig.

Aber es gibt ja auch die UV-Protection-Shirts. „Australier schwören darauf“, belehrte mich der Verkäufer in einem der Sportgeschäfte, als ich ihn fragte, ob die überhaupt was taugen.
Das war nun eine vorhersehbare Antwort, aber nicht das, was ich eigentlich wissen wollte. Dass sie zuverlässigen Schutz gegen Sonnenstrahlen bieten, stelle ich gar nicht in Frage. Ich wollte wissen, ob man sie zum Sport anziehen kann.
„Die Bewegungsabläufe sind ja nun sehr spezifisch, und sehr unterschiedlich, wenn ich damit nur am Strand sitze, ist das ja keine Frage“, antwortete ich. „Aber kann man damit auch schwimmen?“
Der Verkäufer zeigte sich ratlos. Dann empfahl er mir, einfach mal so ein Shirt anzuprobieren und die Bewegungsabbläufe auszuprobieren. Trockenschwimmen also in der Umkleidekabine. Das erinnerte mich arg an den Kauf meines ersten Neoprenanzugs. Verbrutzeln lassen möchte ich nicht, die Haut vergisst nichts, beten schließlich mantramäßig die Dermatologen herunter, und mein Sonnenbestrahlungskonto ist rückblickend auf mein bisheriges Leben schon reichlich voll…
Keine fünf Minuten später stand ich in der Kabine, an Schwimmbewegungen dachte ich erst mal nicht. Aber an Handy-Bilder. Die nämlich waren schnell gemacht und ebenso schnell mit der Frage Dieses oder dieses in die Familien-WhatsApp-Gruppe geschickt:
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Kann ja schließlich nicht sein, dass ich, der Mode-Legastheniker, mir etwas kaufe, was die meinigen so abscheulich finden, dass sie sich mit mir nicht mehr sehen lassen wollen. Also stellte ich beide Alternativen zur Diskussion.
Da Antwort ausblieb, habe ich kurzerhand eines der beiden Leibchen gekauft. Stammleser wissen: Ich bin ein Mensch schneller Entschlüsse. Nach ein paar Tests im heimischen Schwimmbad weiß ich mittlerweile, dass es eine Nummer kleiner auch getan hätte. Aber jetzt ist es erst einmal zu spät. Also schwimme ich in der blauen Kunststoffhaut im kroatischen Velebit-Kanal umher.
Und ich tue gut daran, denn ich merke, dass das Hemdchen nicht nur vor Sonnenstrahlen schützt. Es hält auch ein wenig die Wärme am Leib, was mir bei Wassertemperaturen, die um die 20°C sind, recht angenehm ist. So kann ich ein Stück weiter schwimmen als ich es vielleicht sonst gemacht hätte und auf den Neopreananzug, den ich nur einmal angehabt habe, verzichten. Und wenn sich jetzt die adriatischen Pinnea nobilis Muscheln, über die ich hinweg schwimme, totlachen, dann kann ich es auch nicht ändern. Die stehen zwar unter strengem Naturschutz und ich möchte nicht für deren Ausrottung mitverantwortlich sein, dazu mag ich sie viel zu sehr, aber letztlich ist es ihnen vermutlich egal, was einer anhat… und was nicht.
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Ich habe auch noch nie eine Muschel lachen hören, ich riskiert das und genieße das Meer. Und das nahezu täglich. Es ist einfach traumhaft, an der Küste entlang zu schwimmen, im gebührenden Abstand von Fischerbötchen, planschenden Camping-Urlaubern, angelnden und steinwerfenden Kindern und allem, was einem sonst den Sport vermiesen könnte.
adria04-02Bei meiner Strecke wähle ich als Wendepunkt die Ruine eines ehemaligen venezianischen Wehrturms. Bis dahin und nicht weiter soll es gehen. Für die Strecke brauche ich etwa eine halbe Stunde. Das ist ok. Schließlich muss ich den ganzen Weg zu meinen Sachen auch wieder zurück.
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Der Rückweg allerdings dauert etwas mehr als 45 Minuten. Der Wind hat aufgefrischt, die Strömung hat deutlich zugenommen, da die Flut das Wasser in den Kanal drückt. Es kostet erheblich mehr Kraft, dagegen anzuschwimmen und trotzdem Strecke zu machen. Ich muss zugeben, ich bin froh, als ich endlich die Bucht erreiche, an deren Strand ich meine Kleidung und mein Handtuch zurückgelassen habe. Die Urlauber, die in der Sonne liegen, zeigen sich etwas irritiert, als ich im Hemdchen aus dem Wasser steige. Aber die baden ja nur und schwimmen nicht. Vielleicht wissen sie nicht, wie stark die UV Strahlung gerade im Wasser wirkt. Und wenn sie sich beim Brutzeln oder Planschen ihre Haut verkrebsen, dann sind sie selbst schuld.
DSCF0550So ein UV Rashguard Shirt hilft da, Leute.
Wusstet Ihr das nicht?
Australier schwören darauf.
Darum benutze ich das.
Weil ich es mir wert bin.

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1 Antwort

  1. modoufall sagt:

    So ein ähnliches Teil habe ich diese Woche auch gekauft, aber noch nicht getestet. Heute hätte ich die passende Hose brauchen können, hab mir die Kniekehlen gebrutzelt – meine Wasserlage ist wohl ganz in Ordnung.

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