Bei den Reichen und Schönen an der Versilia

Irgendwo müssen sie ja hin, die Reichen und Schönen der nordtoskanischen Städte Pisa, Lucca und Florenz, die Marmormagnaten aus Carrara und die Textilfabrikanten aus Prato: Also bevölkern sie im Sommer die Versilia, ein Stück toskanische Küste am ligurischen Meer.
Schön ist es dort, vor allem, wenn die Reichen und Schönen noch in den Städten hausen, die Saison gerade erst beginnt und es entsprechend ruhig zugeht an den Stränden von Viareggio und Lido die Camaiore. Nicht nur abends.r-versilia-01-02
Zwar lassen sich einige geldige Touristen sehen, ein paar Russen und Schweizer protzen mit dicken Autos, aber im Großen und Ganzen geht es zivil zu. Und von den Schönen ist ohnehin nicht allzuviel zu entdecken – auch wenn die Russen meinen, sich eine Schönheit geangelt zu haben. Aber die ist meist nur plastikblond und kurvig. Schön geht anders, das ist eine Frage der Haltung und Ausstrahlung. Da können sie in Italien noch viel lernen.
Am Strand sind dann sowieso alle mehr oder weniger gleich. Bademode hat etwas kolossal Sozialistisches – es lebe die Gleichmacherei. Die wirklich teuren Schwimmtextilien, die so um die 200 Euro oder mehr kosten, also Powerskin Carbon Technik und fina-genehm, gibt es hier sowieso nicht zu sehen. Alles, was das Volk am Strand trägt, ist preislich deutlich darunter. Und den geblümten Shorts sieht der Laie nicht an, ob sie beim französischen Pret-a-Porter Hermes oder schwedischem Textilverramscher Hennes und seinem Kumpel Mauritz gekauft wurden.
Von Reichen und Schönen ist also Fehlanzeige, was aber auch daran liegen kann, dass wir den öffentlichen Strand bevorzugen und nicht die Liegebatterien nebst Bewirtschaftung. Aber einladend schaut es dort auch nicht gerade aus.r-versilia-01-01
An der spiagga liberta hingegen tummeln sich Familien mit Kindern (die noch zu klein für die Schule sind) und Familienreste ohne Kinder (die zu groß sind, um noch immer mit Mama und Papa zu verreisen). Es gibt deutsche Schulgruppen und jede Menge Rentner Aktiv-Senioren, denen die Versilia im Sommer zu heiß und wohl auch zu teuer ist. Kaum, dass man sein Handtuch ausgebreitet und darauf Platz genommen hat, bietet einem alle paar Minuten jemand einem Sonnenbrillen, Strohkörbe, Tücher, Hütchen, Selfiesticks, Tand und Tinnef aus Fernost, Eis oder gekühlte Getränke an. Das folgende Bild also trügt:r-versilia-01-03
Nach absolviertem Touristenprogramm und vor dem Besuch einer netten Bar machen wir gern einen Abstecher an den Strand, wenn wir uns nicht sogar bewusst aus den Alpi Apuane hinunter ans Meer bemühen. Wir legen uns in den graubraunem Sand aus und genießen den Urlaub. Das dauert etwa drei Minuten. Dann rühren sich die Hummeln im Hintern – ich will ins Meer. Was heißt will? Ich muss!
Es herrschen Brandung und Strömung, beides nicht so stark, dass es einem die Füße wegzieht, aber doch, dass das Schwimmen nicht ganz ohne ist. Mal also ohne, mal mit Shorty, denn das Wasser ist frisch, aber immer mit Safer Swim Boje.
Ich schwimme ein Stück hinaus der Nachmittagssonne und den Wellen entgegen. Bojen markieren die Grenze des bewachten Strandes. Parallel zum Strand reihen sie sich auf. Ich schwimme von Boje zu Boje. Immer nach Nord-Westen, der Strömung entgegen. Vergangenes Jahr in Kroatien habe ich es zu genießen gelernt, auf dem Rückweg von Wellengang und Strömung getragen zu werden. Das mache ich heuer auch wieder so. Darum also nach Nord-Westen.
Es macht – obwohl das Wasser aufgewühlt und sehr trübe ist – unglaublich viel Spaß, im Meer zu schwimmen. Der salzige Geschmack im Mund stört mich nicht im Geringsten.r-versilia-04-02Und wenn dann die Gaudi vorbei ist, wird die sorgsam am Mann angeleinte Unterwasserkamera aktiviert. Selfies ohne Ende. Und wenn man meint, es ist genug, dann gleich noch mal so viele. Denn von 10 Fotos ist maximal eines herzeigbar. Es ist pure Glücksache, ob die Selfies gelingen, solange man von den Wellen hin und her geworfen wird. Mal stimmt der Ausschnitt nicht, mal ist das Bild unscharf. Mal ist ein Wassertropfen auf dem Objektiv (wie ist der denn dahin gekommen?), mal der Gesichtsausdruck dämlich, mal das Bild einen Bruchteil zu spät ausgelöst. Mal sieht man aus wie ein im Wasser treibender Mops, dann wieder wie eine Kalkleiche. Und immer ist die Frisur ramponiert.
Aber dann gelingt doch das eine oder andere recht ordentlich. Es gibt ein Bild, mit dem ich zufrieden bin.r-versilia-04-01
Wenn alles vorbei ist, leg ich mich im flachen Wasser in den Sand und lasse die Wellen über mich hinwegrollen. Das mochte ich immer schon.
Das ist dann einer der Momente, in denen ich mal wieder froh bin, einen Shorty zu tragen. Er vermeidet Sonnenbrand auf den Schultern und hilft, das Abkühlen des immer wieder an die Luft gelangenden Rückens und vor allem der Nierchen (alte Männer müssen ja sooooo aufpassen) zu vermeiden.
Aber das ist noch lange nicht alles: Der Halteriemen der Boje schnürt nicht so in den Kugelbauch und hinterlässt keine Abdrücke. Und selbiger, also der Bauch, wird nicht so über den Sand gescheuert, wenn man wie ein gestrandeter Wal an der Wasserkante liegt. Zwar muss ich so auf das Peeling verzichten – aber das Beste ist: Der Shorty verhindert wirksam das Eindringen des Sandes in alle Ritzen. Und das ist doch auch was wert.r-versilia-03-41


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