1% – das wäre doch mal was…

Aus allem, so warf mir einst eine ehemalige Kollegin vor, müsse ich eine Wissenschaft machen.
Ich konterte, dass ich mich eben gern mit einer Sache richtig beschäftige, oder es eben lasse. Strukturiert, durchdacht und planvoll. Und ich weiß bis heute nicht, was daran falsch sein soll, sich tiefergehend auf etwas einzulassen statt nur ein wenig auf der Oberfläche herumzukratzen…

Nun ist es natürlich so eine Sache mit der Sache – also der, mit der man sich beschäftigt. Nehmen wir zum Beispiel Bahnhöfe. noch immer nämlich weist die Website Deutschlands Bahnhöfe traurige rote Flecken en masse auf. Also Orte, in denen es zwar Bahnhöfe oder zumindest Zughaltepunkte gibt (ja, so etwas gibt es), aber sich niemand findet, der diese Orte fotografiert und die Bilder den Seitenbetreibern zur Verfügung stellt. Nach wie vor gilt es, die 5.652 Bahnhöfe auf dieser Seite bebildert darzustellen. Erstaunlich rot und damit unfotografiert präsentiert sich trotz meiner Bilder dabei noch immer die Region östlich und südlich von München.

Da kann man nicht nur was tun – das muss man aktiv werden. Praxis statt Wissenschaft eben. Und überraschend viel Spaß macht es auch: Spaß, das Hinterland zu erforschen, Spaß, die Bahnhöfe zu finden, Spaß, an dem Anfüllen der Seite mitzuwirken. Und es macht Spaß, dass an der Nordseeküste die Wattundmeer-Bloggerin sich hat infizieren lassen, Bahnhöfe abzuklappern und sie wiederum Bibos kleine Fluchten inspiriert hat, Lücken im Kölner Raum  zu schließen. Das nenn ich mal viral…

Ende Mai schrieb ich meinen ersten Beitrag zu diesem Thema, nachdem ich kurzerhand sechs Bahnhöfe in nächster Nähe fotografiert hatte. Dann aber wuchs – weil ich eben aus allem eine Wissenschaft mache, Sammlungen wahnsinnig gern vollständig sehen möchte und überhaupt ein hilfreicher Geselle bin – eine Idee: Zumindest 1% der Fotos der Sammlung könnten doch von mir sein. Was heißt: 56,2, also gerundet 57 Bahnhöfe. Männer brauchen bekanntlich Ziele, Aufgaben, Herausforderungen, müssen sich beweisen und die Messlatten hoch hängen.

1% – das klingt gut, sechs habe ich ja schon, bleiben 51.
Seit Wochen mache ich manchen Schlenker auf der Weg zur Arbeit oder auf dem Rückweg nach Hause Statt über die Autobahn fahre ich Land, nutze Schleich- und mehme Umwege in Kauf und reiche Fotos über Fotos weiter. Als da wären die Bahnhöfe:

Erding, Altenerding und Erding-Aufhausen, die ich abends auf dem Heimweg vom Freibad mitnehme (3 weitere, gesamt: 9, bleiben noch 48):

Aus allem eine Wissenschaft: Bahnhöfe der Region - Erding

Bahnhöfe der Region – Erding

Für Poing, Grub und Heimstetten fahre ich morgens mal parallel zur Autobahn ins Büro, auf dem Heimweg besuche ich Furth und Hohenbrunn. (5 weitere, gesamt: 14, bleiben noch 43)

Aus allem eine Wissenschaft: Bahnhöfe der Region - Grub

Bahnhöfe der Region – Grub

Thann-Matzbach darf nicht vergessen werden. Da kommt ich ja quasi auf dem Weg zum Taufkirchener Freibad vorbei. Der  Bahnhof ist buchstäblich in the middle of nowhere. Wie einst im Wilden Westen, als man noch Lieder vom Tod spielte. (Ein weiterer, gesamt: 15, bleiben noch 42).

Aus allem eine Wissenschaft: Bahnhöfe der Region - Thann-Matzbach

Bahnhöfe der Region – Thann-Matzbach

Als Berufspendler erlaube ich mir abends eine kleine Extratour auf dem Heimweg. Sie führt mich über Deisenhofen, Aying, Dürnhaar, Peiß, Großhelfendorf nach Zorneding, Eglharting, Kirchseeon, Grafing Stadt, Grafing Bahnhof und Ebersberg: Ich dringe in Galaxien vor, die nie ein Preußenmensch zuvor gesehen hat. Im Lauf der Woche hüpfe ich vom Autobahnring runter nach Baldham.  München-Englschalking wird abgearbeitet, als wir an einem Wochenende vor dort aus in die Stadt fahren (13 weitere, gesamt: 28, bleiben noch 29).

Bahnhöfe der Region - Peiß

Bahnhöfe der Region – Peiß

Ende Juni führt mich eine ausgeklügelte Route erneut durch die Peripherie südlich von München heimwärts. Es gilt, dort die letzten Lücken zu schließen: Taufkirchen, Unterhaching, Fasanenpark, München-Fasanengarten, München-Perlach und Gronsdorf. Neben den panoramafreien Bildern, die ich für Deutschlands-Banhoefe.de anfertige, verschlägt es mich dieses Mal auf das Bahngelände. Klick – ich mache ein Bild nur für mich. Und mein Blog.  (6 weitere, gesamt: 34, bleiben noch 23)

Bahnhöfe der Region - Gronsdorf

Bahnhöfe der Region – Gronsdorf

 

Damit sind die halbwegs akzeptabel erreichbaren Bahnhöfe alle erledigt. Den Spaß war’s wert. Ein wenig erinnert es an die gute alte Schnitzeljagd. Nicht jeder Bahnhof ist schnell zu finden, manche sind gar nicht ausgeschildert.

Ich stehe bei 34. Es fehlen noch 23, um das eine Prozent zusammenzubekommen.
Und nun? Ein Plan muss her. Mittlerweile ist die Zahl der erledigten Bahnhöfe von 39% auf 45% gestiegen, es wird langsam eng, will ich nicht quer durch Deutschland reisen.

Auf dem Weg zum Bibisee (wovon in diesem Blog zu lesen war) mache ich Stop in Icking und Wolfratshausen. (2 weitere, gesamt: 36, bleiben noch 21)

Bahnhöfe der Region - Icking

Bahnhöfe der Region – Icking

Vierzehn Tage später fahre ich zum Hofstätter See nördlich von Rosenheim. Es ist kein großer Umweg, die Haltepunkte der Südostbayernbahn Steinhöring, Tulling, Forsting, Edling und den Bahnhof von Wasserburg gleich „mitzunehmen“. Für die Rückfahrt spendiere ich einen Schlenker und kassiere Rosenheim-Hochschule, Schechen, Rott/Inn, Ramerberg und Soyen.  (10 weitere, gesamt: 46, bleiben noch 11)

Bahnhöfe der Region - Soyen

Bahnhöfe der Region – Soyen

Läuft also.
Auf alle Fälle werde ich die nächsten, unbekannten Seen nach Bahnhofsdichte auf der Strecke ausgesuchen. Das nenne ich planvoll. Und nicht wissenschaftlich. Aber ich werde Stillschweigen darüber wahren, wo ich überall noch zum Schwimmen und Bahnhöfe fotografieren hinfahren werde. Sonst schnappt sie mir am Ende noch einer weg. Und ich bekomme die 1% nie voll. Es fehlen doch nur noch 11.
Das gilt es unbedingt zu verhindern. Das verstehen Sie doch, oder?
ODER?

 


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5 Antworten

  1. Und wie ich das verstehe! Mir hat doch tatsächlich einer „meine“ zweite Strecke mit 6 weiteren Bahnhöfen vor der Nase weggeschnappt. Nun bleibt’s erst mal bei 0,1% und wird so schnell nicht auf die fast schon erreicht geglaubten 0,2 Prozent kommen. Ich drücke Dir die Daumen für Dein Prozent! Gruss aus dem Norden, Ulrike

  2. Ach jeh … Männer ;-) Größer, schneller, weiter … 1% Marke … soso ;-) Ich habe mir auch fest in den Kopf gesetzt „mein Gebiet“ grün zu bekommen … bin dafür auch schon das ein oder andere Mal Bahnhöfe abgeklapptert. An einem bin ich durch Zufall vorbei gekommen und habe gleich in der App der noch zu fotografierenden Bahnhöfe nachgeschaut – Foto fehlte noch – also nix wie hin … ein weiterer – das waren eh die beiden, die ich schlecht in eine Rundtour einbinden konnte – kam noch dazu … heute sind es schon – ich war gerade mal nachzählen – 48 Bahnhöfe! Deiner Rechnung zufolge bin ich ja auch – ohne es zu wissen – fast bei 1% angekommen … Holla die Waldfee – jetzt sind es nicht mehr nur die persönlich gesteckten Grenzen in denen ich gerne grüne Punkte sehen möchte, jetzt kommt noch eine 1% Marke dazu :-)

    Lutz ich stehe hinter Dir! Auf, auf zu weiteren 11 Bahnhöfen oder auch nur Haltepunkten mit oder ohne Empfangsgebäude… Du schaffst das!!! Wenn man etwas wirklich will, dann kann man es auch zustande bringen!!!

    Und wer über mich denkt: die ist ja bekloppt! Jou – denkt, was ihr wollt, wenn ihr nichts anderes zu tun habt – ich bin gerne ein bisschen bekloppt. Bekloppt ist auch eine Art von besonders ;-) ;-) ;-) Und anstatt sowas zu denken – völlig unnütz – könntet ihr auch Bahnhöfe fotografieren ;-) ;-) ;-)

    • Peter sagt:

      Wer zu spät kommt, den bestraft….ja wer eigentlich? Nachdem Du, Lutz, nun zum zweiten Mal derart appelliert hast, habe ich mir fest vorgenommen, wenigstens einen Bahnhof beizusteuern, vielleicht sogar zwei. Ist zwar völlig sinnfrei, aber was soll’s. Also nachgeschaut, und siehe da: Bottrop-Boy und Bottrop-Vonderort waren noch „frei“. Habe dann bei nächster Gelegenheit am Bahnhof Boy angehalten, fotografiert und abends am Rechner festgestellt, dass mittlerweile alle Bottroper Bahnhöfe „besetzt“ sind! Und überhaupt sieht es im Ruhrpott schon verdammt grün auf der Bahnhofs-Map aus! Da könnt Ihr Euch im Süden aber eine Scheibe davon abschneiden!!!

  1. 23. Juli 2017

    […] Zwetschgenmann – Lutz Prauser … – geht das Projekt jetzt wissenschaftlich an und will die 1% […]

  2. 12. September 2017

    […] auf der Seite http://www.deutschlands-bahnhoefe.de abgelegt wurden. Wieso, weshalb, warum? Bitte lesen Sie hier ggf. nach, warum ich unbedingt 57 Bahnhöfe fotografieren wollte, eine so skurrile, wie für mich […]

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